Angekündigter Protest So bereitet sich Bern auf mögliche Krawalle bei der Corona-Demo vor

twei

23.9.2021

Auch wenn die Proteste nicht bewilligt wurden, werden am Donnerstagabend Kritiker der Corona-Massnahmen in Bern demonstrieren. Sicherheitsdirektor Reto Nause kündigt an, hart durchgreifen zu wollen.

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23.9.2021

Fliegende Gegenstände, Wasserwerfer und Tumulte mit Gegendemonstranten: Diese Bilder von den Ausschreitungen im Rahmen einer Demonstration gegen die Covid-Massnahmen am vergangenen Donnerstag in Bern sind noch immer präsent. Umso mehr ist es den Verantwortlichen ein Anliegen, eine ähnliche Eskalation bei der angekündigten, aber nicht bewilligten Demonstration diesen Donnerstagabend vor dem Bundeshaus zu vermeiden.



Bereits am Morgen montierten Helfer vor dem Bundeshaus einen Schutzzaun – sicher ist sicher. Obwohl die Proteste verboten wurden, rechnet der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause mit Demonstranten, die extra deswegen anreisen. «Die Lage ist sehr unübersichtlich. Wir gehen davon aus, dass weniger Leute kommen. Aber sie werden kommen», prognostizierte der 50-Jährige im Interview mit «Blick».

An all diejenigen, die trotzdem planen, in Bern auf die Strasse zu gehen, richtete sich Nause direkt: «Nach wie vor gilt der Appell, nicht an unbewilligten Kundgebungen in Bern teilzunehmen. Die Polizei hat den Auftrag, Demos zu verhindern. Man muss damit rechnen, kontrolliert zu werden.»

Polizei verhinderte «möglichen Sturm aufs Bundeshaus»

Genaueres zum Vorgehen der Polizei gab Nause aus taktischen Gründen nicht preis. Er sagte nur so viel: «Wir haben nicht vor, am Zaun wieder eine Menschenansammlung zuzulassen nachdem, was am letzten Donnerstag passiert ist.» Bei den Ausschreitungen in der vergangenen Wochen hatten Demonstranten so lange an dem Zaun gerüttelt, bis sich Schrauben lösten. Anschliessend setzten die Beamten Wasserwerfer ein, um den Mob zurückzudrängen.

Im Anschluss nannte Reto Nause die Krawalle einen «möglichen Sturm aufs Bundeshaus». In der Folge kam man überein, unbewilligte Kundgebungen in Bern nicht länger zu tolerieren.

Das sagt der Bundespräsident zur Demo in Bern

Das sagt der Bundespräsident zur Demo in Bern

«Wir verurteilen uneingeschränkt Gewaltakte, sei es gegen Menschen, privates oder öffentliches Eigentum». So kommentierte Bundespräsident Parmelin die Demonstration der Gegner des Covid-Zertifikates vor dem Bundeshaus.

17.09.2021

Doch das Verbot könnte möglicherweise besonders radikale Protestler anziehen, merkte Nause zweifelnd an: «Was sind es für Leute, die trotz der Demo-Absage nach Bern kommen? 95 Prozent der Demonstranten sind erfahrungsgemäss friedlich. Aber ob es diese 95 Prozent sind, die sich für heute Abend mobilisieren lassen oder die 5 Prozent Krawallmacher – da bin ich mir nicht sicher.» 

Skeptiker rufen zu Teilnahme an Demonstration auf

Die Sorge von Nause untermauern Aufrufe in einschlägigen Kanälen, die Corona-Skeptiker für ihre Kommunikation nutzen. Laut «Blick» machten Flyer der Gruppierung «Schweizer Widerstand» die Runde, die unter dem Motto «Jetzt erst Recht» Teilnehmer für die heutige Demonstration zu mobilisieren versuchten.

Bei einem Protest vor dem Bundeshaus kam es am vergangenen Donnerstag zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizisten.
Bei einem Protest vor dem Bundeshaus kam es am vergangenen Donnerstag zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizisten.
Bild: Keystone/Peter Klaunzer

Klar positionierten sich hingegen einige Gruppierungen, die bisher eine Nähe zu Massnahmenkritikern aufwiesen. Sowohl Nicolas Rimoldi von «Mass-Voll» als auch die Freiheitstrychler appellierten, sich von der unbewilligten Demo fernzuhalten. Der Sicherheitschef der Freiheitstrychler, Chrigi Rüegg, wurde deutlich: «Wir rufen auf, nicht nach Bern zu kommen, ihr müsst mit Repressalien rechnen.»