IndustrieRuag: Weniger Gewinn und Hausdurchsuchung
SDA
23.3.2018 - 11:37
Ein Tag nachdem bei Ruag ein Fall von dubiosen Waffengeschäften bekannt wurde, folgt die nächste Hiobsbotschaft: Der Reingewinn des bundeseigenen Rüstungs- und Industriekonzerns brach 2017 um 22,8 Prozent ein.
Der bundeseigene Rüstungs- und Industriekonzern Ruag erzielte 2017 noch 89 Millionen Franken Reingewinn, wie Ruag am Freitag mitteilte. Zwar stieg der Umsatz um 5,2 Prozent auf 1,96 Milliarden Franken auf eine neuen Rekordstand. Aber die Profitabilität konnte nicht mithalten. "Wir sind nicht zufrieden mit dem Ergebnis", sagte Konzernchef Urs Breitmeier.
Negativ zu Buche schlugen unter anderem Restrukturierungen im Bereich Land Systeme - wo 32 Kündigungen notwendig wurden. Hinzu kam eine Neubeurteilung von Kosten und Erträgen in der Sorgenkind-Division Defence, die als einzige der 5 Divisionen einen negativen Betriebsgewinn (EBIT) verzeichnete.
Weniger Munition in US gekauft
Weiter belastete der Rückgang der Umsätze mit Munition für Sportschützen in den USA und ihr Preiseinbruch das Ergebnis. Im Vorjahr hatten sich viele Amerikaner aus Angst vor der Wahl der eher waffenfeindlichen Hillary Clinton noch gross mit Waffen eingedeckt.
Erfreulich entwickelte sich der Auftragseingang mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 1,6 Milliarden. Letztes Jahr hatte Ruag 450 Stellen geschaffen, vor allem in Ungarn, USA und Grossbritannien (total: 9189) In Grossbritannien schlug die Übernahme der Cybersicherheitsfirma Clearswift mit 140 Mitarbeitern zu Buche, die Anfang 2017 integriert wurde. In der Schweiz sank die Zahl der Mitarbeiter von 4482 auf 4431.
Konzernchef enttäuscht
Zu den am Vortag bekannt gewordenen dubiosen Waffengeschäfte mit Russland sowie der Hausdurchsuchung sagte Breitmeier: "Wir sind enttäuscht, dass sich ein Kadermitarbeiter der Ruag entgegen dem Verhaltenskodex der Firma an einem Drittgeschäft beteiligt hatte, das wir nie bewilligt hätten." Die Bundesanwaltschaft hatte am Donnerstag Hausdurchsuchungen bei Ruag durchgeführt.
Hintergrund war ein Strafverfahren wegen Widerhandlungen gegen das Kriegsmaterialgesetz. Ein Kadermitarbeiter wurde per sofort freigestellt.
Ruag hat über die eigene Whistleblower-Stelle Kenntnis erhalten, dass der Kadermitarbeiter im Verkauf ausserhalb seiner Tätigkeit bei Ruag nicht autorisierte Geschäfte sowohl mit Ruag-Produkten als auch mit Konkurrenzprodukten abgewickelt haben soll.
Keine generelle Hausdurchsuchung
Breitmeier betonte, die Ruag habe zwar Munitionslieferung nach Russland an die Präsidentengarde gemacht vor den Sanktionen und zwar mit Bewilligung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Aber Ruag habe weder Scharfschützengewehre, noch Helikoptertechnik an Russland geliefert.
Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, könne er nicht viel sagen, so Breitmeier weiter. Ruag sei bemüht alle Fakten auf den Tisch zu legen. "Die Geschichte ist für uns unangenehm", betonte Breitmeier weiter.
Zudem hob er hervor, dass es sich nicht um eine generelle Hausdurchsuchung gehandelt habe. Bei der Hausdurchsuchung seien nur die Räume im Fokus gestanden, wo sich der Mitarbeiter bewegte.
Laut "Handelszeitung" sollen der Kadermann der Ruag-Munitionsdivision Ammotec sowie der Russland-Leiter der Bank Julius Bär hinter dem Rücken ihrer Arbeitsgeber seit Jahren millionenschwere Rüstungsgeschäfte abgewickelt haben.
Die Bank Bär sagte, sie hätte die Vorwürfe zur Kenntnis genommen und sei daran, diese zu untersuchen. Der betroffene Mitarbeiter sei zudem für die Dauer der Untersuchung freigestellt worden.
Folge von Cyberangriff
Als weitere Herausforderung in turbulenten Zeiten kommt für Ruag hinzu, dass der Bundesrat am Mittwoch entschieden hatte, Ruag bis 2020 aufzuspalten. Die Teile, die als Materialkompetenzzentrum für die Schweizer Armee jährlich Leistungen in der Höhe von rund 400 Millionen Franken erbringen, sollen zur Ruag Schweiz werden.
Die übrigen Teile des Unternehmens, die weltweit zivile und internationale militärische Geschäfte tätigen, zur neuen Gesellschaft Ruag International verschmelzen.
Der Bundesrat begründet die Neustrukturierung mit der höheren Informatiksicherheit, weil die Systeme der neuen Gesellschaften vollständig voneinander getrennt werden. Das Geschäftsfeld Cybersicherheit soll in der Gesellschaft Ruag International verbleiben.
Armeechef Süssli: «Wir können alle Rechnungen bezahlen»
Wegen des langsameren Anstiegs des Bundesbudgets fehlen der Armee insgesamt 11,7 Milliarden Franken. Das sagte Armeechef Thomas Süssli am Donnerstag in Bern vor den Medien. Er äusserte sich zu Berichten über ein Milliardenloch im Armeebudget.
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