440'000 Impfdosen fehlen Kantone müssen selbst Risikogruppen vertrösten

tafi

5.3.2021

Der Bund kann seine Lieferzusagen nicht einhalten: In den Kantonen kamen rund 440'000 weniger Impfdosen an als ursprünglich erwartet. (Symbolbild)
Der Bund kann seine Lieferzusagen nicht einhalten: In den Kantonen kamen rund 440'000 weniger Impfdosen an als ursprünglich erwartet. (Symbolbild)
KEYSTONE

Ohne Impfstoff keine Spritze: Den Kantonen fehlt mehr als ein Viertel der von Bund zugesagten Impfdosen. Nun müssen die Impfpläne angepasst und Menschen vertröstet werden.

Bis Ende Juni sollen Impfwillige in der Schweiz gegen das Coronavirus geimpft sein. An diesem Ziel hält der Bund nach wie vor fest, auch wenn es zunehmend unrealistischer scheint, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Der Grund: In den Kantonen kommt bedeutend weniger Impfstoff an als ursprünglich erwartet.

1,6 Millionen Impfdosen sollten bis Ende Februar verfügbar sein, hatte der Bund im Dezember angekündigt. Geliefert wurde ein gutes Viertel weniger. In absoluten Zahlen fehlen den Kantonen 438'000 Impfdosen, mit denen sie geplant hatten. Eine enorme Menge: Knapp 5 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung hätten damit ihre erste Impfung erhalten können.

Vielerorts Absagen und Terminstopp

Mit hätte, könnte, sollte kann aber niemand etwas anfangen: Die Kantone passen ihre Impfpläne gerade an, schreibt der «Tages-Anzeiger». Bereits vereinbarte Termine werden abgesagt, neue nicht vergeben. Selbst Menschen aus den priorisierten Risikogruppen müssen in einigen Kantonen vertröstet werden.



Prekär scheint die Lage laut «Tages-Anzeiger» im Kanton Solothurn. Dort seien Angehörige von Risikogruppen per SMS darüber informiert worden, dass sie möglicherweise erst im April geimpft werden.

In Luzern wird die Gruppe der 65- bis 75-Jährigen auf Mai oder Juni vertröstet. Die Impfung war eigentlich für März geplant. Betroffen von der Verschiebung seien demnach auch enge Kontaktpersonen von besonders gefährdeten Personen. Unter 65-Jährige mit Vorerkrankungen seien – entgegen den Empfehlungen der eidgenössischen Impfkommission – gleich ganz von der Prioritätenliste gestrichen worden.

Zürich vergibt keine neuen Termine

Im Kanton Zürich etwa, wo erst eines der beiden Impfzentren in Betrieb ist, werden alle jetzt verfügbaren Impfdosen für die zweite Impfung vorgehalten. Die sollten in Alters- und Pflegeheimen eigentlich schon verabreicht worden sein, mussten wegen verzögerter und reduzierter Lieferungen aber verschoben werden und sollen nun Ende März abgeschlossen sein.

Zahlreiche über 75-Jährige, die nicht in einem Heim leben und sich beim Hausarzt oder bei der Hausärztin impfen lassen wollten, warten derweil weiter auf einen Termin. Um keine Absagen zu riskieren, vergibt der Kanton neue Termin erst, wenn die Vakzine auch tatsächlich eingetroffen sind. Für den März wurden ihm vom Bund 180'000 Dosen zugeteilt.

Unklare Liefersituation bis Ende April

Wie es bis Ende April mit der Impfkampagne weitergeht, weiss bei den Kantonen zurzeit niemand so richtig. Der Bund habe noch keine definitiven Angaben gemacht, welche Liefermengen zu erwarten seien, was die Planungen zusätzlich erschwere.

Die Hoffnungen ruhen nun auf Mai und Juni. Dann sollen monatlich rund 3,5 Millionen Impfdosen in der Schweiz ankommen, vor allem vom Hersteller Moderna, aber auch von Curevac und Novavax. Diese Vakzine sind allerdings noch nicht in der Schweiz zugelassen.



Auch der Impfstoff von AstraZeneca harrt noch der Prüfung durch Swissmedic – der Hersteller ist nach eigenen Angaben «schnell lieferfähig». Die Schweiz hat bei dem schwedisch-britischen Unternehmen 5,3 Millionen Dosen bestellt.