«Alles ein Missverständnis» Russin wehrt sich gegen Propaganda-Vorwurf

Von Monique Misteli

9.11.2022

Als Beweis für den angeblich drohenden Krisen-Winter, hält Viktoria Petrowa eine mehrere Jahre alte Broschüre des Bundesamtes für Landesversorgung in die Kamera.
Als Beweis für den angeblich drohenden Krisen-Winter, hält Viktoria Petrowa eine mehrere Jahre alte Broschüre des Bundesamtes für Landesversorgung in die Kamera.
Screenshot: blick.ch

Russische Propaganda direkt aus Lausanne: Eine Russin, die eigenen Angaben zufolge in Lausanne lebt, behauptet, der Schweiz stehe ein Katastrophen-Winter bevor.

Von Monique Misteli

Die Schweiz steht am Abgrund. Fliessendes Wasser und Strom könnten fehlen, Züge und Busse stillstehen. Dem Land stünden existenzielle Monate bevor.

Dieses düstere Bild zeichnet die Russin Viktoria Petrowa in einem kurzen Video für das russische Onlinemedium «Life.ru», berichten die «Tamedia»-Zeitungen. Laut eigenen Angaben soll sie in Lausanne leben.

Als angeblichen Beweis für die dramatische Lage der Schweiz hält Petrowa die Broschüre «Kluger Rat – Notvorrat» in die Kamera, herausgegeben vom Bundesamt für Landesversorgung (BWL). Auf Russisch sagt Petrowa: «Die Schweizer Regierung schickt uns solche Broschüren.»

Veraltete Broschüre als Beweis

Die Broschüre gibt es tatsächlich. Nur: Anders als von Viktoria Petrowa dargestellt, hat der Bund die mehrere Jahre alte Broschüre jedoch nie in einem Massenversand an die Bevölkerung verschickt, sagte das BWL gegenüber Tamedia. Eine Kampagne vom Bund gebe es jedenfalls nicht. Wer aber möchte, könne sich die Informationen auch auf der Webseite des Amtes herunterladen.

«Alles ein Missverständnis» und aus dem Zusammenhang gerissen

«Blick» hat bei Petrowa nachgefragt, warum sie die Broschüre als Beweis für die angebliche Angst der Schweizer*innen verwende. Diese wehrt sich gegen den Vorwurf Propaganda zu betreiben und sagt es sei «alles ein Missverständnis» und ihre Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Ein Kollege aus Russland solle sie gefragt haben, ob Petrowa diese Broschüre erhalten habe. «Ich sollte erklären, was drin steht», sagt sie «Blick». Ausserdem sei es eine gute Sache, dass sich die Regierung auf ein solches Szenario vorbereite.

Zudem habe Sie nicht bewusst einen Beitrag für das russische Medium gemacht und glaube auch nicht, dass der Schweiz ein harter Winter bevorstehe.

Petrowa hat ukrainisch-russische Wurzeln. Ihr Vater ist Russe, ihre Mutter Ukrainerin. Sie verbrachte ihre Jugend in der Ukraine, studierte Journalismus in Kiew, arbeitete in Moskau und ging schliesslich ins Ausland, wie sie in einem Interview mit «RTS» sagte.