Unwetter-Bilanz Sturm «Sabine» kostet die Schweiz mindestens fünf Millionen Franken

sda/phi

11.2.2020

Mit dem Abflauen von Wintersturm «Sabine» beginnen in der Schweiz die Aufräumarbeiten. Die Versicherer ziehen bereits erste Bilanz: Die Schäden gehen in die Millionenhöhe.

Der Wintersturm «Sabine» hat in der Nacht auf Dienstag wieder vielerorts gewütet. In der Nidwaldner Gemeinde Ennetmoos wurde eine Hauptstromleitung heruntergerissen, wodurch ein Waldstück in Brand geriet. Verletzt wurde niemand, jedoch kam es zu einem Stromausfall.

Gegen 3 Uhr sei es durch den Kontakt der Leitung mit Bäumen zu einem Glimmbrand auf einer Fläche von 400 Quadratmetern gekommen, sagte ein Sprecher der Nidwaldner Kantonspolizei auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Feuerwehr habe den Brand unter Kontrolle gebracht.

Es kam zu einem Stromausfall. Die betroffenen Gebiete hätten rasch mit Notstromaggregaten versorgt werden können, teilte das Elektrizitätswerk Nidwalden (EWN) mit. Insgesamt seien rund 1'400 EWN-Kunden vom Stromunterbruch betroffen gewesen, am meisten in Dallenwil, wo der Ausfall aber bloss rund 15 Minuten gedauert habe.

230 Notrufe in Bern

«Sabine» hielt die Einsatzkräfte in der Nacht auch andernorts weiter auf Trab. Im Kanton Luzern gingen bei der Polizei 23 Meldungen wegen des Sturms ein. In Sursee kollidierte ein Autofahrer mit einer Tanne, die unmittelbar vor der Durchfahrt des Fahrzeugs auf die Strasse gefallen war. Der Wagen kippte auf die Seite, der Lenker blieb unverletzt.

In Bauma ZH ist ein ganzer Weiler mit fünf bis sechs Häusern abgebrannt.
In Bauma ZH ist ein ganzer Weiler mit fünf bis sechs Häusern abgebrannt.
Bild: Keystone

Bei der Kantonspolizei Bern gingen in der Nacht rund 70 Meldungen ein. Seit Sonntag waren es insgesamt 230 Meldungen. Auch im Kanton Zürich war es nicht ruhig, es krachten rund 40 Bäume auf Strassen und blockierten diese.

Insgesamt habe es aber deutlich weniger Vorfälle gegeben als in der ersten Sturmnacht von Sonntag auf Montag. Verletzte Personen wurden bis Dienstagmorgen keine gemeldet.

Schäden von mindestens fünf Millionen Franken

Der Versicherer AXA rechnet gemäss einer Mitteilung von Dienstag nach einer ersten Schätzung mit einer Schadensumme von rund vier Millionen Franken. Bislang seien mehr als 150 Schadenmeldungen eingegangen, es dürften aber bis zu 1'000 Schadenfälle werden, schreibt der Versicherer. Die Schäden dürften höher ausfallen als bei Sturm «Petra».

Bei der Mobiliar-Versicherung gingen bis Dienstagmorgen rund 500 Schadenmeldungen ein mit einer Schadensumme von rund 1,2 Millionen Franken. Schäden seien an Gebäuden, Hausrat und Motorfahrzeugen, aber etwa auch an Schwimmbadabdeckungen, Tischtennistischen oder Trampolins entstanden. Auch die Mobiliar rechnet damit, dass die Schadensumme noch steigt.

202 Stundenkilometer auf dem Gütsch

«Sabine» hat in der Nacht auf Dienstag mit den Windböen wieder viele Menschen aus dem Schlaf gerissen. Die stärkste Böe wurde auf dem Gütsch ob Andermatt UR gemessen. Sie brachte es auf 202 Stundenkilometer. Auf dem Jungfraujoch im Berner Oberland wurden 193 Stundenkilometer (km/h) gemessen und auf dem Ostschweizer Gipfel Säntis 188 km/h, wie Eugen Müller, Meteorologe bei Meteoschweiz, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Im Flachland wurden verbreitet Windgeschwindigkeiten von 70 bis 90 km/h registriert. Damit sei die zweite heftige Phase von Wintersturm «Sabine» etwas schwächer gewesen als die erste vom Montagmorgen, sagte Müller. Starke Böen gab es aber dennoch: In Mühleberg-Stockeren BE auf 775 Metern über Meer wurden 130 km/h gemessen, in Brienz BE 124 km/h.

Verabschiedet hat sich der Sturm noch nicht von der Schweiz. Der Wind werde sich im Laufe des Dienstags nach und nach abschwächen, sagte Müller. Auch SRF Meteo rechnete mit noch weiteren orkanartigen Böen. Die Spuren, die «Sabine» hinterlassen hat, waren in der Nacht auf Dienstag noch an vielen Orten zu sehen und zu spüren.

Einschränkungen im Verkehr

Am Dienstagmorgen waren nach Angaben der TCS-Verkehrsinformation etliche Strassen gesperrt. Die A2 musste in der Nacht zwischen Airolo TI und Göschenen UR in Richtung Norden kurzzeitig gesperrt werden, weil Bäume auf die Fahrbahn gestürzt waren. Aus Sicherheitsgründen oder wegen umgestürzter Bäume vorübergehend gesperrt waren etwa die Buchenegg- und die Hirzelstrasse, die Strassen durch den Hardwald sowie der Albispass.

Auf der A1 behinderten in der Nacht umgestürzte Bäume zwischen Luterbach SO und Kriegstetten BE den Verkehr in Richtung Bern. Zwischen Thalwil ZH und Horgen ZH war seit Montagabend und bis zum frühen Dienstagmorgen wegen Sturmschäden die rechte Fahrspur der A3 Richtung Chur gesperrt. Am Dienstag waren noch zahlreiche Hauptstrassen wegen Sturmschäden gesperrt.

Auch auf dem Schienennetz gab es am frühen Dienstagmorgen mehrere Unterbrüche, namentlich im Jura. Wegen umgestürzter Bäume waren im Berner Jura die Bahnstrecke Court-Moutier BE und im Zürcher Oberland die Strecke Winterthur-Rüti ZH seit Montag unterbrochen. Wegen eines Hindernisses auf dem Gleis unterbrochen war am Dienstagmorgen auch die Brünigpass-Bahnlinie, wie die Zentralbahn auf ihrer Webseite mitteilte. Es verkehrten Ersatzbusse.

«Sturmfrei»

«Sabine» machte sich auch in Schulen bemerkbar. Einige Kinder hatten auch am Dienstag «sturmfrei». Im Kanton Basel-Landschaft etwa haben Krisenstab und Amt für Volksschulen entschieden, es auch am Dienstag den Eltern zu überlassen, ob sie wegen des Sturmes ihre Kinder in die Schule schicken wollen oder nicht.

Auch in den Kantonen Zürich, St. Gallen und Schwyz machten Gemeinden den Schulbesuch am Dienstag oder zumindest am Dienstagvormittag freiwillig, oder der Schulunterricht war eingestellt. In Uster ZH zum Beispiel sollte am Vormittag die Schule noch ausfallen. Am Nachmittag mussten die Kinder aber wieder zum Unterricht.

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