Panne am Luxus-BahnhofSBB lassen defektes Fahrplan-Display monatelang unrepariert
Petar Marjanović
28.5.2025
Ortskundige können die Zwischenhalte Oerlikon und Wallisellen erraten. Informationen zu den Sektoren fehlen aber komplett.
Bild:blue News
Goldene Decke oben, defekter Bildschirm unten: Auf Gleis 34 im Zürcher Hauptbahnhof ist ein Fahrplananzeiger seit Monaten defekt. Schuld daran ist derselbe Grund, der vor Jahren das Ende der analogen Fallblattanzeiger einläutete.
Im Zürcher Hauptbahnhof fällt beim Gleis 34 ein Detail unangenehm auf: Der elektronische Perronanzeiger ist seit Monaten nur halb funktionstüchtig. Die untere Bildschirmhälfte ist defekt, Angaben zu Zwischenhalten oder Sektoreneinteilung fehlen teilweise oder ganz.
Besonders auffällig ist das, weil Gleis 34 zur Durchmesserlinie gehört – jenem Teil des Bahnhofs, der 2015 eröffnet wurde, Ost- und Westschweiz verbindet und mit seiner goldfarbenen Decke nicht nur modern, sondern fast schon luxuriös wirkt. Wo sonst alles auf Effizienz und Eleganz getrimmt ist, wirkt ein dauerhaft defektes Display wie ein Fremdkörper.
Zwar stehen in der Nähe weitere Informationsquellen bereit – andere Anzeigen, Lautsprecherdurchsagen, und bei Unsicherheit helfen auch SBB-Mitarbeitende. Dennoch: Der Zustand hinterlässt keinen besonders zuverlässigen Eindruck. Vor allem nicht bei Reisenden oder Tourist*innen, die Zuverlässigkeit und Präzision von der Schweizer Bahn erwarten.
blue News hat bei der SBB nachgefragt, weshalb die Reparatur so lange dauert – denn die Störung besteht bereits seit dem 18. Januar 2025.
SBB weiss nicht, wie lange es noch dauert
In der Antwort der SBB-Medienstelle wird deutlich, dass der Bahn die Situation selbst unangenehm ist: «Wir können nachvollziehen, weshalb ein defekter Perronanzeiger auf den ersten Blick zu Verwunderung führt, insbesondere, wenn die Störung länger andauert.»
Das Problem: Ein Hardwareteil im Anzeiger ist defekt und muss ersetzt werden. Doch genau dieses Ersatzteil ist derzeit nicht lieferbar. «Aufgrund längerer Lieferfristen können wir momentan keine verlässliche Aussage darüber machen, wann die Anzeige wieder einwandfrei funktioniert», erklärt Mediensprecherin Carmen Hefti.
Man fühlt sich unweigerlich an frühere Zeiten erinnert, als die nostalgischen Fallblattanzeiger ausgemustert wurden – ebenfalls wegen fehlender Ersatzteile. Heute fehlt nicht das Zahnrad oder ein Motörchen, sondern ein Elektronikbauteil. Das Ergebnis ist dasselbe: Informationen gibt es nur teilweise.
Die Fallblattanzeiger wurden durch Displays ersetzt, weil Ersatzteile fehlten.
KEYSTONE
SBB-App zuverlässiger als Display
Immerhin wurde der Defekt laut SBB rasch gemeldet. «Unsere Mitarbeitenden sind generell sehr aufmerksam», betont Hefti. Die Kundeninformation sei trotz des Problems sichergestellt – über weitere Displays in der Passage und Durchsagen.
Doch die Praxis zeigt: In der Hektik des Berufsverkehrs werden Durchsagen schnell überhört, und wer den Bahnhof nicht kennt, muss erst suchen, wo es noch funktionierende Anzeigen gibt. Müssen dann zusätzliche Informationen wie Umleitungen oder Fahrzeitverlängerungen dargestellt werden, fehlen Halteorte komplett. Die einzige Lösung liefert dann nur noch die SBB-App.
Wie hoch die Kosten für die Reparatur sind, bleibt offen. Die SBB machten dazu auf Anfrage keine Angaben.
Hier können SBB-Kund*innen Defekte melden
Wer im Pendleralltag ein defektes Objekt oder einen vernachlässigten Ort entdeckt, kann das der SBB melden.
Bahnverkehr zwischen Bern und Freiburg zwei Monate unterbrochen
Wegen Unterhaltsarbeiten bleibt der Bahnverkehr zwischen Bern und Freiburg in diesem Sommer für zwei Monate unterbrochen. Vom 27. Juni bis 25. August verkehren Busse im 10-Minuten-Takt, wie die SBB am Freitag mitteilten.