Das Bundesamt für Gesundheit rät nach wie vor dazu, wenn möglich von zu Hause aus zu arbeiten. Die SBB wollen wieder mehr Passagiere und lobbyieren deshalb für ein Ende dieser Empfehlung.
Die SBB versuchen, der Homeoffice-Empfehlung des Bundes ein Ende zu setzen. So steht es dem «Tages-Anzeiger» zufolge in einem vertraulichen, der Zeitung vorliegenden Sitzungsprotokoll der Transportunternehmen im öffentlichen Verkehr. Die Empfehlung habe «grosse Auswirkungen auf die Pendlerströme».
Wörtlich heisse es im Protokoll zur Arbeit von zu Hause aus: «Die SBB haben deshalb lanciert, dass im Bundesstab für Bevölkerungsschutz eingebracht wird, diese Aussage jetzt zu relativieren, da viele Unternehmungen wieder zur Normalität zurückkehren werden.»
Die SBB haben nach Aussage ihres Sprechers Martin Meier beim Bund keinen Antrag gestellt: Das Thema Homeoffice sei eines von vielen gewesen, die an der Sitzung besprochen worden seien. Meier betonte in dem Bericht aber auch, dass man sich als «Systemführer Schiene» im Interesse der ÖV-Unternehmen beim Bund einbringe.
«Im Interesse aller»
Nach Meiers Dafürhalten sei es «im Interesse aller, wenn der ÖV – natürlich unter Einhaltung des Schutzkonzeptes – wieder stärker genutzt würde». Dadurch würden die Strassen entlastet, und es sei auch aus ökologischer Sicht sinnvoll. Es bestehen jedoch Zweifel, dass bei volleren Zügen der empfohlene Abstand und andere Schutzmassnahmen eingehalten werden können.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) spricht nach wie vor klare Empfehlungen aus: Stosszeiten sind zu meiden, und wenn möglich sollen Berufstätige von zu Hause aus arbeiten. Mit diesen Empfehlungen kann das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus gesenkt werden. «Solange ein Teil der Arbeitstätigen im Homeoffice arbeitet, hat es in den Büros mehr Platz und im ÖV weniger Gedränge. Beides reduziert das Übertragungsrisiko», zitiert der «Tages-Anzeiger» den BAG-Sprecher Daniel Dauwalder. Über allfällige Lockerungen bei den Empfehlungen entscheide der Bundesrat.
Eine Maskenpflicht gibt es hierzulande, anders als in vielen anderen Ländern, bisher nicht. An die Empfehlung, etwa im öffentlichen Verkehr eine Schutzmaske zu tragen, halten sich in der Schweiz die wenigsten. Deshalb berät man im BAG erneut über eine Maskenpflicht. «Das BAG und der Bundesrat diskutieren solche Fragen zurzeit», sagte BAG-Sprecher Dauwalder dem «Tages-Anzeiger». Man werde am 19. Juni abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie entscheiden.
Stefan Kuster, Leiter der BAG-Abteilung Übertragbare Krankheiten, jedenfalls spricht sich öffentlich – anders als sein Vorgänger Daniel Koch – für eine Maskenpflicht aus. In der SRF-Sendung «Puls» vom Montagabend sagte Kuster, die Situation im Zug sei definitiv eine mit engen Kontakten, wo man sein Gegenüber nicht kenne: «Und dort braucht es halt Masken.»
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