«Macht die Leute kaputt»Schikane, Kündigungen, Abgänge – schwere Vorwürfe gegen Thurgauer Steuerverwaltung
Sven Ziegler
17.5.2025
Die Thurgauer Steuerverwaltung steht aktuell in der Kritik. (Symbolbild)
sda
Zwei Insider werfen der Thurgauer Steuerverwaltung ein toxisches Arbeitsklima vor. Im Zentrum steht eine Abteilungsleiterin, die angeblich Mitarbeitende schikaniere. Auch Finanzdirektor Urs Martin gerät unter Druck – doch der wiegelt ab.
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In der Thurgauer Steuerverwaltung rumort es. Zwei Insider berichten gegenüber der «Thurgauer Zeitung» von massivem Unmut innerhalb der Behörde. Die Vorwürfe wiegen schwer: Schikane, Lästereien, Kontrollzwang – und zahlreiche krankheitsbedingte Ausfälle sowie Kündigungen.
Zentraler Punkt der Kritik ist eine Abteilungsleiterin, die ihr Amt im Juni 2022 angetreten hat. Seither sollen laut den Quellen mindestens 15 Mitarbeitende ihre Stelle verlassen haben – freiwillig oder unter Druck. Ein ganzes Team sei auseinandergebrochen.
Der Vorwurf: Die Vorgesetzte lasse keine Eigenständigkeit zu, kontrolliere minutiös, belaste Mitarbeitende mit unnötigen Aufgaben und schiebe eigene Fehler auf andere. In einem Fall habe sie gar das Büro verlegt, um das Treppenhaus besser überwachen zu können.
Abgänge als Folge eines toxischen Klimas
Die Aussagen stammen von zwei Personen, die mit der internen Situation bestens vertraut sind. Eine von ihnen hat sogar eine Liste mit Abgängen zusammengestellt – darunter langjährige Mitarbeitende, krank Geschriebene und zwei Personen, die sich vorzeitig pensionieren liessen, um nicht zurückkehren zu müssen.
Die Rede ist von einem «Systemversagen», das in der Führungsspitze gedeckt werde. Sowohl Steuerverwaltungschef Marcel Ruchet als auch Finanzdirektor Urs Martin seien frühzeitig informiert worden, aber hätten nicht reagiert.
Ein externer Coach sei zwar zwischenzeitlich eingesetzt worden, doch konkrete Konsequenzen habe es laut den Quellen nicht gegeben. Auch bei Zeugnissen soll es laut Kritikern zu Verzögerungen gekommen sein.
Finanzdirektor Martin weist Kritik zurück
Urs Martin, der als oberster politischer Verantwortlicher für die Steuerverwaltung gilt, reagiert gegenüber der «Thurgauer Zeitung» schriftlich auf die Vorwürfe. Die Abteilungsleiterin kenne er nicht persönlich, sagt er, und ihm seien die geschilderten Missstände nicht zugetragen worden.
Die Kritik an seiner Amtsführung weist er entschieden zurück: «Ich habe nie jemanden für Fehler verantwortlich gemacht», schreibt er gegenüber der Zeitung. Zudem unterstellt er den Quellen persönliche Motive: Es handle sich vermutlich um frustrierte ehemalige Mitarbeitende.
Zu den zahlreichen Abgängen will sich die kantonale Kommunikation nicht konkret äussern. Man bestätigt einzig, dass es Abgänge gab – über deren Gründe wolle man sich nicht äussern.
Die beiden Informanten fordern nun politische Konsequenzen und eine umgehende Aufarbeitung. Sie werfen der Leitung der Steuerverwaltung vor, ihre Fürsorgepflicht verletzt zu haben. Finanzdirektor Martin hingegen verweist auf eingeleitete Reformen wie die Reorganisation der Führungsebene oder die Professionalisierung der Buchhaltung. Der Vorwurf eines «Filzes» in seinem Departement sei für ihn nicht nachvollziehbar.
Die Waadtländer Finanzdirektorin Valérie Dittli (Mitte) muss die Finanzverwaltung abgeben. Das Amt der Mitte-Politikerin war durch eine externe Analyse untersucht worden.