Tierquälerei Schluss mit Euter-Wahnsinn – striktere Regeln für Viehschauen

tafu

15.1.2020

Um die Jury zu beeindrucken, werden die Tiere an Viehschauen noch bis kurz vor dem Wettkampf zurechtgemacht. 
Um die Jury zu beeindrucken, werden die Tiere an Viehschauen noch bis kurz vor dem Wettkampf zurechtgemacht. 
Bild: Keystone/Archiv

Um an Viehschauen zu beeindrucken, hat ein Kuheuter prall und glänzend zu sein. Doch das ist häufig mit Schmerzen für das Tier verbunden. Eine neue Regelung soll dem nun entgegenwirken.  

Sie gelten als Schönheitsideal, doch für die Tiere bedeuten sie häufig Schmerzen und Leid: pralle Euter bei Kühen.

Um an Milchviehschauen den besten Eindruck zu hinterlassen und die Jury zu beeindrucken, wird von Züchtern alles dafür getan, das Euter prachtvoll erscheinen zu lassen. Doch das geht häufig auf Kosten des Tierwohls: Zitzen werden verklebt und Melkintervalle unterbrochen. Die Folge sind Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme, die dem Tier grosse Schmerzen zufügen können.



Diesem Wahnsinn soll nun – zumindest ansatzweise – Einhalt geboten werden.

Wie SRF berichtet, sollen bei der Swiss Expo in Genf (15.–18. Januar) erstmals alle teilnehmenden Tiere bereits vor dem Wettbewerb auf Ödeme untersucht werden. Bisher fand eine solche Untersuchung lediglich nach dem Wettbewerb statt, wobei man nur die Tiere auf den vorderen Rängen kontrollierte. Wird ein Tier positiv getestet, folgt ein Ausschluss vom Wettbewerb – und das Vieh muss umgehend gemolken werden.

Ein pralles, glänzendes Euter gilt als Schönheitsideal, ist für das Tier aber häufig mit Schmerzen verbunden.
Ein pralles, glänzendes Euter gilt als Schönheitsideal, ist für das Tier aber häufig mit Schmerzen verbunden.
Bild: Keystone/Archiv

Verantwortlich für die Änderungen ist die Arbeitsgemeinschaft der Schweizerischen Rinderzüchter (ASR). Wie Vorstandsmitglied Markus Gerber gegenüber dem Konsumentenmagazin «Espresso» bestätigt, wolle man, dass jede Kuh im Ring frei sei von Euter-Ödemen. Bereits an der Europaschau in Libramont in Belgien sei man schon entsprechend vorgegangen und habe gelernt, dass es durchaus möglich sei, alle Tiere zu kontrollieren. «Und wenn man das kann, soll man das auch tun.»

Tierschützer fordern mehr

Zwar begrüsst man beim Schweizer Tierschutz diese Massnahme ebenfalls, sie gehe allerdings noch nicht weit genug, wie Tierärztin Julika Fitzi erklärt. Die Kontrollen fänden eigentlich immer noch viel zu spät statt.

«Sie können ja ein Tier nur dann positiv testen, wenn sich bereits Ödeme gebildet haben», erklärt Fitzi. Die Druckentlastung müsse schon wesentlich früher stattfinden, da es für die Kuh bereits vier bis fünf Stunden zuvor schmerzhaft werde.

«Dazu braucht es regelmässiges Melken, oder es müsste zumindest auf das Verkleben der Zitzen verzichtet werden», so die Tierschützerin.



Trotzdem sei es ein Schritt in die richtige Richtung. Nun müsse die neue Regelung, für dessen Einhaltung die ASR zuständig ist, auch strikt umgesetzt werden. Denn, so weiss Julika Fitzi, «unsere Erfahrung zeigt, dass Züchter jeden Spielraum ausnutzen.»

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