Nach fast zehn Jahren Wartezeit Schweiz zahlt endlich wieder an Kosovo-Rentner

tmsc

21.9.2019

Um das ihnen zustehende Geld zu erhalten, müssen die Kosovaren etliche Strapazen und zermürbende bürokratische Prozesse über sich ergehen lassen. (Symbolbild)
Um das ihnen zustehende Geld zu erhalten, müssen die Kosovaren etliche Strapazen und zermürbende bürokratische Prozesse über sich ergehen lassen. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE/Christian Beutler

Lange mussten Kosovaren auf ihre Renten aus der Schweiz verzichten. Nun werden die Zahlungen fortgesetzt. Doch der bürokratische Aufwand ist für die Rentner fast unzumutbar.

Fast zehn Jahre lang zahlte die Schweizerische Ausgleichskasse keine AHV- und IV-Renten mehr an Kosovaren, die einst hierzulande arbeiteten. Das Sozialversicherungsabkommen mit dem Kosovo wurde 2010 gekündigt. Erst vor wenigen Wochen wurde das Abkommen dann wieder erneuert – zur Erleichterung etlicher Kosovaren, die einst in die Schweiz emigrierten und dadurch in vielen Fällen jahrzehntelang in die eidgenössische Rentenkasse einbezahlt hatten.

Anspruch auf Rentenzahlungen hatten binnen der vergangenen neuneinhalb Jahre nur Kosovaren, die weiterhin in der Schweiz geblieben waren. Menschen, die ihren Lebensabend wieder in der alten Heimat verbringen wollten, hatten hingegen keine Chance auf Renten aus der Schweiz. «Blick» berichtet nun in einem ausführlichen Artikel von Rentnern im Kosovo, die endlich wieder die ihnen zustehende finanzielle Unterstützung entgegennehmen dürfen.

So betrage die AHV-Rente eines 65-jährigen Kosovaren aus Pristina 895 Euro – was umgerechnet nicht ganz 1'000 Franken entspricht. Er sei sehr erleichtert über die Zahlung. So könne er endlich seine Schulden zurückzahlen. Anfang September ist das neue, alte Gesetz wieder in Kraft getreten. Doch die Antragstellung erweist sich als strapaziös, wie einige Kosovaren im Interview mit «Blick» erklären.

Die Renten werden nämlich nicht automatisch ausbezahlt. Stattdessen muss man erst in einem komplizierten Verfahren offizielle Anträge stellen – eine Fahrt in die Hauptstadt Pristina inbegriffen. «Es war eine Strapaze, von uns so viele Dokumente einzufordern», beklagt sich eine 68-jährige Rentnerin.

Kosovarische Pensionärinnen und Pensionäre erhalten nun endlich wieder Rentenzahlungen aus der Schweiz. Doch die Antragstellung erweist sich als kompliziert. (Symbolbild) 
Kosovarische Pensionärinnen und Pensionäre erhalten nun endlich wieder Rentenzahlungen aus der Schweiz. Doch die Antragstellung erweist sich als kompliziert. (Symbolbild) 
Bild: KEYSTONE/Christian Beutler

Schlechte Informationspolitik

Dass erst wenige hundert Anträge gestellt worden sind, ist vor allem der schlechten Informationspolitik zu verdanken. Etliche Kosovaren haben offenbar erst über Informationen der Gewerkschaft Unia oder von ebenfalls Betroffenen von der möglichen Rentenzahlung erfahren.

Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) begnügte sich hingegen damit, einige spärliche Informationen auf seiner Website zu veröffentlichen – auf Serbisch und Albanisch. Doch viele Rentner haben keinen Internetzugang – wenn überhaupt, dann nur eingeschräkt. Wie also sollen sie von der Möglichkeit zur Rentenfortzahlung Kenntnis nehmen?

Für das BSV stellt all dies offenbar keine Hürde dar: «Die Neuigkeiten bezüglich des Abkommens sprechen sich erfahrungsgemäss unter den kosovarischen Staatsangehörigen sowohl in der Schweiz als auch in Kosovo rasch herum», heisst es in einer (nur wenig empathischen) Stellungnahme.

Ein Vertreter der Gewerkschaft Unia fordert hingegen eine «umfassende Informationskampagne». Zudem kritisiert er, dass die Renten lediglich zukünfig ausgezahlt werden. Das Geld, das den Menschen im vergangenen Jahrzehnt verwehrt wurde, ist also aller Voraussicht nach weiterhin verloren.

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