Millionen-Publikum Schweizer Influencerin verbreitet Putin-Propaganda

uri

23.3.2023

Russlands Präsident Wladimir Putin spricht am 20. März 2023 in Moskau auf der 2. Russland-Afrika-Konferenz.
Russlands Präsident Wladimir Putin spricht am 20. März 2023 in Moskau auf der 2. Russland-Afrika-Konferenz.
Bild: Keystone

Einer in Zug lebenden Influencerin folgen auf diversen Social-Media-Kanälen über eine Million Menschen. Die 53-Jährige setzt ihre Reichweite auch für Botschaften ein, die ganz im Sinne des Kreml sind.

uri

23.3.2023

In der Schweiz weitgehend unbekannt, ist Nathalie Yamb in Teilen Afrikas mit ihren Tweets und Youtube-Videos zu einer Berühmtheit geworden, berichtet der «Tages-Anzeiger». Das, weil die schweizerisch-kamerunische Doppelbürgerin aus Zug mit ihren Beiträgen als Kämpferin «gegen europäischen Kolonialismus und für ein freies Afrika» gelte.

Yamb verfüge dabei über 500'000 Follower auf Facebook, 250'000 auf YouTube und mehr als über 260'000 auf Twitter. Ihre wöchentlichen YouTube-Videobeiträge würden teils bis zu 500'000-mal geklickt.

Unterdessen verbreitet Yamb seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine vornehmlich auch Narrative des Kreml, wie Recherechen der Zeitung zeigen. So betrachte sie die russische Invasion als «Nato-Russland-Krieg», der aus den Aggressionen von Amerikanern und Europäern gegen Russland resultiere. Auch in anderer Hinsicht folgt sie demnach der putinschen Idee, wonach die Ukraine von «Neonazis durchsetzt» sei.

«Dame aus Sotschi»

Die studierte Politologin befinde sich ebenfalls in anderer Hinsicht ganz auf Putin-Linie: So rede sie in einem ihrer Youtube-Videos von einem «Krieg der Zivilisationen», den die «Anhänger des Sexual- und Genderimperialismus» gegen die Vertreter «traditioneller Werte» führen würden. Putin nutzt solche vermeintlichen Gegensätze selbst häufig, um sich als Kämpfer traditionell-russischer Werte gegenüber einem verkommenen und verweichlichten Westen zu inszenieren.

Erst zu Beginn dieser Woche wandte sich der russische Präsident mit solchen Aussagen in Moskau an die Delegationen zahlreicher afrikanischer Länder, die sich hier zur «Russland-Afrika»-Konferenz eingefunden hatten. Zur Veranstaltung angereist war dabei laut dem «Tages-Anzeiger» auch die Zuger Influencerin Nathalie Yamb.

Die als Tochter eines Kameruners und einer Schweizerin in La Chaux-de-Fonds aufgewachsene Frau verheimliche dabei gar nicht, ihre Sympathien für Russland. So nenne sie sich seit der ersten russisch-afrikanischen Konferenz im Oktober 2019 im russischen Ferienort Sotschi selbst die «Dame aus Sotschi».

Gegenüber dem russischen Nachrichtenportal «Sputnik» soll sie erklärt haben, dass die afrikanischen Länder und Russland nun die Gelegenheit hätten, eine multipolare Weltordnung zu schreiben, die alle anstreben würden.

Yamb weist jegliche Verbindungen nach Moskau zurück

Gleichwohl wehre sich Yamb dagegen, russische Propaganda zu betreiben. In diesem Vorwurf äussere sich lediglich die Verachtung gegenüber Afrikanern, denen man abspreche, selbstständig zu denken. Laut einem europäischen Diplomaten, der namentlich nicht genannt werden wollte, sei die Popularität der Zugerin in Afrika indes bereits ein Beweis für den Erfolg der prorussischen Narrative auf dem Kontinent, wo bereits eine zweite Front des Krieges in der Ukraine verlaufe.

Yamb werden vor diesem Hintergrund auch Verbindungen zum Chef und Gründer der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin nachgesagt. Der soll für das sogenannte Afric-Netzwerk verantwortlich sein, das Yamb auch bereits nach Sotschi einlud.

Laut einem bei einem Wagner-Agenten in Libyen gefundenen Dokument habe das Afric-Projekt die russische Agenda mittels eines «Netzwerks von Influencern» fördern sollen, so der «Tages-Anzeiger». Inzwischen sei es aufgelöst worden, damit mögliche Verbindungen nicht mehr nachvollziehbar sind.

Yamb wies laut einem Interview mit «Temps Présent», das den Tamedia-Journalisten vorab vorlag, unterdessen jede Verbindung zu Afric und Prigoschin zurück. Ebenso, dass von dieser Seite jemals Geld geflossen sei. Zugleich habe sie erklärt: «ich nehme das Geld, egal, woher es kommt.»