Zahlen rückläufigSchweizer leben keuscher und stecken sich seltener mit HIV an
tafu
23.11.2020
Rund ein Drittel weniger Neuansteckungen mit HIV wurde im Jahr 2020 in der Schweiz registriert. Verantwortlich dafür könnte unter anderem auch die Coronapandemie sein.
Seit fast einem Jahr hat das Coronavirus die Welt im Griff, aktuell steigen in vielen Ländern, so auch in der Schweiz, die Infektionen auf Rekordniveau. Im Gegensatz dazu sind die Ansteckungen mit dem HI-Virus im Jahr 2020 offenbar zurückgegangen, wie aus Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hervorgeht. Wir das SRF berichtet, wurden 234 Ansteckungen registriert, das seien etwa ein Drittel weniger als im Vorjahr. Allerdings seien diese Werte noch provisorisch, so das BAG.
Gründe für den Rückgang sieht Nathan Schocher von der Aids-Hilfe Schweiz einerseits in weniger Tests als auch darin, dass sich durch den Lockdown weniger Menschen auf Risikokontakte, also ungeschützte Sexualkontakte, eingelassen haben könnten. Da nach Beendigung des Lockdowns im Frühjahr ähnlich oft wie vor der Pandemie auf HIV getestet wurde, sei eine Veränderung im Sexualverhalten naheliegender, so Schocher weiter. «Viele Begegnungsorte fallen weg, Clubs und Bars sind geschlossen, es gibt Sperrstunden.» Das beeinflusse das Verhalten der Menschen.
Optimistisch in die Zukunft?
Das BAG wollte dagegen noch keine konkreten Schlüsse aus den neuen Zahlen ziehen, räumte allerdings ein, es sei durchaus plausibel, dass der Rückgang im Zusammenhang mit der Pandemie stehe. «Es liegen zurzeit keine aktuellen Daten über das Sexualverhalten der Bevölkerung vor. Also kann nur spekuliert werden», so das BAG gegenüber dem SRF.
HIV-Experte Schocher blickt angesichts der aktuellen Zahlen optimistisch in die Zukunft und hofft auf eine Fortsetzung der positiven Entwicklung. Da man bei einer HIV-Infektion besonders in den ersten Wochen sehr ansteckend sei, spiele es eine sehr grosse Rolle, «wie viele weitere Kontakte eine frisch infizierte Person gehabt hat». Coronabedingt sind in den letzten Monaten die sexuellen Kontakte zurückgegangen, also könne man auch mit einem nachhaltigen Rückgang der HIV-Infektionen rechnen, so Nathan Schocher.