Musste hinter Frauen stehen Schweizer Nobelpreisträger fühlt sich als Mann diskriminiert

euc

4.7.2023

Nobelpreisträger Kurt Wüthrich ärgert sich über vermeintliche Männer-Diskriminierung.
Nobelpreisträger Kurt Wüthrich ärgert sich über vermeintliche Männer-Diskriminierung.
Keystone

Werden Männer in der Wissenschaft diskriminiert? Der Schweizer Nobelpreisträger Kurt Wüthrich sorgt mit einer entsprechenden Aussage für Aufruhr. 

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  • Der Schweizer Nobelpreisträger Kurt Wüthrich ärgert sich an einer Veranstaltung über vermeintliche Männer-Diskrimination.
  • Der Grund: Bei einem Gruppenfoto wurden die Forscherinnen, die an der Veranstaltung teilnahmen, nach vorne gebeten.
  • Dazu sagt der Nobelpreisträger: «Es war lächerlich, völlig lächerlich.»

Bei einer Veranstaltung, bei der sich junge Forschende mit Nobelpreisträgern austauschen können, erklärt der Schweizer Nobelpreisträger Kurt Wüthrich, er fühle sich diskriminiert.

Wieso? «Als männlicher Wissenschaftler verspüre ich das Gefühl der Diskriminierung, wenn ich hier bin», sagte er bei der Wissenschaftskonferenz «Tagung der Nobelpreisträger in Lindau».

Frauen seien Thema der Konferenz

«Nach dem ersten Tag des Treffens ist klar, dass leider Wissenschaft nicht das Thema der Konferenz sein wird», erklärt Wüthrich. Das Thema seien Frauen in der Wissenschaft. Dabei sass er laut «Blick» zusammen mit drei Männern auf der Bühne. Offenbar kam die Aussage daher, dass Wüthrich aus einem Interview zitierte. 

Er habe laut «Blick» ein Interview aus der «Schwäbischen» mit der Wissenschaftlerin Christiane Nüsslein–Volhard erwähnt. Die Biologin kritisiert darin, dass Frauen sich «besser nicht» wie Männer verhalten sollten. Denn «Männer dürfen streng sein, Frauen müssen eher freundlich und lieb sein, sonst kriegen sie Ärger».

Forscherin reagiert auf Wüthrich-Aussage

Eine Wissenschaftlerin im Publikum sagt nach Wüthrichs Aussage: «Als weibliche Forscherin ist es sehr unangenehm, einem Nobelpreisträger zuzuhören, der sich über ‹männliche Diskriminierung› aufregt.»

Dann versucht der Moderator der Veranstaltung, die Forscherin zu unterbrechen. Daraufhin sagt sie noch: «Es gibt möglicherweise individuelle Diskriminierung gegen Männer, aber es ist nichts im Vergleich zur systematischen strukturellen Diskriminierung der Frauen begegnen.» Vom Publikum erntet sie Applaus.

«Es war lächerlich»

Gegenüber dem Wissenschaftsmagazin «Science» holt Wüthrich nach der Veranstaltung nochmals aus. Er habe sich nicht als Individuum benachteiligt gefühlt, sondern als Mann.

Etwa, als die Wissenschaftlerinnen für ein Gruppenfoto gebeten wurden, nach vorne zu treten. «Ich würde mich schrecklich fühlen, auf diese Weise präsentiert zu werden», ärgert er sich. Offenbar sollte er dann hinter den Frauen stehen.

«Es war lächerlich, völlig lächerlich», sagt Wüthrich. Er ist der Meinung, dass dadurch Männer diskriminiert und Frauen glorifiziert würden.

Doch vor allem in der Forschung ist die Kluft zwischen Männern und Frauen immer noch gross. So werden auch heute noch Frauen nur selten als Mitautorinnen in Publikationen erwähnt, wie «Forschung und Lehre» Ende Juni schreibt. Zudem haben bislang lediglich 60 Wissenschaftlerinnen einen Nobelpreis gewonnen. Ganze 892 Männer erhielten ihn.