Kritik wegen Dividenden Serafe verdient Millionen mit der TV-Gebühr – jetzt muss Rösti Antworten liefern

Petar Marjanović

10.6.2025

Medienminister Albert Rösti muss Fragen zu Serafe-Dividenden beantworten.
Medienminister Albert Rösti muss Fragen zu Serafe-Dividenden beantworten.
sda

Mit der Serafe verdient ein Privatunternehmen Millionen an einer staatlichen Aufgabe. Im Nationalrat wächst der Druck auf Bundesrat Albert Rösti, das System zu hinterfragen.

Petar Marjanović

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  • Zwei Nationalrät*innen fordern vom Bundesrat Antworten zu den Millionengewinnen der Serafe.
  • Die Firma zieht im Auftrag des Bundes die Radio- und TV-Gebühren ein und schüttete 2024 sechs Millionen Franken an ihre Muttergesellschaft aus.
  • Die Vorstösse drehen sich um die Frage, ob ein privates Unternehmen mit einer staatlichen Aufgabe so viel verdienen darf.

Zwei Vorstösse aus dem Nationalrat bringen am Dienstag neuen Zündstoff in die Debatte um die Radio- und TV-Gebühr. Nationalrat Michael Töngi (Grüne) und SP-Nationalrätin Brenda Tuosto wollen vom Bundesrat wissen, warum ein privates Unternehmen mit einem staatlichen Auftrag Millionen verdienen darf – und ob das so bleiben soll. Im Visier der beiden steht Bundesrat Albert Rösti, der für die Medienpolitik zuständig ist.

Auslöser für die kritischen Fragen war eine Recherche der «NZZ am Sonntag». Sie berichtete, dass die Serafe AG im vergangenen Jahr knapp 6 Millionen Franken Gewinn erzielt und den gesamten Betrag als Dividende an ihre Muttergesellschaft Secon AG ausgeschüttet hat.

Hinter dieser steht der Westschweizer Unternehmer Cédric Moret. Er hält über ein Firmengeflecht die Mehrheit an Serafe – und profitiert laut «NZZ am Sonntag» direkt von einer Gebühr, die alle Haushalte zahlen müssen, unabhängig davon, ob sie SRF nutzen oder nicht.

Moret: «Was soll diese Polemik?»

Im «SonntagsBlick» wies Moret die Vorwürfe entschieden zurück. Die Dividende sei in seine Firmengruppe reinvestiert worden, um die technische Infrastruktur von Serafe weiterzuentwickeln. Die Berichterstattung bezeichnete er als «politisch motiviert» und kündigte an, rechtliche Schritte gegen die «NZZ am Sonntag» zu prüfen.

Trotzdem bleiben viele Fragen offen. Serafe kassiert pro Mahnung fünf Franken, pro Betreibung zwanzig – und 2024 hat sich die Zahl der Betreibungen verdoppelt. Für viele im Parlament ist klar: Wenn mit einer staatlichen Pflichtabgabe solche Gewinne erzielt werden, muss der Bund genauer hinschauen. Die Kritik richtet sich dabei nicht gegen die SRG oder den Service public – sondern gegen das System, mit dem die Gebühr eingetrieben wird.

Rösti muss Antworten liefern

Das zuständige Departement unter Bundesrat Albert Rösti (SVP) steht jetzt unter Zugzwang. Denn die Frage, wie die Radio- und TV-Gebühren erhoben werden sollen, sorgt schon seit Jahren für politische Diskussionen.

Bereits 2010 prüfte der Bundesrat, ob der Staat die Gebühr selbst einziehen könnte – und verwarf den Plan wieder, aus Sorge, die SRG könnte dadurch stärker unter politischen Einfluss geraten. Nun muss Rösti erklären, warum ein privates Unternehmen heute damit Millionen verdient – und ob das noch zeitgemäss ist.

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