Dividende von 6 Millionen Franken Serafe beschert Westschweizer Unternehmer Millionengewinn

ai-scrape

25.5.2025 - 21:08

Seit 2019 sind alle Schweizer Haushalte verpflichtet, eine Gebühr von 335 Franken zu zahlen, unabhängig vom Besitz eines Empfangsgeräts.
Seit 2019 sind alle Schweizer Haushalte verpflichtet, eine Gebühr von 335 Franken zu zahlen, unabhängig vom Besitz eines Empfangsgeräts.
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Die Serafe AG steigert ihren Gewinn durch die Erhebung der Radio- und Fernsehabgabe erheblich. 2024 wurden 6 Millionen Franken Dividende ausgeschüttet, wovon der Unternehmer Cédric Moret profitiert.

Lea Oetiker

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  • Die Serafe AG erzielte 2024 einen Gewinn von 5,9 Millionen Franken.
  • Eine Dividende von sechs Millionen Franken wurde an die Muttergesellschaft ausgeschüttet, wovon Unternehmer Cédric Moret profitiert.
  • Dies sorgt für Kritik, da die Gebühr von allen Haushalten erhoben wird und private Investoren hohe Gewinne erzielen.

Die Serafe AG, verantwortlich für die Erhebung der Radio- und Fernsehabgabe in der Schweiz, verzeichnete 2024 einen erheblichen Gewinnanstieg. Genauer: Einen Gewinn von 5,9 Millionen Franken.

Im selben Jahr wurde eine Dividende von sechs Millionen Franken an die Muttergesellschaft Secon AG ausgeschüttet. Über mehrere Beteiligungen profitiert davon auch der Waadtländer Unternehmer Cédric Moret. Er kontrolliert über die Elca Group, einen der grössten IT-Dienstleister der Schweiz, 63,5 Prozent der Secon AG. Das berichtet die «NZZ am Sonntag».

Seit 2019 sind alle Schweizer Haushalte verpflichtet, eine Gebühr von 335 Franken zu zahlen, unabhängig vom Besitz eines Empfangsgeräts. Die Serafe AG, die diesen Auftrag vom Bund erhielt, hat die umstrittene Billag abgelöst und geht bei der Eintreibung der Gebühren zunehmend rigoros vor.

24,4 Millionen Franken Einnahmen im Jahr 2024

2024 wurden über 112'000 Betreibungen eingeleitet, was dem Unternehmen zusätzliche Einnahmen durch Mahngebühren und Betreibungskosten einbrachte, wie der «SonntagsBlick» Anfangs Mail berichtete. Für jede Mahnung, die verschickt wird, kassiert das Unternehmen 5 Franken. Eine Betreibungseinleitung bringt 20 Franken ein.

Die Einnahmen der Serafe AG stiegen von 19,2 Millionen Franken im Jahr 2019 auf 24,4 Millionen Franken im Jahr 2024, schreibt die «NZZ am Sonntag» weiter.

Der Gewinn aus dem staatlichen Mandat wuchs im gleichen Zeitraum auf das Sechsfache. Die Verantwortlichen führen den hohen Gewinn auf die Auflösung einer Reserve zurück, die für den Fall einer Nichtverlängerung des Mandats gebildet wurde. Doch im September 2024 wurde das Mandat bis 2034 verlängert, da Serafe das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bot.

Ausschüttung der Dividende stosst auf Kritik

Die Ausschüttung der Dividende an die Muttergesellschaft Secon AG, an der Moret beteiligt ist, stiess auf Kritik. Viele Schweizer empfinden die Haushaltsabgabe als ungerecht, und die steigende Zahl der Betreibungen sorgte für zahlreiche Leserkommentare in den Medien. Einige Bürger wehren sich juristisch gegen die Gebühr, doch die Erfolgsaussichten sind gering.

Der Medienwissenschafter Otfried Jarren betont die Notwendigkeit der Gebühr, kritisiert jedoch die hohen Dividenden. Er fordert, dass Gewinne in die Nachhaltigkeit und Optimierung des Einzugsverfahrens investiert werden sollten.

Die Serafe AG verteidigt ihre Gewinne mit dem unternehmerischen Risiko, das sie bei der Ausschreibung eingegangen sei, und verweist auf die Kostenreduktion bei der Gebührenerhebung.

Besitzverhältnisse sind komplex

Laut Recherchen der «NZZ am Sonntag» sind die Besitzverhältnisse bei Serafe komplex. Die Elca Group halte ihre Beteiligung über Zwischengesellschaften. CEO und Inhaber der Elca ist Cédric Moret. Er ist auch Verwaltungsrat bei der Migros.

Diskussionen über alternative Modelle gab es bereits. 2010 prüfte der Bundesrat, die Gebühr über die Steuerverwaltung einzuziehen, verwarf die Idee aber aus Sorge um die Unabhängigkeit der SRG.

In anderen europäischen Ländern, insbesondere in Skandinavien, wurde die Rundfunkgebühr durch eine Steuer ersetzt, ohne die Pressefreiheit zu beeinträchtigen. In der Schweiz hingegen wird die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch externe Stellen zunehmend in Frage gestellt. Die Halbierungsinitiative fordert eine Senkung der Gebühr für Privathaushalte und die Abschaffung für Unternehmen.

Die neue SRG-Chefin Susanne Wille setzt sich gegen diese Kürzungen ein, doch die Tatsache, dass die Gebührenerhebung auch privaten Investoren zugutekommt, erschwert ihre Bemühungen.