Autorin verzweifelt Sibylle Berg sucht seit einem Jahr eine Wohnung in Zürich

mmi

11.1.2023

Bestsellerautorin und Regisseurin Sibylle Berg teilt ihre Odyssee der Wohnungssuche mit der Öffentlichkeit.
Bestsellerautorin und Regisseurin Sibylle Berg teilt ihre Odyssee der Wohnungssuche mit der Öffentlichkeit.
Keystone

0,07 Prozent aller Wohnungen stehen in der Stadt Zürich leer, die Wohnungssuche gestaltet sich schwierig. Nun lassen sich auch Prominente wie Autorin Sibylle Berg öffentlich über die anstrengende Suche aus. 

mmi

11.1.2023

2022 sind in Zürich gerade mal 0,07 Prozent aller Wohnungen leer gestanden. Das geht aus den Zahlen des Statistischen Amts des Kantons Zürich hervor.

Dementsprechend schwierig und nevernaufreibend ist die Wohnungssuche in der bevölkerungsreichsten Stadt der Schweiz.

Wie anstrengend die Suche nach einer passenden Bleibe in Zürich ist, erzählt Schriftstellerin Sibylle Berg dem Newsportal watson.ch

Seit einem Jahr sucht die Gewinnerin des Schweizer Buchpreises (2019) intensiv nach einer Wohnung in der Stadt. Um ihre Fixkosten zu reduzieren, will sie von ihrer Dreizimmerwohnung in eine Zwei- oder Einzimmerwohnung umziehen. 

62 Wohnungen seien für sie im letzten Jahr infrage gekommen. Für die meisten sei sie gar nicht erst zur Besichtigung eingeladen worden, die anderen Wohnungen seien zu winzig gewesen und bei den restlichen habe sie eine Absage erhalten. 

Kann die 60-Jährige mal Schlange stehen bei einer Besichtigung, sei es immer nett, so Berg und meint weiter: «Niemand glaubt, dass er oder sie Glück hat, es herrscht eine Art ironisch distanzierte Untergangsfreude in der Schicksalsgemeinschaft der Hoffnungslosen.» 

Zu der angespannten Wohnraumsituation sieht Berg noch eine weitere Herausforderung: Das Ex-Mittelstand-Elend, das sie mit vielen teile: «Für eine Stadtwohnung (die teilweise subventioniert sind) habe ich zu viel Geld, für eine auf dem Markt zu wenig.»

Wohnraum wird schweizweit knapper

Aber nicht nur in Zürich, sondern auch die Kantone Genf und Zug weisen Leerstandquoten von Mietwohnungen von deutlich unter einem Prozent aus. Und in den kommenden Jahren dürfte sich in der ganzen Schweiz der Wohnraum merklich verknappen. Davon geht die im November veröffentlichte Immobilien-Studie der Raiffeisen aus. Bis 2024 dürfte die Leerstandsquote von Mietwohnungen schweizweit unter die 1-Prozent-Marke fallen.

Noch bis vor zwei Jahren stiegen die Leerstände stark. Dann aber nahm die Bautätigkeit ab und die Leerstandsquote begann zu sinken. Seit Anfang 2022 ist die Leerwohnungsziffer landesweit von 1,54 Prozent auf 1,31 gefallen.

Die Gründe dafür sind demnach die hohen Baulandpreise und die rückläufige Bautätigkeit aufgrund rigider Vorschriften. Die hohe Zuwanderung verschärft die Situation, besonders in den Ballungszentren.

«Die Menschen werden entwurzelt»

Findet Autorin Sibylle Berg keine passende und bezahlbare Bleibe in Zürich, lässt sie im Interview mit «watson.ch» offen, ob sie wegziehen würde oder nicht. Wegziehen klinge immer so einfach, was man aber oft verschweige, dass eine Wohnung auch ein anderes Wort für Heimat sei: «Deine Wände, deine Burg, dein Viertel, deine Leute, deine Stadt, von der du weisst, wie sie funktioniert und du die Todesanzeigen liest.» Den Ort verlassen, wo man lebt, bedeute auch immer Entsolidarisierung, so Berg und ergänzt: «Die Menschen werden entwurzelt, engagieren sich weniger.»

Deine Meinung interessiert uns

Schreib einen Kommentar zum Thema.