Zürich, Basel, Genf: Es wird immer heisser So drastisch trifft der Klimawandel Ihre Stadt

tsch

25.9.2018

Der Sommer 2018 war nur der Anfang: Die Schweiz bekommt den Klimawandel drastisch zu spüren. Den grössten Temperaturanstieg verzeichnete Genf: Hier war es im Jahresschnitt 0,9 Grad wärmer. 

Wer das Gefühl hat, die Winter waren früher knackiger und die Sommer etwas frischer, der liegt richtig. Das European Data Journalism Network (EDJNet), zu dem auch «Spiegel Online» gehört, hat historische Wetterdaten aus ganz Europa umfassend ausgewertet. Untersucht wurden dabei mehr als 100 Millionen Datenpunkte aus 500 Städten in ganz Europa. Die Analyse zeigt, wie stark sich die Temperatur in den letzten 117 Jahren erhöht und welche Auswirkungen das konkret hat – auch auf Schweizer Städte.

Das Ergebnis ist eindeutig: Die Erde erwärmt sich. In der Schweiz ist das am stärksten in Genf zu spüren, dort war die Jahresdurchschnittstemperatur von 2000 bis 2017 um 0,9 Grad Celsius höher als im Schnitt des 20. Jahrhunderts.  Auch in den anderen untersuchten Agglomerationen Zürich, Basel, Lausanne, St. Gallen und Winterthur ist es insgesamt wärmer geworden.

Die Zahl der Hitzetage hat sich mancherorts verfünffacht. Dafür gibt es in Zürich und Winterthur seit 2000 fast sieben Frosttage weniger pro Jahr als noch im 20. Jahrhundert.

Frosttage gehen drastisch zurück

Besonders drastisch bemerkbar macht sich das bei den heissen Tagen: In Basel etwa stieg die Anzahl von 2,4 heissen Tagen (im 24-Stunden-Schnitt über 22,0 Grad Celsius) pro Jahr im 20. Jahrhundert auf 8,4 heisse Tage pro Jahr seit der Jahrtausendwende.

Studien haben gezeigt, dass höhere Temperaturen zu einer höheren Sterblichkeit im Sommer führen. Die Zahl der Kälteopfer könnte im Gegensatz sinken, wie die Autoren der Untersuchung schreiben. Heisse Temperaturen hätten zudem Auswirkungen auf die Infrastruktur: Der Asphalt auf Strassen weicht auf und Schienen verbiegen sich. Die Folge: Staus, Verspätungen und im Extremfall Zugentgleisungen.

Auch die Anzahl der Frosttage geht in der gesamten Schweiz dramatisch zurück. In Winterthur und Zürich gefriert es zum Beispiel seit dem Jahr 2000 im Durchschnitt fast eine ganze Woche weniger, als noch im 20. Jahrhundert. Das ist nicht nur für den Wintertourismus prekär. Welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Schweizer Städte konkret hat, erfahren Sie in unserer Bildergalerie.

Wettertrends im Blick

Die Journalisten nutzten für ihre Analyswe Daten des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW). Die Organisation nutzt unterschiedliche Quellen wie Wetterstationen, Wetterballons, Bojen und Satellitenbeobachtungen, um sogenannte Reanalysen von Wetterdaten zu erstellen, wie «Spiegel Online» erklärt. Sie würden sich besonders gut eignen, um Wettertrends über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert zu untersuchen, da sie Einträge aus Tausenden von Datenquellen in Einklang bringen, und räumliche und zeitliche Vergleiche ermöglichen.

Dabei wurden jeweils Quadrate von etwa 80 Kilometern (bis 1979: 125 Kilometer) Seitenbreite untersucht. Die Daten beziehen sich also nicht auf Städte, sondern auf sogenannte Rasterzellen. Der Vorteil: Wärmeinseleffekte etwa durch starke Bebauung und Mikroklimata verfälschen das Ergebnis nicht.

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