Virginie Masserey vom BAG «Wir wissen nicht, ob das Virus ausgerottet werden kann»

lmy/phi/SDA

2.11.2021

«Wird die Impfwoche ein Flop, Herr Hauri?»

«Wird die Impfwoche ein Flop, Herr Hauri?»

Eine Umfrage habe ergeben, dass etwa ein Viertel der Ungeimpften eine Impfung in Betracht ziehen würde, so der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS Rudolf Hauri an der Medienkonferenz vom Dienstagnachmittag. Diese Umfragewerte müssten aber mit Vorbehalt genossen werden, sagte er weiter. «Ich habe aber eine Zuversicht, es gibt viele Personen, die bei uns nach den Impfungen nachgefragt haben.»

06.11.2021

Die Corona-Fallzahlen gehen weiter nach oben, doch die Lage auf den Intensivstationen ist noch stabil. Bund und Kantone rufen weiter dazu auf, sich impfen zu lassen – bei der kommenden Impfwoche wolle man möglichst viele Ungeimpfte überzeugen.

lmy/phi/SDA

2.11.2021

Wie sich die zunehmenden Corona-Fallzahlen auf die Belegung in den Spitälern niederschlagen werden, ist laut dem Bund unsicher. Es sei aber wahrscheinlich, dass sich die Situation mit dem schlechten Wetter und der Kälte bald verschlechtere.

«Die Lage auf den Intensivstationen ist derzeit stabil», sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag vor den Medien in Bern. Weil die Fallzahlen aber stark stiegen und das Impftempo «zu langsam» sei, könnte sich das bald ändern.

Masserey machte erneut Werbung für eine Impfung. Momentan hätten erst 75 Prozent der über 12-Jährigen oder 64 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine Dosis erhalten. «Das reicht nicht.»

Mit verschiedenen Zahlen belegte Masserey die Wirksamkeit von Impfungen. Schwere Erkrankungen würden damit oft verhindert. Bei 60- bis 69-Jährigen sei dies in 93 von 100 Fällen zu beobachten. Bei über 80-Jährigen könne eine Impfung in 84 von 100 Fällen eine Hospitalisierung vermeiden.

Johnson&Johnson doch keine Alternative

Auch der Johnson&Johnson-Impfstoff sorgt nicht dafür, dass das Impftempo in der Schweiz drastisch zunimmt. Laut dem Bund sind erst knapp 22'000 Dosen des Vektorimpfstoffs verabreicht worden. «Johnson&Johnson scheint keine interessante Alternative zu sein für impfskeptischere Personen», sagte Masserey. Anfänglich habe man diese Hoffnung gehabt.

Es gibt derzeit keine verlässlichen Umfragen, wer sich an der nationalen Corona-Impfwoche ab dem kommenden Montag noch impfen lassen möchte. Laut dem Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), könnte es sich um Menschen handeln, «die genug haben, sich testen zu lassen, oder die sich in der letzten Zeit vermehrt mit Impfungen befasst haben». Dabei handle es sich aber um keine systematische Erhebung.

Welches nummerische Ziel die Kantone mit der Impfwoche verfolgen, liess Hauri offen. «Wir werden uns Mühe geben und nur hoffen, dass wir möglichst viele noch gewinnen können.» Das momentane Tempo von 13'000 Impfungen pro Woche sei zu niedrig.

Mehr lokale Ausbrüche

Die Reihentests in den Schulen zeigten, dass es wieder mehr Ansteckungen in den Schulen gebe. Auch in Heimen und an Partys würden wieder Ausbrüche beobachtet. Dies sagte Rudolf Hauri, Zuger Kantonsrat, am Dienstag vor den Medien in Bern.

«Die repetitiven Reihentests in den Schulen zeigen, dass es wieder mehr als Einzelfälle gibt», sagte Hauri. «Es finden Übertragungen von Schülerinnen und Schülern auf Klassenkameraden statt. Es finden Ansteckungen in den Familien statt.»

Ausbrüche mit der Ansteckung von mehreren Personen gebe es aber auch in Pflegeheimen und an Partys. «Mit grossen Aufwand lassen sich diese Ausbrüche jedoch eindämmen.»

Die Kantone seien daran, die Verabreichung der Auffrischungsimpfung zu organisieren – vor allem für Menschen über 65 Jahre. «Wir warten sonst auf die Empfehlungen ab, wie es mit den Auffrischungen für die anderen Personen weitergeht», sagte er weiter. Diese Empfehlung wird noch im Verlauf der Woche erwartet.

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  • 14.36 Uhr

    Abschluss der Medienkonferenz

    Die Journalist*innen haben keine Fragen mehr. Damit ist die Medienkonferenz  vorbei – wir schliessen unseren Live-Ticker hier und bedanken uns für die Aufmerksamkeit.

  • 14.35 Uhr

    Ausbrüche mit unterschiedlichen Quellen

    Warum es einzelne Ausbrüche gebe, etwa in Altersheimen, fragt ein Journalist. Das sei in jeder Institution unterschiedlich, meint Hauri. Die Ausbrüche könnten von Pflegenden, Besuchern oder auch den Bewohnern selbst kommen. Man stelle aber fest: In Institutionen, die gut geimpft sind, verbreite sich das Virus viel weniger als etwa im letzten Jahr, dort steckten sich jeweils nur wenige Personen an.

  • 14.33 Uhr

    Absehbar?

    Ein Journalist fragt, wie es 2025 mit der Pandemie aussehen könnte. Masserey sagt, man wisse nicht, ob das Virus ausgerottet werden kann. Wenig überraschend mag sie auch nicht drei Jahre in die Zukunft spekulieren, wenn sie schon zum Winter nichts sagen mag.

  • 14.32 Uhr

    Vereine für die Impfwoche

    Bei der Impfwoche werden etwa Jugendvereine angesteuert, religiöse Gruppen oder Migrantenvereine. Man suche Vertrauenspersonen, die dann in diesen konkreten Vereinigungen aktiv sind, erklärt Rudolf Hauri.

  • 14.31 Uhr

    Explodieren bald die Fallzahlen?

    Es riecht doch nach fünfter Welle, spekuliert ein Journalist. Verdoppeln sich jetzt in zwei, drei Wochen die Zahlen? Es sei schwer zu sagen, antwortet Masserey. Die niedrige Impfquote sei eine Gefahr und man hoffe, den Winter durchzustehen

  • 14.28 Uhr

    Vektor-Impfstoff kaum gefragt

    Wie nachgefragt ist der neu zugelassene Impfstoff von Johnson&Johnson? «Es wird wohl nicht wirklich als Alternative zu den mRNA-Impfstoffen angesehen», sagt Masserey. Konkret wurden nur 21'780 Dosen des Vektor-Impfstoffes vergeben.

  • 14.27 Uhr

    Wettbewerb spielt bei Preisen für Tests

    «Es ist nicht erstaunlich, dass die Preise gefallen sind», meint Masserey auf die Frage nach billigen Schnelltests, die vor allem in Zürich und Bern auf dem Markt seien. Der Bund bezahle die Tests nicht mehr, und nun spiele der Wettbewerb. Wie hoch die Margen vorher waren, weiss sie aber nicht.

  • 14.25 Uhr

    Stichwort Impfdurchbrüche

    Gibt es Zahlen zu den Impfdurchbrüchen? Nein, sagt Hauri für die Kantone. Masserey sagt, es sei schwer, genaue Zahlen zu erheben. Viele Geimpfte, die sich ansteckten, gingen gar nicht zum Arzt.

  • 14.24 Uhr

    Einschätzung nach der Impfwoche

    Die Journalist*innen lassen nicht locker: Wenn in der Impfwoche zum Beispiel 13'000 Leute sich impfen lassen wie in der letzten Woche, wäre das Geld dann verschwendet? «Ich will nicht voraussagen, welche Zahl ein Erfolg oder ein Misserfolg ist», beharrt Hauri. Man werde die Einschätzung danach machen.

  • 14.23 Uhr

    Hauri im Kreuzverhör

    Wenn 18 Millionen in die Impfwoche investiert werden, muss das BAG doch etwas erwarten, hakt die Journalistin aus der Romandie nach. Hauri antwortet ausweichend, man könne nur hoffen, dass möglichst viele das Angebot wahrnehmen werden.

  • 14.22 Uhr

    Überraschungen bei Impfwoche

    Ab welcher Schwelle gilt die Impfwoche als Erfolg, will eine Journalistin wissen. Das sei schwierig abzuschätzen, sagt Hauri. «Da könnte es noch Überraschungen geben.» Auch die Entwicklung der Fallzahlen könnte einen Einfluss haben.

  • 14.20 Uhr

    Warum lassen sich Leute jetzt impfen?

    13'000 Personen haben sich vergangene Woche impfen lassen. Was weiss das BAG über ihre Motivation? Auf Bundesebene gebe es dazu keine Daten, sagt Masserey. Sie glaube, dass Informationen und neue Erkenntnisse dazu geführt haben könnten. Hauri ergänzt, dass auf kantonaler Ebene der Eindruck entstanden sei, dass viele nicht mehr testen wollten oder dazugelernt hätten. Konkretes wisse aber auch er nicht.

  • 14.18 Uhr

    Optimistisch in die Impfwoche

    «Solche Umfragen würde ich mit Vorbehalt geniessen», sagt Hauri mit Bezug auf die jüngste SRG-Umfrage, der zufolge nur ein Viertel der Ungeimpften eine Impfung noch in Betracht zieht. Er sei optimistisch. Viele Leute hätten nachgefragt, die Anstrengung lohne sich auf jeden Fall. «Jedes Prozent der Impfquote, das wir gewinnen können, gibt uns mehr Zuversicht für den Ausgang der Pandemie.»

  • 14.17 Uhr

    Beginn der Fragerunde

    In den USA werden Impfstoffe für über 5-Jährige getestet. Was macht die Schweiz? Sie prüfe diese Daten, sagt Masserey.

  • 14.15 Uhr

    Vermehrt lokale Ausbrüche

    In letzter Zeit komme es vermehrt zu lokalen Ausbrüchen. Auch Geimpfte würden sich dabei anstecken, etwa auf Partys oder in Schulen. «Mit grossem Aufwand lassen sich diese gut eindämmen», so Hauri. Geimpfte hätten auf jeden Fall eine bessere Ausgangslage als Ungeimpfte.

  • 14.13 Uhr

    Breit gefächerte Impfwoche

    Rudolf Hauri berichtet von den Vorbereitungen für die Impfwoche in den Kantonen. Diese umfassen verschiedene Aktionen, um die Leute direkt anzugehen, wie etwa Impfungen in Moscheen und Supermärkten oder Experten-Chats.

  • 14.10 Uhr

    Impfung auch bei Jungen wichtig

    Bei den Nicht-Geimpften, die ins Spital eingewiesen werden, ist die Hälfte unter 50 Jahre alt. Die Impfung sei auch bei Jungen sehr wichtig, so Masserey. Die Wirksamkeit der Impfung, um Hospitalisierungen zu vermeiden, liegt gemäss BAG bei über 80-Jährigen bei 84 Prozent, bei 60- bis 69-Jährigen liegt diese fast bei 93 Prozent.

    Die Hospitalisierungen bei Betagten nähmen wieder zu, umso wichtiger sei die Booster-Impfung, mit der nach der nationalen Impfwoche begonnen werden soll. Sie erinnert daran, dass auch Geimpfte erkranken könnten – auch wenn ihr Risiko für schwere Verläufe oder die Ansteckungsgefahr niedriger sei.

    Die Massnahmen wie Abstand halten oder in den Ellbogen niesen gelten weiterhin, betont Masserey. Diese schützten auch gegen die Grippe. Am Freitag findet zudem der nationale Grippeimpftag statt.

  • 14.05 Uhr

    Steigende Zahlen nicht erstaunlich

    Die Zahl der Fälle steige zwar, nicht aber jene der Spitaleinweisungen. Diese seien immer etwas hintendrein, darum sei es schwierig abzuschätzen, wie letztere sich entwickeln. Die steigenden Zahlen seien angesichts der kalten Jahreszeit aber nicht erstaunlich.

    Mittlerweile sind 75 Prozent der über 12-Jährigen geimpft, aber immer noch eine Million Personen hat in der Schweiz keinen Impfschutz.

  • 14.02 Uhr

    Die Medienkonferenz beginnt

    Virginie Masserey vom BAG beginnt mit einem Überblick. Seit zwei Wochen stiegen die Zahlen wieder, die 14-Tage-Inzidenz liege für die ganze Schweiz bei 230, sei von Kanton zu Kanton aber sehr unterschiedlich.

    70 Prozent der Intensivbetten seien ausgelastet, 13 Prozent durch Covid-Patienten. Diese Zahl sei relativ stabil.

Die Corona-Fälle steigen wieder an, schon vergangene Woche stuften die Experten des Bundesamts für Gesundheit die epidemische Situation als ungünstig ein. Morgen entscheidet der Bundesrat über ein zusätzliches «Schweizer Zertifikat», und die nationale Impfwoche steht an. Doch eine Umfrage der SRG ergab, dass das Potenzial hier fast ausgereizt ist.

Wie präsentiert sich die Lage in der Schweiz Anfang November? Braucht es zusätzliche Massnahmen? An der wöchentlichen Medienkonferenz informieren Virginie Masserey vom BAG und der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri über die Situation.

Virginie Masserey leitet beim BAG die Sektion Infektionskontrolle.
Virginie Masserey leitet beim BAG die Sektion Infektionskontrolle.
KEYSTONE

Sie treten heute vor die Medien:

  • Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit (BAG)
  • Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS