SBB liessen Unterhalt schleifenSo kaputt sind die Schweizer Schienen
tafi
6.8.2019
Die Vergangenheit holt die SBB ein: Weil die Bundesbahnen den Unterhalt der Infrastruktur lange vernachlässigt haben, häufen sich Verspätungen und Zugausfälle. Leidtragende sind die Passagiere.
Ein ziemlich grosser Teil der Schweizer Gleise sind nicht mehr in Schuss. Wie der «Blick» unter Berufung auf den aktuellen Netzzustandsbericht der SBB schreibt, sind 25 Prozent der Gleise in einem «schlechten» Zustand, 13 Prozent bekommen sogar nur die Note «ungenügend». Auch sieben Prozent der Weichen sind «ungenügend». Die Auswirkungen bekommen Passagiere immer deutlicher zu spüren: Verspätungen häufen sich, Züge fallen ganz aus, Streckenabschnitte werden gesperrt.
Der Grund dafür sind Versäumnisse in der Vergangenheit. Die SBB haben jahrelang den Unterhalt der Infrastruktur stiefmütterlich behandelt, wie Stefan Sommer, Leiter der SBB-Abteilung Fahrweg, gegenüber dem «Blick» zugibt. «Von 1995 bis etwa 2010 ist der Unterhalt vernachlässigt worden.» In dieser Zeit habe man sich bei den SBB auf die Erweiterung des Netzes konzentriert – und darüber offenbar die bestehenden Gleisanlagen vergessen.
Zwar habe der 2009 installierte Infrastrukturchef Philippe Gauderon das Problem erkannt und sei es auch gleich angegangen. Doch die 15 verpassten Jahre liessen sich bis heute nicht aufholen: Sommer spricht von «einem gewissen Rückstand», was bei 38 Prozent reparaturbedürftiger Gleise ziemlich beschönigend tönt.
Im vergangenen Jahr bremsten 26 Langsamfahrstellen – dort darf aufgrund des Gleiszustands nicht mit der Höchstgeschwindigkeit gefahren werden – die Züge aus. Auch an Baustellen musste langsamer gefahren werden – 1'929 waren es 2018. Die hohe Anzahl Baustellen zeigt, dass die SBB mit Hochdruck daran arbeiten, die Gleise wieder in Schuss zu bringen. Allerdings auf Kosten von Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.
Es werde noch einige Jahre dauern, bis die SBB «den Anteil der Anlagen in der schlechten und ungenügenden Zustandsklasse reduziert haben», wird Markus Vitali, stellvertretender Leiter der SBB-Abteilung Anlagen und Technologie, im «Blick» zitiert. In den letzten zwei Jahren sei es immerhin gelungen, die Anzahl der Störungen deutlich zu verringern. Dass die Fahrgäste trotzdem gefühlt mit immer mehr Verspätungen zurechtkommen müssen, läge daran, dass heute mehr Züge mit immer mehr Menschen unterwegs seien. Dadurch wirkten sich Störungen auf mehr Passagiere aus.
Die Passagiere müssen wohl oder übel damit leben. Denn alte Anlagen nicht auszubessern, ist auch keine Lösung. 2018 gingen laut dem Bericht 14 Prozent der Verspätungen auf Schienenbrüche, Fahrleitungsstörungen und marode Gleisbetten zurück.
Fahrplanwechsel 2020 bringt auch neues Rollmaterial
Die SBB bauen ihr Angebot auch mit dem Fahrplan 2020 weiter aus. Ab dem 15. Dezember 2019 rollen 1,8 Prozent mehr Regional- und 1,5 Prozent mehr Fernverkehrszüge über das SBB-Streckennetz.
Bild: Keystone
Mit dem neuen Fahrplan wird das S-Bahn-Netz Léman-Express in Betrieb genommen. Es handelt sich dann um das grösste grenzüberschreitende S-Bahn-Netz Europas.
Mehr Kapazität Richtung Paris: Die 19 bisher verkehrenden Zugskompositionen des TGV Lyria mit je 355 Sitzplätzen sind in die Jahre gekommen und werden durch 15 Doppelstockzüge ersetzt, die je 507 Sitzplätze aufweisen. Damit erhöht sich die Kapazität um 30 Prozent.
Bild: Christophe Recoura/TGV Lyria
Im Verkehr mit Deutschland verkehren künftig die neuen ICE-4-Züge.
Bild: Getty Images
Ausgebaut wird der Einsatz der neuen Giruno-Triebzüge auf der Gotthardstrecke. Sie verkehren heute von Basel bzw. Zürich ins Tessin. Neu werden die Giruno auch für Fahrten bis Mailand-Centrale verwendet.
Bild: Keystone
Auch die bisher pannenanfälligen Fernverkehrs-Doppelstockzüge FV-Dosto sollen zusätzlich auf der Strecke Basel-Zürich-Chur zum Einsatz kommen.
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