Zweitwohnungen vertuscht Grindelwald tarnt Ferienhäuser als Scheunen

uri

16.3.2021

In Grindelwald ist man kreativ, wenn es um Zweitwohnungen geht. 
In Grindelwald ist man kreativ, wenn es um Zweitwohnungen geht. 
Bild: Keystone (Symbolbild)

Wer eine Ferienwohnung bucht, landet mitunter in einer Bruchbude. Im Berner Oberland ist es etwas anders: Hier entpuppen sich als Scheunen gemeldete Bauten als komfortable Feriendomizile.

In Grindelwald wird geschickt um das Zweitwohnungsgesetz herumgetrickst, indem Alphütten illegal als Ferienwohnungen vermietet werden. Laut Recherchen des «Blick» werden mindestens sieben Alphütten ganzjährig vermietet, obwohl das in der Gemeinde rechtlich nicht möglich ist. Das Blatt vermutet, dass diese Praxis noch in bedeutend mehr Hütten der Fall ist. 

Nach der Annahme der Zweitwohnungsinitiative dürfen seit fünf Jahren maximal 20 Prozent der Wohnungen Zweitwohnungen sein. In diese Kategorie würden bereits Räume ab fünf Quadratmetern mit einer Küche fallen, weiss der «Blick». In Gemeinden, in denen der Anteil an Zweitwohnungen bereits höher liegt, darf der Bau weiterer Zweitwohnungen indes nicht mehr bewilligt werden.

In Grindelwald liege der Anteil Zweitwohnungen aktuell schon bei über 60 Prozent. Alphütten, die illegal zu Wohnungen umgebaut wurden, werden demnach lediglich als Scheunen, also als «Gebäude ohne Wohnnutzung» beim Eidgenössischen Bau- und Wohnungsregister (GWR) gemeldet. So wird das Gesetz ausgehebelt.

«Keine Überraschung»

Ein Einheimischer zeigte sich im Gespräch mit dem «Blick» nicht erstaunt, denn die Gemeinde sei kreativ im Umgang mit Zweitwohnungen. So mache sie auch bei Erstwohnungen in Mehrfamilienhäusern systematisch falsche Angaben, um neue Zweitwohnungen bewilligen zu können. «Es ist darum keine Überraschung, dass sie das auch bei den Alphütten so macht», sagte der Insider.

Nachdem die Zeitung bei den entsprechenden Behörden nachgehakt habe, wollte der kantonale Regierungsstatthalter Martin Künzi sich nun informieren und gegebenenfalls intervenieren.