Preisschub am Ölmarkt So teuer wird die Eskalation in Nahost an den Tankstellen

tafi

11.10.2023

Armee: Gaza-Grenze wieder unter Kontrolle – Fokus auf Offensive

Armee: Gaza-Grenze wieder unter Kontrolle – Fokus auf Offensive

Tel Aviv/Gaza, 10.10.23: Drei Tage nach dem verheerenden Hamas-Terrorangriff auf israelische Ortschaften hat Israels Armee die Grenze nach eigenen Angaben wieder unter Kontrolle gebracht. Seit Montag Abend habe niemand mehr aus dem Gazastreifen nach Israel eindringen können. DIe Armee konzentriere sich jetzt auf die Offensive im Gazastreifen, teilten die Streitkräfte mit. Die Armee hatte binnen 48 Stunden rund 300 000 Reservisten mobilisiert – die grösste Mobilisierung in der Geschichte des Landes. Ein Militärsprecher bestätigte, in Israel befänden sich die Leichen von rund 1500 Terroristen. Hunderte weitere palästinensische Angreifer wurden gefangen genommen. Hunderte von Terroristen waren am Samstag im Auftrag der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas in einem Überraschungsangriff über die Grenze nach Israel gekommen.

10.10.2023

Durch den Terrorkrieg zwischen der Hamas und Israel droht ein Preisanstieg für Erdöl. Müssen sich die Schweizer*innen nun auf höhere Preise an den Tankstellen einstellen?

tafi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Terrorangriff der Hamas auf Israel hat Auswirkungen auf den Erdöl-Weltmarkt.
  • Die Preise für Rohöl sind kurzfristig deutlich gestiegen. Die instabile Lage im Nahen Osten könne für weiteren Auftrieb sorgen.
  • Ob Treibstoff auch in der Schweiz teurer wird, kann noch nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Der schwere Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel hat auch Folgen für den Ölmarkt. Nach den Anschlägen stiegen die Preise deutlich. Zwar findet der Terrorkrieg 3000 Kilometer entfernt statt: Aber er könnte auch Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft und die Preise an den Tankstellen haben.

Auch wenn Israel selbst kaum Öl produziert, wirkt sich die instabile politische Lage im Nahen Osten auf den Ölmarkt aus. In der Region liegen mit Saudi-Arabien, dem Irak und Iran einige der wichtigsten Förderländer für Erdöl. Zudem hat die Strasse von Hormus zwischen der arabischen Halbinsel und dem Iran für den Seetransport von Rohöl eine erhebliche Bedeutung.

Zwar haben sich einige Länder wie Saudi-Arabien Israel zuletzt tendenziell angenähert. Das Verhältnis zu Iran ist aber nach wie vor schlecht. Zudem gilt das Land als Unterstützer von Hamas.

Schweizer Autolenker*innen mussten zuletzt an Tankstellen tief in die Tasche greifen. Durch den Terrorkrieg in Israel könnten die Ölpreise weiter steigen. (Symbolbild)
Schweizer Autolenker*innen mussten zuletzt an Tankstellen tief in die Tasche greifen. Durch den Terrorkrieg in Israel könnten die Ölpreise weiter steigen. (Symbolbild)
Bild: Keystone/Christian Beutler

TCS mag keine Preisprognose abgeben

An den Märkten befürchtet man nun eine Ausweitung des Konflikts, was zu einer Verteuerung des Rohöls führen würde: in aller Regel zunächst durch eine Erhöhung der Risikoaufschläge. Die Teuerung wäre über kurz oder lang auch in der Schweiz zu spüren.

Grund zur Sorge, dass zum Beispiel die Benzinpreise kräftig steigen, bestehe derzeit nicht, wie Mediensprecherin Vanessa Flack vom Touring Club Schweiz (TCS) auf Nachfrage bestätigt. «Generell kann man sagen, dass in der Schweiz Benzinpreise allgemein nicht so schnell ändern, wie dies zum Beispiel in Deutschland der Fall ist.»

Die Treibstoffpreise seien seit der letzten Benzinpreissenkung am vergangenen Freitag bis Dienstag, 10. Oktober, Stand 15 Uhr an den Schweizer Tankstellen unverändert geblieben (hier geht's zum Benzinpreisradar). Unmittelbare Auswirkungen hat der Terrorangriff der Hamas also nicht auf den Benzinpreis.

Allerdings räumt Sprecherin Flack ein, dass der TCS «aufgrund der vielen möglichen unterschiedlichen Entwicklungen – auch allgemein mit den vielen geopolitischen Einflüssen – im Zusammenhang mit der Lage im Nahen Osten keine Prognose abgeben» könne.

Förderländer wollen Preise stabil halten

Noch habe sich an der globalen Versorgungslage nichts geändert, analysiert auch Marktexperte Carsten Fritsch im deutschen Nachrichtenmagazin «Spiegel». Risiken für den Ölmarkt gäbe es trotzdem, selbst dann, wenn es nicht zu einem «Flächenbrand» in der Region kommt.

So hätten die USA laut Fritsch «bei den Ölsanktionen gegen Iran zuletzt scheinbar ein Auge zugedrückt». So war Irans Produktion zwischen Januar und September um rund 500'000 Barrel pro Tag gestiegen – auf das höchste Niveau seit Inkrafttreten der US-Sanktionen im Herbst 2018. Der Fachmann vermutet, dass der hohe Ölpreis mit Lieferungen aus dem Iran etwas gedämpft werden konnte. Allerdings dürfte sich «nach dem Angriff auf Israel diese Laissez-faire-Haltung ändern».

Dem Weltmarkt würden dann einige Hunderttausend Barrel Öl pro Tag fehlen. Und das reiche schon aus, um den Preisen deutlich Auftrieb zu geben. Schwarz sieht Fritsch dennoch nicht. Er vermutet eher, dass andere Förderländer ihre Produktion etwas erhöhen werden, um die Preise stabil zu halten.

Nicht aus gutem Willen freilich, sondern aus Eigennutz: Zu hohe Preise würden die Nachfrage sinken und die Inflation steigen lassen. Erdöl wäre dann weniger gefragt, und dieses Risiko würden die Förderländer schlicht nicht eingehen wollen.

Mit Material der Nachrichtenagenturen Keystone-SDA und dpa.