«Schönes Haus – letzte Warnung»Aargauerin (17) verliebt sich in Tunesier – und löst Familien-Albtraum aus
Dominik Müller
5.4.2025
Die folgenreiche Beziehung nahm via WhatsApp ihren Anfang.
Zacharie Scheurer/dpa-tmn/dpa
Eine junge Aargauerin gerät online an einen älteren Mann. Die Beziehung eskaliert, als er beginnt, die Familie zu bedrohen. Die Mutter warnt nun öffentlich: «Ich will andere Eltern wachrütteln.»
Via WhatsApp verliebt sich eine junge Aargauerin in einen 20-jährigen Tunesier, will ihn heiraten und sendet ihm Geld, obwohl sie ihn nie persönlich getroffen hat.
Der Mann beginnt später, die Familie zu bedrohen und zu erpressen, doch strafrechtliche Schritte bleiben wegen fehlender Beweise begrenzt wirksam.
Die Mutter erzählt die Geschichte öffentlich, um andere zu warnen, während sie um ihre Tochter kämpft, die sich zunehmend isoliert und weiterhin an die Beziehung glaubt.
Eine 16-jährige Schülerin aus dem Aargau verliebt sich online in Amir (Name geändert), einen 20-jährigen Tunesier. Die beiden schreiben sich über WhatsApp, sehen sich aber nie in echt. Die Schülerin will ihn sogar heiraten – in Tunesien.
Ihre Eltern können sie gerade noch von der Reise abhalten. Ein Jahr später eskaliert die Situation: Amir droht plötzlich, fordert Geld, und schickt der Mutter Fotos ihres Hauses. Die Familie steht vor einem Albtraum – doch die Tochter glaubt weiter an die grosse Liebe. Nun hat die Mutter ihre Geschichte der «Aargauer Zeitung» erzählt.
«Ich wünsche mir nur, dass meine Tochter glücklich ist», sagt die Mutter, die anonym bleiben möchte. Ihre Tochter sei nach der Scheidung der Eltern wieder stabil gewesen, habe sich für den Islam interessiert und über eine Freundin Amir kennengelernt. Diese Freundin bot an, die heute 17-Jährige in den Ferien mit nach Tunesien zu nehmen, gab ihr Amirs Nummer – und verschwand später völlig aus dem Leben der Familie.
Tochter schickt ihm Geld
Die Tochter entwickelte rasch intensive Gefühle für Amir, telefonierte mit ihm und seiner Mutter via Facetime. Die Eltern wollten sich öffnen, warnten aber vor Abhängigkeit: «Ich wollte, dass er versteht, dass es nicht geht, dass ein minderjähriges Mädchen ihm ihr Sackgeld schickt.» Amir versicherte, er verstehe das – während er offenbar längst Hunderte Franken von der Tochter erhalten hatte.
Dann die Wendung: «Ich bekam eine WhatsApp-Nachricht, in der er schrieb, er sei in Bern und wolle mich treffen. Er sei nicht wegen der Liebe hier, sondern wegen des Geldes», sagt die Mutter zur «Aargauer Zeitung». Amir behauptete, er habe der Tochter 2000 Franken gegeben und wolle sie zurück. Dann folgten Drohungen: «Er schickte mir ein Foto unseres Hauses. Dazu schrieb er: ‹Schönes Haus. Dies ist die letzte Warnung.›»
Die Eltern zeigten Amir bei der Polizei an, doch die Hilfe war begrenzt. «Wenn wir nicht in Todesangst leben, hätte eine Anzeige wenig Sinn», sagte die Polizistin laut Mutter. Auch der Vorwurf des Betrugs sei schwierig: «Wenn jemand freiwillig Geld gibt, ohne Zwang, ist das nicht strafbar», erklärt ein Polizeisprecher.
«Scheiss-Christen»
Die Tochter zog sich immer mehr zurück, rebellierte gegen die Eltern, nannte sie «Scheiss-Christen» und wollte bei einer muslimischen Freundin wohnen. In einem dramatischen Moment wollte sie sogar aus dem Fenster springen. Die Eltern hielten sie zurück, die Polizei nahm sie in Handschellen mit – eine Szene, die der Mutter noch immer Tränen in die Augen treibt: «Ich war grün und blau. Aber ich wollte sie nicht anzeigen.»
Die Mutter durchsuchte später den Schullaptop und fand Suchbegriffe wie «Zürich Langstrasse Prostitution» – ein weiterer Schock. Die Tochter hatte offenbar auch nach Flügen, Wohnungen und Jobs im Ausland gesucht. Als Konsequenz wurden Handy und Laptop weggenommen. «Ich habe ihr eine Psychologin gesucht. Sie wollte zuerst nicht hin, war aber mittlerweile zweimal dort und kam recht aufgeräumt zurück.»
«Mit 18 kann sie fliegen, wohin sie will»
Heute fürchtet die Mutter laut Bericht, dass Amir ihre Tochter manipuliert und vielleicht ausnutzen will. «Wir haben jetzt bis im Herbst Zeit. Dann wird sie 18 – und kann fliegen, wohin sie will.» Ihr grösster Wunsch: «Ich hoffe, dass Amir das Interesse verliert, wenn er kein Geld mehr bekommt.» Das sei laut einer Expertin oft der Fall – falls es sich denn überhaupt um einen Betrug handle.
Die Mutter wendet sich mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit, um andere zu warnen. Was ihre Tochter betrifft, bleibt nur Hoffnung. «Ich wünsche ihr, dass sie im echten Leben einen tollen jungen Mann kennenlernt. Vielleicht ist das das Einzige, was sie von ihrer fixen Idee abbringt.»
Der Redaktor hat diesen Artikel mithilfe von KI erstellt.