Am 2. November 2022 verkündete die damalige Bundesrätin Simonetta Sommaruga überraschend ihren Rücktritt. An der Medienkonferenz erklärte sie, dass unter anderem der Gesundheitszustand ihres Mannes eine Rolle spielte. Später wurde bekannt: Nur wenige Tage vor dem Rücktritt erlitt der Schweizer Schriftsteller Lukas Hartmann, der mit Sommaruga verheiratet ist, einen Hirnschlag.
«Ich wusste damals nicht, wie es mit meinem Mann weitergeht», sagt sie nun in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Darin spricht sie zum ersten Mal ausführlich über die Hintergründe ihres Rücktritts. Es sei ein «schwieriger, aber selbstbestimmter Entscheid» gewesen – mit ihrem Mann habe sie damals aber nicht darüber sprechen können. «Er war damals nicht in der Lage dazu».
Den Rücktritt bereue sie bis heute nicht. «Der Entscheid stimmte damals für mich, und er stimmt auch heute noch.» Sie habe das Jahr nutzen können, um sich anderen Dingen widmen zu können: «Musik, Literatur, Natur», erklärt sie.
Sommaruga verfolgt Bundesrat noch immer
Inzwischen gehe es Hartmann besser. Er habe sich vom Hirnschlag erholt und könne auch wieder schreiben. Im April solle ein neues Buch von ihm erscheinen, verrät Sommaruga. Auch sie selbst habe eine neue Aufgabe gefunden. So wird Sommaruga Präsidentin der Stiftung Equal Salary. Diese zertifiziert Firmen, welche nachweislich die Lohngleichheit einhalten und Frauen die gleichen Chancen geben.
Sommaruga erzählt, sie verfolge die Entscheide des Bundesrats noch heute ganz genau. Einen Seitenhieb Richtung SVP lässt sie sich im «Tagesanzeiger»-Interview denn auch nicht nehmen. «Die SVP ist permanent unzufrieden mit der Asylpolitik. Da stellt sich schon die Frage, warum sie in den letzten 16 Jahren nie bereit war, dieses Departement zu übernehmen.»
Manchmal, so Sommaruga, würde sie die Entscheide des Bundesrats gerne kommentieren. Sie halte sich aber zurück. «Aber ein Teil von einem bleibt im Bundesrat.»