Christiane Brunner prägte die SP Schweiz über Jahrzehnte – als Präsidentin, Gewerkschafterin und Feministin. Doch nach ihrem Tod verpasst es die Partei, ihr öffentlich die letzte Ehre zu erweisen.
Christiane Brunner war eine prägende Figur der Schweizer Sozialdemokratie: Parteipräsidentin, langjährige Ständerätin, Gewerkschafterin und Symbolfigur der Frauenbewegung. Ihr Tod kurz vor Ostern 2025 war für die SP ein Verlust – doch der Umgang der Partei mit ihrem Abschied führt nun zu Kritik.
Zwar veröffentlichte die SP Schweiz nach Brunners Tod eine offizielle Medienmitteilung und nahm in sozialen Netzwerken Anteil. Doch während sie beim Tod von Altpräsident Helmut Hubacher ein Dutzend Todesanzeigen in Zeitungen schaltete, verzichtete sie im Fall von Brunner vollständig darauf – mit einer Ausnahme: Die Genfer Kantonalpartei ehrte sie mit einer Anzeige.
Auf Nachfrage von CH Media räumt die SP Schweiz ein, dass die fehlenden Todesanzeigen «ein Versäumnis» seien. Für viele Beobachter ist das jedoch mehr als nur ein bürokratischer Fehler – zumal Brunner mit ihrem Engagement für Gleichstellung, etwa durch den Frauenstreik 1991, Parteigeschichte geschrieben hat. Damals lautete das Motto: «Wenn Frauen wollen, kommt alles ins Rollen – wenn Frau will, steht alles still.»
Offizielle Gedenkfeier folgt
Hinzu kommt: An der Beerdigung, eine Woche nach ihrem Tod, war kein Mitglied der Parteileitung anwesend. Die SP begründet dies mit Osterabwesenheiten. Vertreten wurde die Führung durch die Berner Ständerätin Flavia Wasserfallen. Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider nahm ebenfalls teil.
Die SP will das Versäumnis nun mit einer offiziellen Gedenkfeier korrigieren. Sie soll am 12. Juni stattfinden – kurz vor dem diesjährigen Frauenstreik, den Christiane Brunner vor über drei Jahrzehnten mitinitiiert hatte.
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