Geld, Gaza, Linkskurs SP-Urgestein Hartmuth Attenhofer verlässt die Partei

Lea Oetiker

22.10.2025

SP- Kantonsrat Hartmuth Attenhofer tritt nach 50 Jahren aus der SP aus. (KEYSTONE/Walter Bieri)
SP- Kantonsrat Hartmuth Attenhofer tritt nach 50 Jahren aus der SP aus. (KEYSTONE/Walter Bieri)
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Nach 50 Jahren tritt der frühere Zürcher Kantonsratspräsident Hartmuth Attenhofer aus der SP aus – aus Unmut über deren Linkskurs und Haltung im Gaza-Konflikt.

Lea Oetiker

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  • Der frühere Zürcher Kantonsratspräsident Hartmuth Attenhofer tritt nach 50 Jahren aus der SP aus.
  • Ausschlaggebend war für ihn das Verhalten der Partei im Gaza-Konflikt, das er als «Victim Blaming» bezeichnet.
  • Zudem kritisiert er den Linkskurs, die Fokussierung auf Genderfragen und den Umgangston in der Partei.

Hartmuth Attenhofer verlässt die SP. Nach 50 Jahren ist der 77-Jährige, der einst Kantonsratpräsident und Statthalter von Zürich war, aus der Partei ausgetreten.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Er hatte schon früher den klaren Linkskurs der Partei oder Entscheidungen wie das Nein zum Fussballstadion kritisiert, berichtet der «Tages-Anzeiger».

Den Ausschlag gegeben hat für ihn jedoch das Verhalten der SP im Gaza-Konflikt. Er wirft der Partei «Victim Blaming» vor. Er kritisiert in seinem vierseitigen Rücktrittsschreiben, welches unter anderem auch dem «Blick» vorliegt: «Das war nicht naiv dahergesagt, sondern es ist eine bedenkliche Haltung, bar jeglicher Analysefähigkeit.»

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, wirft Attenhofer der Partei vor, sich stärker mit Themen wie Geschlechterbezeichnungen oder, wie er es nennt, «Genderismus» zu befassen als mit realen Problemen wie dem Zusammenbruch der Credit Suisse.

«Ohne Groll, aber mit Erleichterung»

Zudem kritisiert er die städtische SP für ein «törichtes Geldverteilen». Auf Anfrage der Zeitung erklärt er, auch wohlhabende Personen profitierten über die 365-Franken-Initiative von stark vergünstigten VBZ-Abos. «Das ist keine Sozialpolitik, wie ich sie verstehe», sagt er. Unverständlich sei für ihn auch, weshalb die SP Haushalten mit hohen Einkommen Krankenkassenprämien vergünstigen wolle.

Wie der «Blick» berichtet, stört sich Attenhofer auch am Ton innerhalb der Partei. Besonders ein Instagram-Post von SP-Co-Präsident Cédric Wermuth (39) habe ihn irritiert. Wermuth hatte darin US-Präsident Donald Trump (79) mit der derben Botschaft «Fuck you, Mr. Trump!» adressiert. Für Attenhofer ein Symptom eines tieferliegenden Problems: «Wo die Sitten zerfallen, bröckelt das Fundament», sagt er. Er verlasse die Partei «ohne Groll, aber mit Erleichterung».