Parteiwechsel SP verliert eines ihrer bekanntesten Gesichter

tjb

27.2.2019

Chantal Galladé vertrat die Zürcher SP während 15 Jahren im Nationalrat
Chantal Galladé vertrat die Zürcher SP während 15 Jahren im Nationalrat
Bild: Keystone/Anthony Anex

Die ehemalige SP-Nationalrätin Chantal Galladé wechselt zu den Grünliberalen. Ihrer alten Partei wirft sie Scheuklappendenken vor.

Chantal Galladé sass 15 Jahre lang  für die Zürcher Sozialdemokraten im Nationalrat. Dort stand sie eine Zeit lang auch der prestigeträchtigen Sicherheitspolitischen Kommission vor. Ende letzten Jahres trat sie zurück, und nun hat die Politikerin auch genug von ihrer Partei – und wechselt darum zu den Grünliberalen.

Europa gab den Ausschlag

In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagt Galladé, dass die Haltung der SP zum Rahmenabkommen der Schweiz mit der EU den Ausschlag gegeben hat: «Die GLP ist die einzige Partei, die für das Rahmenabkommen eintritt und damit für eine vernünftige Beziehung zu Europa steht.» Ihre neue Partei agiere in der Frage «nicht ideologisch und mit Scheuklappen».

In dem Interview erklärt Galladé, warum sie vor drei Jahrzehnten in die SP eingetreten ist. Den Ausschlag habe damals die Offenheit gegenüber Europa gegeben, zudem sei die Ökologie wichtig gewesen. Die Partei sei zudem zur Armee gestanden, für eine solide Wirtschaftspolitik, aber auch für den gesellschaftlichen Fortschritt. Damals seien einzig die Sozialdemokraten für all diese Ziele eingestanden, heute sei es die GLP.

Kritik an der SP

«Das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht hat die abwehrende Haltung der Gewerkschaften und in deren Schlepptau der SP gegen den Rahmenvertrag» begründet Galladé den Zeitpunkt ihres Parteiwechsels. Im Streit verlasse sie ihre angestammte Partei trotzdem nicht, sagt die heutige Winterthurer Schulpräsidentin. Schliesslich sei sie stets hin gestanden und habe ihre Meinung gesagt.

Die Kritik Galladés an der SP ist trotz versöhnlichen Worten unüberhörbar: Letztlich hätten sie, Daniel Jositsch, Pascale Bruderer und andere keinen Erfolg gehabt, der Partei «die nötige Breite» zu geben. Damit spricht sie an, dass der gemässigte Flügel bei den Sozialdemokraten schon lange einen schweren Stand hat.

Für die SP selber kommt die Nachricht zu einer Unzeit: Der Wahlkampf für die nationalen Wahlen im Herbst läuft gerade an, und die Sozialdemokraten dürften dabei einen eher schwierigen Stand haben. Ein Richtungsstreit innerhalb der Partei dürfte in diesem Moment die Wählenden eher abschrecken als mobilisieren.

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