Harsche Kritik SRF-Ombudsmann stellt Cassis' Aussendepartement in den Senkel

SDA/aka

17.6.2019

Bundesrat Ignazio Cassis spricht während der Sommersession der Eidgenoessischen Räte.
Bundesrat Ignazio Cassis spricht während der Sommersession der Eidgenoessischen Räte.
Bild: Keystone

Deutliche Worte vom SRF-Ombudsmann: Roger Blum kritisiert das Aussendepartement EDA im Zusammenhang mit dem Besuch von Aussenminister Cassis in einer Glencore-Mine.  Das EDA sei «dilettantisch», SRF habe «professionell» gearbeitet.

SRF-Ombudsmann Roger Blum scheint wütend zu sein: Blum kann die Beanstandungen des EDA zur Berichterstattung der SRF-Medien über den Besuch von Aussenminister Cassis in einer Glencore-Mine «beim besten Willen nicht unterstützen». Die Antwort von Jean-Marc Crevoisier, Sprecher des Eidgenössischen Departementes für auswärtige Gelegenheiten (EDA), hatte beim SRF-Ombudsmann die Berichterstattung von SRF zum Besuch von Bundesrat Ignazio Cassis im Januar 2019 in einer Kupfermine des Rohstoffkonzerns Glencore in Sambia beanstandet.

Aussagen von Cassis in einem Interview seien falsch interpretiert respektive manipuliert worden mit dem Ziel, eine Polemik auszulösen, so die Eingabe des EDA-Mannes an Blum. Das Interview wurde am 12. Januar im «Echo der Zeit» ausgestrahlt und auf SRF.ch am 17. Januar online weiterverwertet.

Allerdings korrigiert SRF in ihrer Berichterstattung gemäss Blum die Verlautbarungen aus dem EDA zu Recht: «Es war richtig, die Verwedelungen und Unklarheiten klarzustellen.» Es falle ihm schwer, so Blum, in seiner «eigenen Bewertung der Berichterstattung» nur einen Kommentar zu SRF abzugeben und keinen zum Verhalten des Aussenministers und seiner Kommunikationsabteilung.

«Mehrfach unkorrekte Informationen»

Das EDA habe im Kontext des Glencore-Besuches der Öffentlichkeit «mehrfach unkorrekte Informationen» vorgesetzt, kommt Blum in seiner am Montag veröffentlichten Antwort auf die Beanstandung zum Schluss. Es sei Aufgabe des Journalismus, Informationen der Behörden zu hinterfragen. Erst recht sei es Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, falsche Informationen seitens der Behörden richtig zu stellen.

Die Kommunikationsabteilung des EDA habe nach Cassis' Besuch euphorische Tweets abgesondert, die das Unternehmen nachher für seine PR benutzt habe, so Blum. In den EDA-Verlautbarungen war davon die Rede, dass Glencore die Abgas-Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vollumfänglich einhalte.

Cassis relativierte später im Radio-Interview zwar und sprach davon, die Grenzwerte würden «im Grossen und Ganzen» eingehalten. Das EDA berichtigte seine Meldung zur angeblichen Einhaltung der Grenzwerte zehn Tage nach der Publikation online. Messungen eines Reporters des SRF-Magazins «Rundschau» vor Ort hatten ergeben, dass die Kupfermine die WHO-Limiten um eine Mehrfaches überschreitet.

Keine Gespräche mit lokalen NGO

Als unwahr beziehungsweise missverständlich erwies sich laut Blum auch die Angabe von Cassis im Echo-Interview, das EDA habe darüber auch mit lokalen Nichtregierungsorganisationen (NGO) gesprochen. Tatsächlich gab es im Vorfeld des Besuchs von Cassis in der 400 Kilometer entfernten Hauptstadt Lusaka Kontakte von EDA-Vertretern mit Vertretern zweier NGO. Bei beiden handelte es sich gemäss SRF jedoch nicht um lokale Organisationen. Diese setzten sich zudem auch nicht mit dem Kontext der Kritik, der Umweltbelastung auseinander.

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