Kampf ums Personal Stadtpolizeien werben dem Land die Beamten ab

smi

28.4.2023

Kleinen und ländlichen Polizeikorps laufen die Beamten davon, weil sie von grossen, besser zahlenden abgeworben würden, sagt beispielsweise der Kommandant der Schaffhauser Kapo.
Kleinen und ländlichen Polizeikorps laufen die Beamten davon, weil sie von grossen, besser zahlenden abgeworben würden, sagt beispielsweise der Kommandant der Schaffhauser Kapo.
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Der Kommandant der Kantonspolizei Schaffhausen klagt, grössere Polizeikorps würden ihm die Polizisten abwerben. Auch andere Polizei-Einheiten machen diese Erfahrung.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Kleinere, ländliche Polizeikorps beschweren sich, ihnen würden immer wieder Beamte von grösseren Polizeien abgeworben.
  • Grund für die Abgänge seien aber auch höhere Löhne, die beispielsweise die Kantonspolizei Zürich zahlt.
  • Die Polizeien, die von ihnen ausgebildete Beamte an anderer verlieren, kassieren eine Abgeltung für die Kosten der Ausbildung.
  • Die Kantonspolizei Zürich bestreitet, Polizeibeamte anderer Korps abzuwerben und dafür Abfindungen zu zahlen.

Der Schweiz fehlen 7000 Polizeibeamte. So viele mehr müssten im Dienst stehen, um die Vorgabe der UNO von 300 Polizist*innen pro 100'000 Einwohner*innen zu erfüllen.

Auch die einzelnen Korps spüren, dass ihre Personaldecke zu dünn ist: Sie haben Mühe offene Stellen zu besetzen, kämpfen mit Abgängen. Und jetzt werben einige Einheiten anderen auch noch die ausgebildeten Profis ab. Dies berichtet der «Blick».

Der oberste Polizeigewerkschafter des Kantons Schaffhausen, Patrick Portmann, vergleicht die Situation mit dem Fussball-Transfermarkt, «nur mit kleineren Beträgen». Philipp Maier, Kommandant der Kapo Schaffhausen, bestätigt: Er wisse von Abwerbeanrufen anderer kantonaler Korps bei mehreren ländlichen Schaffhauser Posten.

Auch die Basler Regierungsrätin Stephanie Eymann hat Kenntnis von Abwerbeversuchen. In Erinnerung ist auch die Kampagne der Winterthurer Stadtpolizei im vergangenen Jahr, die mit Plakaten und Inseraten gezielt Polizeibeamte auf kleinen, ländlichen Posten ansprach und sie zu den «Winti Cops» zu locken versuchte. Die Kapo Thurgau ärgerte sich aber vor allem über den herablassenden Ton der Werbe-Sujets, in der von «Dorf-Sheriffs», «Landeiern» und «schlafenden Wachen» die Rede war.

Ausbildung einer Polizistin kostet 250'000 Franken

Der grösste Anreiz, um in grössere Polizei-Einheiten abzuwandern, ist der Lohn. Maier von der Kapo Schaffhausen erzählt von einem Kader-Mitarbeiter, der als Sachbearbeiter zur Zürcher Kantonspolizei gewechselt habe und dort monatlich 1000 Franken mehr verdiene. Der Lohnunterschied zur Stadtpolizei Zürich betrage gar 1500 Franken pro Monat, sagt Polizeigewerkschafter Portmann.

Bei 13 Monatslöhnen ergibt das fast 20'000 Franken mehr im Jahr.

Weil aber die Ausbildung einer Polizistin oder eines Polizisten kostet, lassen sich die Korps die Abwerbung ihrer Beamten vergüten. «Unter Umständen» müsse der neue Arbeitgeber dem vorherigen 40'000 Franken zahlen, so Portmann. Die Ausbildung kostet aber 250'000 Franken, die Rechnung geht also nicht auf.  

Die Polizei Basel Stadt verlangt 110'000 Franken von jenen Korps, die einen ihrer Polizist*innen im ersten Jahr nach der Ausbildung übernehmen. Später seien je nach Ausbildungsgrad bis zu 100'000 Franken Abfindung möglich.

Die Kantonspolizei Zürich gibt dem «Blick» zu Protokoll, sie werbe weder aktiv Polizistinnen und Polizisten anderer Polizeikorps ab, noch zahle sie Abfindungen, wenn Polizeibeamte aus anderen Korps zu ihr wechselten.