Importierte Schädlinge Stinkwanze, Tigermücke und Co. – diese Tiere befallen auch die Schweiz

tmxh/dpa/SDA

12.9.2019

Die Stinkwanze verbreiten sich rasant auch in der Schweiz.
Die Stinkwanze verbreiten sich rasant auch in der Schweiz.
Bild: Keystone / Archiv

Als wären hiesige Schädlinge nicht schon genug, hat die Schweiz immer mehr auch mit nervigen bis gefährlichen Tierarten zu kämpfen, die hierzulande ursprünglich nicht heimisch waren.

Schädlinge setzen den Menschen und der Natur in der Schweiz immer mehr zu. Neben wiedergekehrten Arten wie dem Borkenkäfer handelt es sich dabei nicht selten um eingeschleppte Tiere, die zuvor hierzulande nicht heimisch waren, sich aber rasant verbreiten. Erst kürzlich konnten schädliche Käfer aus Indien bei einer Zollkontrolle in Basel noch abgefangen und vernichtet werden. Aktuell brisant erscheinen insbesondere die Ausbreitung der Tigermücke und der braunen Stinkwanze.

Ein Überblick:

Stinkwanze

Die Stinkwanze, auch bekannt unter den Bezeichnungen Stinkkäfer, Marmorierte Baumwanze und Halyomorpha halys, ist eigentlich in Ostasien zuhause, sie tritt seit einigen Jahren aber auch in Europa und den USA auf. Betroffen von den Schädlingen sind die verschiedensten Arten von Obst und Gemüse. Vor über 15 Jahren gelangte die übelriechende Wanze auch in die Schweiz und breitet sich seither in grossem Tempo aus. Natürliche Feinde hat sie kaum. Gerade im Winter suchen sie auch trockene Orte auf, etwa Wohnungen.

Schuld an der Verbreitung könnten die gelben Dachziegel im Zürcher Chinagarten sein, die 1998 aus der kaiserlichen Ziegelfabrik in Peking geliefert wurden. «Watson.ch» zitiert den Forscher Tim Haye, der am Forschungszentrum «CABI» in Delémont invasive Arten in der Schweiz untersucht und per DNA-Test die mögliche Herkunft festgestellt hat. Er sagt: «Im Dezember ist ein erstes Meeting im Zusammenhang mit Stinkwanzen geplant. Wir wollen da mit Ämtern, Bauern und weiteren Interessensvertretern informieren und mögliche Wege suchen.»

Dieses Krabbeltier ist der neue Schrecken der Schweizer Obstbauern: die rotbeinige Baumwanze.
Dieses Krabbeltier ist der neue Schrecken der Schweizer Obstbauern: die rotbeinige Baumwanze.
Bild: Getty Images

Tigermücke

Die Tigermücke (Ades albopictus) gelangte laut der Tessiner «Arbeitsgruppe Mücke» im Sommer 2003 erstmals in die Schweiz, vermutlich mit Gütern aus Südeuropa. Die Stechmücke gilt als schlechte Fliegerin und stammt ursprünglich aus tropischen und subtropischen Gegenden Asiens. Die Stiche des Insekts sind sehr schmerzhaft und können Erreger wie beispielsweise den Zika-Virus, den Chikungunya-Virus und den Dengue-Virus auf den Menschen übertragen. 

Nachdem die Tiere schon in den Kantonen Zürich, Graubünden, Tessin und Basel nachgewiesen wurden, gibt es nun auch erste Beobachtungen in Schaffhausen. Damit sie Krankheiten übertragen, müssen sie zuvor eine infizierte Person gestochen haben. Eine lokale Krankheitsübertragung gab es in der Schweiz bisher nicht. Die Ansteckungsgefahr geht somit gen null.

Die Tigermücke verbreitet sich in der Schweiz immer mehr.
Die Tigermücke verbreitet sich in der Schweiz immer mehr.
Bild: Archiv

Hammerhaiwurm

Der Hammerhaiwurm (Bipalium kewense) stammt aus Asien, schaffte den Sprung aber mit dem Transport von Pflanzen bis nach Europa. In Frankreich gibt es bereits 100 Berichte von Sichtungen, in Novazzano im Tessin wurde er ebenfalls schon erfasst. Eine aggressive Spezies: Der Wurm rollt seine Beute auf, vergiftet sie und löst sie durch Sekrete aus seinem Verdauungstrakt auf. Zu seinen Lieblingsspeisen gehört der Regenwurm. So bedroht er auch das von ihm abhängige Ökosystem. Der Hammerhaiwurm klont sich. Dafür trennt er sich von einem Stück seines Schwanzes, das sich nach zwei Wochen in einen neuen Wurm verwandelt.

Der Hammerhaiwurm (Bipalium kewense) bedroht hiesige Regenwürmer.
Der Hammerhaiwurm (Bipalium kewense) bedroht hiesige Regenwürmer.
Bild: Archiv

Grauhörnchen

Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis), eine ursprünglich nordamerikanische Nagetier-Art aus der Familie der Hörnchen (Sciuridae) wurde an mehreren Stellen in Europa eingebürgert. Hier verdängt der Allesfresser das kleinere einheimische Europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), denn die Natur hat die amerikanischen Nager mit einigen Vorteilen ausgestattet: Sie sind fleissiger im Anlegen von Vorräten, halten keine Winterruhe und pflanzen sich schneller fort.

Ausserdem überstehen sie auch harte Winter besser. Und sie übertragen einen für Europäische Eichhörnchen tödlichen Erreger, gegen den die Grauhörnchen selbst immun sind. In der Schweiz wurden Grauhörnchen noch nicht in der freien Wildbahn angetroffen, aber sie stehen bereits vor der Türe, seit sie in Norditalien heimisch geworden sind.

Die aus Nordamerika stammenden Grauhörnchen drängen in vielen Ländern Europas die Population des heimischen roten Eichhörnchens immer stärker zurück.
Die aus Nordamerika stammenden Grauhörnchen drängen in vielen Ländern Europas die Population des heimischen roten Eichhörnchens immer stärker zurück.
Bild: Archiv

Asiatische Hornisse

Seit sie 2004 zum ersten Mal in Europa im Südwesten Frankreichs auftauchte, breitet sich die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) rasant aus. Für den Menschen ist das an sich friedliche Tier nur gefährlich, wenn man in die Nähe ihrer Nester kommt. Die Wirkung eines Stiches ähnelt jedoch den Stichen ihrer heimischen Verwandten.

In der Schweiz kam die Asiatische Hornisse zuerst im Kanton Jura an. Versucht wird, erste Nester der Tiere frühzeitig zu entdecken und mit Hilfe von Spezialisten zu vernichten. Zudem existiert ein Identifikationsdienst, der die Wespen erkennen hilft.

Seit sie 2004 zum ersten Mal in Europa im Südwesten Frankreichs auftauchte, breitet sich die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) rasant aus. 
Seit sie 2004 zum ersten Mal in Europa im Südwesten Frankreichs auftauchte, breitet sich die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) rasant aus. 
Bild: Jean Haxaire/AFP/Getty Images

Asiatischer Laubholzbockkäfer

Der Asiatische Laubholzbockkäfer treibt inzwischen auch in der Schweiz sein Unwesen und könnte für Millionenschäden in der Forstwirtschaft und im Tourismus sorgen, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird. Laut BAFU ist er «ein besonders gefährlicher und damit meldepflichtiger Schadorganismus. Er befällt verschiedenste Laubholzarten und kann die befallenen Laubholzbäume innert weniger Jahre zum Absterben bringen».

Von China kam der Käfer womöglich über Verpackungholz in die USA und später nach Europa. 2011 wurde er erstmals in der Schweiz, im Kanton Freiburg, festgestellt. Ein Jahr später entdeckte man den Schädling bei der Einfuhr verschiedener Holzpaletten. Vier Freilandbefälle sind hierzulande seither bekannt (Brünisried, Winterthur, Marly und Berikon). Den bisher grössten Befall der Deutschschweiz gab es 2012 in Winterthur.

Der Asiatische Laubholzbockkäfer könnte für Millionenschäden sorgen.
Der Asiatische Laubholzbockkäfer könnte für Millionenschäden sorgen.
Bild: Jean-Christophe Bott/Keystone

Berüchtigte invasive Tierarten

Bilder aus der Schweiz

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