Minarettverbot SVP sieht Minarett: Streit um geplante Moschee-Kuppel in Bern

tmxh/SDA

29.5.2019

Der geplante Bau einer kleinen Kuppel auf dem Flachdach des Berner Hauses der Religionen lässt Minarettgegner aufschrecken.
Der geplante Bau einer kleinen Kuppel auf dem Flachdach des Berner Hauses der Religionen lässt Minarettgegner aufschrecken.
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Ist das ein Minarett oder ist es keines? In Bern ist ein handfester Streit um die neue Moschee im Haus der Religionen entbrannt.

Zehn Jahre ist es her, dass die Schweiz im Rahmen einer Volksinitiative heftig über Minarette diskutierte. Am Ende, im November 2009, sprach sich eine Mehrheit für die Initiative und gegen den Bau von Minaretten aus. Seither ist die Errichtung der Moschee-Türme verboten. Nun, eine Dekade später, ist erneut ein Minarett-Streit vom Zaun gebrochen.

Auslöser ist eine geplante Kuppel auf dem Haus der Religionen in Bern. Weil das gerade einmal dreieinhalb Meter hohe Bauwerk auf dem Flachdach auch mit einer Spitze versehen werden soll, sieht die SVP hier einen Verstoss gegen die Verfassung: «Wir reden hier nicht bloss von einer Kuppel, wir reden hier von einer Kuppel mit einem kleinen Minarett», sagt der Berner SVP-Gemeindepolitiker Henry-Charles Beuchat laut SRF. Er will den Bau mit einer baurechtlichen Einsprache verhindern.

Mitte Mai erschien die Baupublikation im «Anzeiger der Region Bern». Der Muslimische Verein, der im Haus der Religionen eine Moschee betreibt, möchte die Kuppel mit einer Spitze direkt über dem Haupteingang der Moschee errichten. Die Kuppel soll mit einer Lichtinstallation bis jeweils 23 Uhr moderat beleuchtet werden. Die Einsprachefrist läuft noch bis am 17. Juni, wie Berner Medien Mitte Mai berichteten.

Auch SVP-Nationalrat Walter Wobmann, der als Präsident des Egerkinger-Komitees die Minarett-Initiative mitgeplant und gewonnen hatte, erblickt in der geplanten Kuppel-Spitze ein Mini-Minarett, und Minarette seien unabhängig von ihrer Grösse verboten. «Ich empfinde das Ganze als eine gewisse Provokation oder eine Machtdemonstration gegenüber der Schweizer Bevölkerung, wenn man jetzt im Kleinen wieder anfängt, solche Minarette zu bauen», so der Solothurner Nationalrat. Man werde das «niemals akzeptieren».

Imam hält Vergleich für irrational

Dagegen hält der zuständige Berner Imam Mustafa Memeti: Von Minarett könne bei dem Kuppelbau keine Rede sein, die Moschee solle dadurch nur äusserlich erkennbar werden. Dem SRF sagte Memeti: «Wenn jemand Mühe hat, einen Unterschied zwischen einer Kuppel und einem Minarett zu machen, ist das genauso, wie wenn jemand nicht zwischen Ameisen und Elefanten unterscheiden kann». Den Vergleich mit einem Minarett hält der Imam für irrational.

Acht Religionsgemeinschaften nutzen das Haus der Religionen in Bern. Seit 2015 üben Hindus, Muslime, Christen, Aleviten und Buddhisten mit eigenen Religionsräumlichkeiten ihren Glauben unter einem Dach aus. Zudem sind auch Juden, Bahá’í und Sikhs an dem Projekt beteiligt.

Die Institution hat sich dem Dialog der Kulturen verschrieben. Auf dem Flachdach des Gebäudes wäre die Kuppel nicht das einzige religiöse Symbol, denn dort ist seit der Eröffnung des Hauses auch die Spitze eines hinduistischen Tempels zu sehen. Die Kuppel der Muslime war ursprünglich auch geplant, wurde dann aber mangels finanzieller Mittel zunächst nicht realisiert.

Bilder aus der Schweiz
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