«Die Leute brauchen Zeit» Die Impf-Woche erfüllt die Erwartungen nicht

aka

13.11.2021

Auch wenn die Impf-Woche noch bis morgen Sonntag läuft: Ein Erfolg war sie nicht. Im Gegenteil, die Erstimpfungen sind unter den Erwartungen geblieben. Erste Reaktionen.

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Die nationale Impfwoche läuft zwar noch bis morgen Sonntag. Doch bereits jetzt ist klar: Der vom Bund erhoffte Impf-Boom ist ausgeblieben.

Das geht auch aus den Zahlen – die vom Bundesamt für Gesundheit BAG freilich erst von Montag bis Donnerstag ausgewiesen werden können – hervor: In diesem Zeitraum seien weniger als 13’000 Impfdosen pro Tag verabreicht worden, wie der «Tagesanzeiger» online schreibt.

Zum Vergleich: Noch im September wurden weit über 20’000 Menschen pro Tag geimpft – und das ohne Impfoffensive.

‹Nüt verdopplet git wieder Nüt›

Niederschmetternd klingt die Bilanz auch aus dem Kanton mit der tiefsten Impfrate schweizweit: Appenzell Innerrhoden. In der Impfwoche liessen sich bis am Freitagmittag 20 Personen zum ersten Mal impfen. Das sagte der dortige stellvertretende Kantonsarzt Markus Schmidli gegenüber «Blick.ch». «Das ist etwa doppelt so viel wie in den Wochen vor der Impfkampagne.»

Für die Zunahme liefert Schmidli zwei Interpretationen: «Wenn Sie es positiv sehen wollen, dann schreiben Sie von einem Erfolg mit einer Steigerung um 100 Prozent. Wenn Sie realistisch sind, dann: ‹Nüt verdopplet git wieder Nüt›.»

Er stelle fest: Die ganze Übung habe, wie erwartet, «ausser Aufwand nichts gebracht».

Musiker Stress: «Die Leute brauchen Zeit»

Anders sieht das Stress. Der Musiker hat wie viele weitere Künstler und Sportlerinnen Werbung für die Impf-Woche gemacht. Er zieht ein durchwegs positives Zwischenfazit. Hat sich die Tour gelohnt? «Absolut», sagt Stress gegenüber «Blick.ch».

Man dürfe nicht meinen, dass sich der Erfolg der Impfwoche bereits in diesen Tagen zeige. «Die Leute brauchen Zeit.»

Der Musiker Stress während des Konzertes zur «Back on Tour»-Reihe anlässlich der nationalen Impf-Woche in Lausanne.
Der Musiker Stress während des Konzertes zur «Back on Tour»-Reihe anlässlich der nationalen Impf-Woche in Lausanne.
Bild: KEYSTONE

Bilanz der Zahlen nächste Woche

Eine Bilanz der Zahlen wird nächste Woche gezogen. Das sagte Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz GDK, in der Sendung Samstagsrundschau von Schweizer Radio SRF. Selbst Engelberger sagt über die erreichten Erstimpfungen: «Wir sind zufrieden, dass man einen Effekt sieht, aber auch nicht begeistert darüber, wie er ausfällt.»

Die täglichen Erstimpfungen gegen das Coronavirus haben laut den Kantonen während der Impfwoche etwas zugenommen. Eine Steigerung um mehrere Prozentpunkte sei nicht erwartet worden.

Es sei während des ganzen Jahres mit Hochdruck geimpft worden, so Engelberger. In der Impfwoche sei es darum gegangen, allen den Impfentscheid präsent zu machen, der individuell gefasst werden müsse. «Das wurde erreicht.» Es werde in den nächsten Wochen wohl auch einen gewissen Nachhall von Erstimpfungen geben.

Impfnacht mit Fussballspiel

Die Baselbieter SP-Regierungsrätin Kathrin Schweizer warb über Twitter derweil dafür, dass im Impfzentrum Muttenz im Anschluss an den Piks sogar der Fussball-Match Schweiz-Italien übertragen wurde. Ob das die Zahl der Imfp-Willigen in die Höhe getrieben hat?

Der SRF-Satiriker Dominic Deville fragt derweil im Scherz, wo die Belohnung für alle Frühgeimpften, die ihren Impf-Termin noch mühsam und mit viel Wartezeit via Computer gebucht haben, bleibe.