Angriffe auf BAG-Vizedirektorin SVP-Fraktionschef wird zu Berset zitiert

gbi

17.3.2021

SVP-Nationalrat Thomas Aeschi spricht an der Frühjahrssession im Bundeshaus. 
SVP-Nationalrat Thomas Aeschi spricht an der Frühjahrssession im Bundeshaus. 
Bild: Keystone/Alessandro della Valle

Weil SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi im Nationalrat scharf gegen die BAG-Vizedirektorin schoss, musste er bei Bundesrat Alain Berset antraben. Auch Ratskolleg*innen sind von Aeschis Aktion irritiert.

gbi

17.3.2021

Nora Kronig ist beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuständig für die Impfstoffbeschaffung. Ein Thema, mit dem man sich derzeit nicht nur Freunde macht. Das zeigte sich am Montag auch im Nationalrat, wo SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi die BAG-Vizedirektorin offen kritisierte. Der Zuger brachte Kronigs Namen sechsmal hintereinander ins Spiel.

Wie ungewöhnlich solch persönliche Angriffe sind, zeigt die Reaktion von Ratspräsident Andreas Aebi: Er stellte klar, die Fragerunde diene nicht dazu, bestimmte Bundesangestellte an den Pranger zu stellen, wie die Titel der CH Media am Mittwoch berichten. Seinen Parteikollegen Aeschi nannte er dabei aber nicht namentlich.

Laut dem Bericht war der Nationalratspräsident unter Zugzwang geraten: In einer E-Mail hätten die Fraktionspräsidenten von SP, Grünen, Grünliberalen, der Mitte und FDP ihn dazu angehalten, persönliche Angriffe auf Beamte zu verurteilen. Auch hier wurde Aeschi nicht erwähnt. 

FDP-Fraktionspräsident Beat Walti sagte in dem Bericht: «Es geht für mich um einen respektvollen Umgang im politischen Wettbewerb.» Man könne Diskussionen hart und sachlich führen, ohne auf die Person zu spielen. Und Aline Trede, Fraktionschefin der Grünen, ortet hinter den Angriffen auf Kronig auch ein Problem mit Frauen: «Wäre Kronig ein Mann, wäre alles anders; die SVP hätte sich nicht dermassen auf ihre Person eingeschossen.»

«Klärendes Gespräch»

Mit dem Appell im Nationalrat war die Geschichte aber noch nicht gegessen. Bundesrat Alain Berset lud Aeschi zu einer Aussprache vor. Auf der Seite des Gesundheitsministers nahm auch BAG-Chefin Anne Lévy daran teil; Aeschi wiederum habe seine Parteikollegen Albert Rösti und Thomas Matter mitgebracht.

Gegenüber CH Media sprach der Zuger Nationalrat später versöhnlich von einem «klärendem Gespräch», in dem Fragen zur Beschaffung von Corona-Impfstoffen besprochen worden seien. Er habe dieses geschätzt und seine sechs Fragen als Interpellation eingereicht – nun jedoch ohne Kronig zu erwähnen.