Interview Tamy Glauser: «Ich würde das Bundeshaus gerne aufmischen»

Von Anna Kappeler

22.5.2019

Tamy Glauser steht im Mittelpunkt des Interesses.
Tamy Glauser steht im Mittelpunkt des Interesses.
Bild:  Anna Kappeler

Das Model Tamy Glauser ist nun offiziell als Nationalrats-Kandidatin der Grünen nominiert. Hier steht sie Rede und Antwort und sagt etwa, warum sie künftig lieber im Parlament warten würde als im Make-up.

Frau Glauser, vielleicht werden Sie schon bald mit Frau Nationalrätin angesprochen. Was löst das aus?
Oh, das habe ich mir ehrlich gesagt noch nie überlegt. Obwohl, klingt nicht schlecht, Frau Nationalrätin Glauser. Ja, nehme ich. Ich war mir überhaupt nicht sicher, ob ich wirklich nominiert werde von den Grünen, es gab im Vorfeld ja durchaus kritische Stimmen. Umso mehr freue ich mich.

Nationalratssitzungen sind wenig glamourös und können sich arg in die Länge ziehen.
Ich glaube, die Leute unterschätzen meinen Job. Modeln, das geht ewig. Wenn ich da einen 18-Stundentag habe oder sechs Stunden im Make-up sitze, da muss ich warten. Und da ich dafür die Geduld aufbringe, halte ich es wohl auch im Parlament aus. Dort kann ich zwischendurch immerhin spannende Gespräche führen, was beim Modeln je nachdem schwierig ist.



Die politische Ochsentour mussten Sie nicht machen. Testen wir deshalb doch etwas ihr Polit-Wissen. Können Sie drei grüne Nationalräte aufzählen?
Sibel Arslan, Maja Graf, Regula Rytz.

Die sieben Bundesräte?
Alain Berset, Ueli Maurer, Ignazio Cassis, Guy Parmelin … Also, und nun noch die Frauen: Simonetta Sommaruga, Viola Amherd und Karin Keller-Sutter. So, voilà.

Und deren Parteizugehörigkeit?
Maurer ist SVP, Cassis ist FDP, Keller-Sutter ebenso. Amherd ist SP, obwohl – nein, sie ist CVP. Berset ist SP. Und Parmelin? Das weiss ich nicht – ist er bei der SP?

Nein, am anderen Ende der Politskala…
… SVP also. Die anderen weiss ich nicht. Aber ich bin ja auch noch neu im Business.

Wie gut sind Sie überhaupt mit dem politischen System vertraut?
Ich habe mich damit im Selbststudium auseinandergesetzt, habe viel gelesen und mit Leuten diskutiert. Ich lerne jeden Tag mehr über die Politik. Bis zur Nationalratswahl bin ich dann schon bereit. Und ich fände es schon toll, das Bundeshaus etwas aufmischen zu dürfen.



Was entgegnen Sie auf die Kritik, Sie seien lediglich die Wahllokomotive für die Grünen? Und auf jene, dass Sie so viel fliegen?
Mir ist völlig klar, dass Modeln kein grüner Job ist. Aber es ist der Job, der mich grün werden liess. Dadurch habe ich erst angefangen, zu überlegen, was ich auf das Klima bezogen verursache – und vor allem, wie ich das als Einzelperson verbessern könnte. Seither lebe ich vegan, kaufe Kleider nur Second-Hand, lebe auf sehr kleinem Raum, habe kein Auto. Auch fliege ich nicht mehr so viel, da ich momentan vor allem in der Schweiz zu tun habe. Und: Wenn ich privat fliege, kompensiere ich es über Myclimate. Mir ist die Kandidatur bei den Grünen ernst, sonst würde ich das alles nicht machen.

Was würde der erste Vorstoss von Ihnen im Nationalrat beinhalten?
Das kann ich noch nicht beantworten. Ich möchte das im Team angehen.

Ihre Wunschkommission?
Alle Kommissionen haben spannende Themen. Obwohl, die Sicherheitspolitische Kommission, in der Balthasar Glättli sitzt, wäre nicht gerade meine Wunschkommission. Ich lasse mich überraschen. Sofern ich überhaupt gewählt werde, füge ich mich dem, was ich bekomme und machen darf.

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