Sogar Springer sind dagegen Tandem-Basejumping sorgt in Lauterbrunnen für rote Köpfe

smi

29.2.2024

Adrenalin für alle: Beim Tandem-Basejumping können völlig Unerfahrene von einem Felsen oder einer Brücke springen. Der Pilot bringt das Gespann ins Tal. 
Adrenalin für alle: Beim Tandem-Basejumping können völlig Unerfahrene von einem Felsen oder einer Brücke springen. Der Pilot bringt das Gespann ins Tal. 
Imago/Zoonar

Tandemsprünge, in den USA bereits kommerziell angeboten, sind im Lauterbrunnental angekommen. Der Gemeindepräsident ist dezidiert dagegen. Auch der Basejump-Verband ist skeptisch.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In den USA bieten einzelne Basejumper Sprünge zu zweit für Unerfahrene an. 
  • Auch im Lauterbrunnental, der Schweizer Hochburg des Basejumpings, sollen bereits Sprünge mit Passagieren stattgefunden haben.
  • Der Gemeindepräsident von Lauterbrunnen fordert ein Verbot für Tandem-Basejumps.

Die Todesangst ist der jungen Frau anzumerken. Über ein Geschirr ist sie mit dem Mann direkt hinter ihr verbunden. Der scheint die Situation zu geniessen, «You can do it» («Du schaffst das»), bestärkt er sie, während sie abwechselnd um Luft ringt und flucht. Ihre Füsse sind nur Zentimeter vom Abgrund entfernt, darunter Hunderte Meter Leere. 

Dann zählt der Mann von fünf runter und springt mit seiner Passagierin in die Tiefe. Sekunden nach dem Basejump öffnet sich der Fallschirm, die Passagierin hat wieder Luft zum Fluchen. «Tandem Base Moab» steht auf dem Fallschirm. Die roten Felsen im Hintergrund sind das Wahrzeichen der Region im US-Bundesstaat Utah. 

40 Sekunden später landen der Basejumper und seine Passagierin sicher am Boden. Ihr Mann schreibt zum Video, der Sprung habe zur Feier ihrer Hochzeit stattgefunden. 

Basejumps für Unerfahrene

Tandem-Basejumps bietet der genannte Organisator ab 550 Dollar an. Andere offerieren Sprünge von Brücken oder Felsen in den USA schon ab 400 Dollar. 

Gemäss «Berner Zeitung» sind auch im Lauterbrunnental Unerfahrene an einen Basejumper geschnallt ins Tal gesprungen. Daran hat Gemeindepräsident Karl Näpflin keine Freude. Mit dem Basejumping an sich hätten er und die Menschen im Lauterbrunnental sich arrangiert. Tandemsprünge könne er aber nicht akzeptieren. Das sei zu gefährlich. 

Ähnlich sieht das Marcel Geser, ein Vertreter der Basejump-Szene. In Lauterbrunnen seien die Felsen nicht stark überhängend. Eine falsche Bewegung des Passagiers könnte den Sprung ausser Kontrolle geraten lassen. Touchieren die Springenden die Felswand, kann der Pilot die Situation möglicherweise nicht mehr korrigieren. 

Anders sei dies bei den längst etablierten Tandemfallschirmsprüngen. Aus einer Höhe von mehreren Tausend Metern bleibe genug Zeit, Fehler zu korrigieren oder einen Notschirm zu öffnen.

Basejump-Verband geht gegen Tandemsprünge vor

Im Mittelpunkt der Diskussion zwischen Basejumpern und der Gemeinde hat eine Plattform gestanden, die jene Person angebracht hat, die Tandemsprünge in Lauterbrunnen durchgeführt hat.

Inzwischen hat der Verband der Basejumper diese Plattform abgebaut. Er spricht sich nicht ausdrücklich gegen Tandemsprünge aus, sondern gegen das unbewilligte Bauen von Absprungeinrichtungen. Die ganze Geschichte lässt sich auf dem Facebook-Profil der Swiss Base Association nachlesen.

2023 sind in der Schweiz zehn Menschen beim Basejumpen gestorben. Die Anhänger*innen dieses Sports kämpfen seit jeher um Akzeptanz und gegen ein Verbot ihrer Leidenschaft. Todesopfer sind Wasser auf die Mühlen der Gegner*innen des Basejumpings. Unerfahrene Tourist*innen, die bei einem kommerziellen Tandemsprung ums Leben kommen, noch viel mehr.