6 Milliarden Franken fehlenTausende Firmen schulden Bund noch Corona-Kredite
Lea Oetiker
21.10.2025
Innerhalb von nur zehn Minuten konnten Unternehmen einen Kredit von bis zu 500'000 Franken beantragen.
sda
Trotz milliardenschwerer Rückzahlungen stehen noch immer über 6 Milliarden Franken an Corona-Krediten aus. Der Bund geht aber nur noch von maximal 1,7 Milliarden Franken Verlusten aus – deutlich weniger als zu Beginn der Krise befürchtet.
Der Bund gewährte Unternehmen zu Beginn der Corona-Krise rasch Kredite in Milliardenhöhe, von denen bis Ende 2024 noch über 6 Milliarden Franken offenstanden.
Trotz Rückzahlungen von 9,2 Milliarden Franken musste der Bund bereits Bürgschaften von rund 1,3 Milliarden übernehmen.
Insgesamt rechnet er mit Verlusten von höchstens 1,7 Milliarden Franken, auch wegen Betrugsfällen im Umfang von etwa 150 Millionen.
Zu Beginn der Corona-Krise stellte der Bund der Wirtschaft rasch und unbürokratisch Milliardenhilfen zur Verfügung. Innerhalb von nur zehn Minuten konnten Unternehmen einen Kredit von bis zu 500'000 Franken beantragen. Insgesamt vergaben die Banken fast 138'000 Kredite im Umfang von rund 17 Milliarden Franken – wofür der Bund bürgte.
Das Problem jetzt: Viele Betriebe haben das Geld noch nicht zurückbezahlt. Das zeigt eine Analyse der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK), wie «Blick» berichtet. Ende 2024 waren noch 65'015 Kredite von insgesamt über 6 Milliarden Franken offen.
Bislang sind 9,2 Milliarden Franken zurückgezahlt worden. Seit 2023 fallen auf die Kredite Zinsen an – was viele Unternehmen offenbar zu schnelleren Rückzahlungen veranlasst hat. Gleichzeitig musste der Bund Bürgschaften von knapp 1,3 Milliarden Franken übernehmen.
Rückzahlungen bringen Firmen in Bedrängnis
Die Betriebe haben aber noch etwas Zeit für die Rückzahlung. Im März 2022 begannen die Banken damit, die Kredite zurückzufordern, schreibt «Blick» weiter. Seither wird der maximale Betrag, den man als Kredit behalten darf, nach und nach verringert. Meist bleibt noch eine Laufzeit von vier Jahren, in schwierigen Fällen bis zu sechs Jahren.
Das hat allerdings bereits einige Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht: Der Betrag, der trotz Rückzahlungspflicht noch aussteht, ist inzwischen auf 68 Millionen Franken angewachsen – Tendenz steigend.
Um die Ausstände möglichst gering zu halten, sind die Banken angehalten, bei «kritischen Liquiditätsverhältnissen» einen Zahlungsaufschub von sechs bis zwölf Monaten zu gewähren.
4800 Strafanzeigen eingereicht
Obwohl noch über 6 Milliarden Franken ausstehen, geht der Bund inzwischen von maximal 1,7 Milliarden an Verlusten aus. Deutlich weniger als ursprünglich befürchtet.
Bereits Alt-Bundesrat Maurer hatte angenommen, dass rund zehn Prozent der Kredite nicht mehr zurückbezahlt würden. Daran hat sich bislang nichts geändert – vorausgesetzt, die Wirtschaft rutscht nicht in eine schwere Rezession.
Hinzu kommen Verluste, die durch Betrugsfälle bereits entstanden sind oder noch entstehen könnten. Bis Januar 2024 wurden von 17'000 Verdachtsfällen in 4800 Fällen Strafanzeigen eingereicht, rund 3000 Verfahren sind weiterhin offen. Die unrechtmässig bezogenen Kredite summieren sich mittlerweile auf 150 Millionen Franken. In mehreren Fällen nutzten Unternehmen die Gelder für Investitionen statt zur Überbrückung des laufenden Betriebs.
Beauty-Kette kassierte 1,2 Millionen Franken Corona-Hilfe
Zwischen März 2020 und Dezember 2021 hatte das Unternehmen rund 1,46 Millionen Franken bezogen, konnte jedoch bei einer Kontrolle keine glaubwürdigen Arbeitszeitnachweise vorlegen. Die nachgereichten Excel-Tabellen galten laut Seco als nicht authentisch: Sie waren auffällig gerundet, ohne Datum und ohne erkennbare Urheberschaft. Auch das angebliche Arztzeugnis der erkrankten Personalverantwortlichen wurde verspätet eingereicht – was die Zweifel weiter verstärkte.
Das Gericht kritisierte die Geschäftsführerin scharf: Von einer Unternehmensleitung sei Sorgfalt und Verständnis für Dokumentationspflichten zu erwarten. Die Rückzahlung sei unabhängig von der wirtschaftlichen Lage des Betriebs fällig.
Neben den 1,22 Millionen Franken muss die Firma 9000 Franken Verfahrenskosten tragen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig; die Beauty-Kette kann innert 30 Tagen ans Bundesgericht weiterziehen.