Korruption im Tessin Beamter verhökert tiefe Autonummern auf eigene Rechnung

SDA/lmy

19.8.2021 - 16:01

Bei der Übertragung von Nummernschildern wurden Unregelmässigkeiten festgestellt.
Bei der Übertragung von Nummernschildern wurden Unregelmässigkeiten festgestellt.
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Ein Beamter des Strassenverkehrsamtes ist wegen Korruption angezeigt worden. Der Mann ist auch SVP-Politiker – mittlerweile ist er von seinen Funktionen zurückgetreten.

Keystone-SDA, SDA/lmy

Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen Simone Orlandi – Zulassungsstelle des Strassenverkehrsamtes und SVP-Politiker – eingeleitet. Der 34-jährige Orlandi ist Präsident der SVP von Bellinzona und Mitglied des Gemeinderats, der Legislative der Tessiner Hauptstadt. In einer Mitteilung hat er sich entschludigt und von allen öffentlichen Ämtern zurückgezogen.

Ihm werden passive Bestechung, Amtsmissbrauch, Veruntreuung sowie unrechtmässige Beschaffung von Daten und Geldwäscherei vorgeworfen. Es geht gemäss Tio.ch um den illegalen Handel mit Nummernschildern mit tiefen Zahlen. «Ich werde die volle Verantwortung übernehmen und mit den Behörden zusammenarbeiten», gab Orlandi weiter bekannt.

Unregelmässigkeiten bei Nummernschildern

Auslöser für die Ermittlungen sei ein Hinweis der Verkehrsabteilung selbst gewesen, teilte die Tessiner Kantonspolizei mit. Demnach seien zwischen Ende Dezember 2020 und Ende Mai 2021 diverse Unregelmässigkeiten bei der Übertragung bestimmter Nummernschilder aufgetreten.

Zudem wird einem 48-jährigen Schweizer aus der Region Lugano aktive Bestechung, Geldwäsche und Hehlerei vorgeworfen. Die beiden Männer seien am vergangenen Dienstag festgenommen und nach einer Einvernahme gestern Mittwoch wieder freigelassen worden.

«Betrübt und wütend»

Die Tessiner Regierung hat den Mitarbeiter der Sektion Verkehr per sofort vom Dienst suspendiert und eine Disziplinaruntersuchung gegen ihn eingeleitet, wie sie in einer separaten Mitteilung schreibt.

Der zuständige Regierungsrat Norman Gobbi schrieb auf Facebook, dass er «sehr betrübt und sehr wütend» sei: «Von meinen Mitarbeitern erwarte ich stets den höchsten Respekt für die Aufgabe, die sie ausüben dürfen.»

Auch der Präsident der Tessiner SVP, Piero Marchesi, drückte sein «tiefes Bedauern» über den Vorfall aus. Es sei absolut unvermeidlich, dass Orlandi von allen Ämtern zurücktrete.