1. Mai-Kundgebungen Sachbeschädigungen in Basel – Festnahmen in Zürich

sda/tgab

1.5.2022 - 18:25

Mehr als 12'000 Menschen an 1.-Mai-Kundgebung in Zürich

Mehr als 12'000 Menschen an 1.-Mai-Kundgebung in Zürich

Mit Transparenten, Musik und Sprechchören sind am Sonntagvormittag tausende Menschen friedlich durch die Zürcher Innenstadt gezogen. Der kantonale Gewerkschaftsbund hatte die 1.-Mai-Demonstration unter das Motto «Ein Lohn zum Leben» gestellt.

01.05.2022

In Schweizer Städten haben rund 18'000 Personen an 1. Mai-Kundgebungen teilgenommen. In Basel und Zürich kam es zu Sachbeschädigungen, in Zürich auch zu Festnahmen. Neben der Solidarität mit der Ukraine ging es um Forderungen nach höheren Renten und Löhnen.

Die Gewerkschaften haben für den 1. Mai zu «Frieden, Freiheit und Solidarität» aufgerufen und den Ukraine-Krieg ins Zentrum der Kundgebungen gestellt. Doch auch Forderungen wie höhere Renten und Löhne, Gleichstellung und bessere Arbeitsrechte, wurden thematisiert, wie der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) in einer Mitteilung am Sonntag schrieb. Rund 50 Kundgebungen waren landesweit geplant.

Der grösste Umzug fand in Zürich statt. Nach Angaben der Veranstalter nahmen daran rund 12'000 Personen teil. Das Motto lautete: «Patente töten – Leben statt Profit», wie der Webseite des 1. Mai-Komitees zu entnehmen war. Damit knüpfte der Gewerkschaftsbund des Kantons Zürich zum einen an eine lange Tradition im Kampf um gute Löhne und Renten an. Er warb aber auch für die gleichnamigen, kommunalen Initiativen.

Es sei möglich und dringend notwendig, die höheren Lebenskosten und die Fixkosten mit guten Löhnen, guten Renten und mit einer genügenden Prämienverbilligung auszugleichen, sagte auch Pierre-Yves Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), bei seiner Rede in Zürich.

Die bewilligte Veranstaltung verlief ohne grössere Zwischenfälle. Einige vermummte Linksaktivisten zündeten Rauchpetarden und Böller und entlang der Umzugsroute kam es zu Farbanschläge und Sprayereien, wie die Stadtpolizei mitteilte. Einige Demonstrierende warfen Wasserballons auf die Einsatzkräfte.

Sechs Festnahmen in Zürich

An der Nachdemonstration im Anschluss an die offizielle Kundgebung nahmen in Zürich rund hundert Personen teil. Bei Konfrontationen mit den Einsatzkräften reagierten diese mit Gummischrot und Reizstoffen, wie die Stadtpolizei am Abend mitteilte.

Sachbeschädigungen gab es demnach bei der Nachdemonstration nicht. Die Stadtpolizei nahm sechs Personen fest. Diese müssen sich unter anderem wegen Gewalt gegen Beamte und verbotenem Waffentragen verantworten. Unter den Festgenommenen war auch eine Jugendliche.

Sachbeschädigungen in Basel

Auch in Basel kam es zu Sachbeschädigungen. Während des Demonstrationszuges durch Basel wichen der «Antikapitalistische Block» und mehreren kleinen Gruppierungen vom Hauptzug ab und machte sich auf den gemäss Angaben der Kantonspolizei Basel-Stadt unbewilligten Weg zum eigenen Abschluss-Fest auf dem Theodorskirchplatz.

An einer Kundgebung zum Tag der Arbeit haben Demonstranten in Basel die Fassade der Bank UBS besprayt und die Fenster beschädigt.
An einer Kundgebung zum Tag der Arbeit haben Demonstranten in Basel die Fassade der Bank UBS besprayt und die Fenster beschädigt.
KEYSTONE/Georgios Kefalas

Dabei wurden anderem die lokalen Hauptfilialen der UBS und Credit Suisse am Bankenplatz mit Farbbeuteln beworfen, bei der UBS-Filiale am Marktplatz schlugen Aktivisten mit Hämmern auf die Schaufensterscheiben ein. Ansonsten verlief die Basler Demonstration bis zu den Schlusskundgebungen nach 12.00 Uhr friedlich. Dort sprachen eine Vertreterin und ein Vertreter der Gewerkschaften VPOD und Unia.

Schmierereien in Bern

In Bern beteiligten sich rund 2000 Personen am späteren Nachmittag an der Kundgebung. Auch dort war Maillard Hauptredner. SP-Nationalrätin Tamara Funiciello (BE) warnte auf dem Bundesplatz vor der AHV-Reform. Diese sei nichts anderes als ein Rentenabbau. Der Schwarze Block trennte sich vom Kundgebungszug und sorgte vor dem Bahnhof für Verkehrsbehinderungen. Vereinzelt gab es Schmierereien.

In Genf demonstrierten rund 2000 Personen gegen den Krieg und sozialen Rückschritt. Der Schwarze Block sprayte Slogans an Wände. In Lausanne gingen rund 500 Leute auf die Strasse.

Höchste Schweizerin in Thun

Nationalratspräsidentin Irene Kälin, Grüne AG, spricht auf dem Rathausplatz zur 1. Mai Kundgebung, am Sonntag, 1. Mai 2022, in Thun.
Nationalratspräsidentin Irene Kälin, Grüne AG, spricht auf dem Rathausplatz zur 1. Mai Kundgebung, am Sonntag, 1. Mai 2022, in Thun.
KEYSTONE/Peter Schneider

Auch in kleineren Städten kam es zu Reden. Nationalratspräsidentin Irène Kälin (Grüne/AG) sprach in Thun vor 200 Teilnehmenden über ihre Reise in die Ukraine. Sie habe Zeichen der Solidarität in die Ukraine gebracht und bringe Dankbarkeit zurück.

In Langenthal BE forderte SGB-Chefökonom Daniel Lampart generelle Lohnerhöhungen, wie aus der Mitteilung des SGB hervorging. In Grenchen SO verlangte SGB-Sekretariatsleiterin Gabriela Medici eine Verbesserung der Altersvorsorge insbesondere von Frauen. Dies forderte auch die Gewerkschaft Unia, wie sie in einer Mitteilung schrieb. Frauen würden im Schnitt um einen Drittel tiefere Renten erhalten als Männer.

sda/tgab