«Es ging nur um die nackte Gewalt»18 verletzte Polizisten bei unbewilligter Palästina-Demo in Bern
Dominik Müller
12.10.2025
Ein Mitarbeiter der Stadtreinigung reinigt am Tag nach der nicht bewilligten Demonstration für Gaza das Trottoir vor der Valiant Bank mit Wasserdampf.
Peter Klaunzer/Keystone
Bei der unbewilligten Pro-Palästina-Demonstration in Bern am Samstag haben Vermummte Zerstörungswut bewiesen. 18 Polizisten wurden verletzt, zudem entstand ein Sachschaden in Millionenhöhe.
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Keystone-SDA, Redaktion blue News
12.10.2025, 16:42
12.10.2025, 16:45
Dominik Müller
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In der Berner Innenstadt eskalierte am Samstag eine unbewilligte Pro-Palästina-Demo mit rund 5000 Teilnehmenden.
Die Polizei setzte Tränengas, Gummischrot und Wasserwerfer ein, während Demonstrierende Feuerwerk abfeuerten und Gegenstände warfen.
16 Polizisten und zwei Polizistinnen wurden beim Einsatz verletzt.
Es entstand nach Angaben der Polizei Sachschaden in Millionenhöhe.
Bei der unbewilligten Palästina-Demo am Samstag in Bern sind 18 Einsatzkräfte verletzt worden. Mehr als 500 Personen wurden im Rahmen der ausgearteten Kundgebung kontrolliert und müssen teilweise mit einer Anzeige rechnen.
16 Polizisten und zwei Polizistinnen wurden beim Einsatz verletzt, teilten Vertretungen der Polizei am Sonntag vor den Medien mit. Vier der Verletzten mussten sich einer medizinischen Kontrolle unterziehen, konnten das Spital aber inzwischen wieder verlassen.
Der Stellvertretende Kommandant der Berner Kantonspolizei, Stefan Lanzrein, sprach von «eindrücklicher und besorgniserregender Gewalt». Demonstrierende hatten mehrfach versucht, Polizeiblockaden zu durchbrechen. Die Einsatzkräfte wurden mit Baustellenmaterial, Mobiliar, Steinen, Flaschen, Feuerlöschern, Pyrotechnik und Lasern angegriffen.
Die Polizei wiederum setzte Wasserwerfer, Tränengas, Gummischrot und -geschosse sowie Schlagstöcke gegen Demo-Teilnehmende ein. Sie hat bisher Kenntnis von zwei Personen, die sich medizinisch betreuen lassen mussten.
Sachschaden in Millionenhöhe
Der entstandene Sachschaden beläuft sich voraussichtlich «auf einen Millionenbetrag», wie es weiter hiess. Es seien mindestens 57 Gebäude, neun Polizeifahrzeuge und diverses Einsatzmaterial beschädigt worden. Unter anderem hätten Demonstrierende ein Feuer gelegt, indem sie den Inhalt einer Schuttmulde in Brand setzten. An der Fassade des angrenzenden Restaurants waren Russspuren zu sehen.
Generell waren die Spuren der Konfrontationen am Tag nach der Demonstration in der Berner Innenstadt nicht zu übersehen, insbesondere an den Bankengebäuden am Bundesplatz und den angrenzenden Gassen: Böden und Fassaden waren mit roter Farbe beschmiert und mit Parolen besprayt, Fensterscheiben eingeschlagen.
Kosten könnten abgewälzt werden
Zu den Einsatzkosten äusserten sich die Polizeiverantwortlichen am Sonntag noch nicht. Klar ist, dass das Polizeiaufgebot in Bahnhofnähe und der ganzen oberen Altstadt massiv war. Polizeikorps aus zahlreichen Kantonen standen im Einsatz.
Eine Kostenüberwälzung auf gewalttätige Demo-Teilnehmende sei eine Möglichkeit, sagte der Stadtberner Sicherheitsdirektor Alec von Graffenried. Da dies von einer strafrechtlichen Beurteilung abhängig sei, dürfte diese Abklärungen aber noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen. In Vergangenheit kam es etwa im Nachgang einer ausgearteten Corona-Demo zu Kostenüberwälzungen.
In Bern kam es am Samstag bei einer unbewilligten Palästina-Demo zu Sachbeschädigungen.
BRK News
Sicherheitsdirektor verurteilt Gewalt
Sicherheitsdirektor von Graffenried verurteilte die Gewalt «in aller Schärfe» und wählte deutliche Worte für seine Haltung. Die Kundgebung habe nichts mit Meinungsäusserung zu tun gehabt, sagte er. Den vermummten Block an der Spitze der Demonstration bezeichnete er als «Gewaltextremisten» und «Sauhaufen».
«Die politische Aufarbeitung wird uns noch länger beschäftigen», sagte von Graffenried. Nun gehe es aber zunächst darum, «die Scherben zusammenzuwischen». Er kritisierte ausserdem, dass der politische Inhalt durch den Gewaltexzess völlig untergegangen sei: «Es ging nur um die nackte Gewalt».
Die strafrechtlichen Ermittlungen seien im Gang. Insgesamt wurden 536 Personen in Polizeiräumlichkeiten kontrolliert und weggewiesen. Eine angehaltene Person war zur Haft ausgeschrieben, alle anderen konnten die Polizeiräumlichkeiten wieder verlassen. Im Raum stünden Delikte wie Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Brandstiftung.
Umzug auf Bundesplatz gestoppt
Mehr als 5000 Demonstrierende zogen am Samstag vom Bahnhofplatz zum Bundesplatz und wieder zurück. Beim Bundesplatz angekommen, teilte die Polizei mit, dass sie keinen weiteren Umzug mehr toleriere. Nachdem Demonstrierende diese Anweisung wiederholt missachtet hatten, kesselten Einsatzkräfte die Spitze des Demozugs ein.
Derweil setzten mehrere hundert Personen die Kundgebung auf dem Bahnhofplatz fort, wo es zu weiteren Konfrontationen mit der Polizei kam. Bei einem friedlicheren Verlauf hätte man die Kundgebungsteilnehmer auf dem Bundesplatz gewähren lassen, hiess es an der Medienkonferenz.
Ein Gesuch für die Kundgebung wurde trotz eines öffentlichen Aufrufs der Stadt Bern nicht eingereicht. Zur Teilnahme aufgerufen hatten propalästinensische und linksautonome Gruppierungen.