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29.8.2018

Jetzt kommt Bewegung in die Diskussion um Lohngleichheit. Noch immer gibt es in der Schweiz weibliche Arbeitnehmer, die weniger als ihr männlicher Kollege verdienen. Die Seite «zeigdeinenlohn» will nun Transparenz schaffen und auf die Missstände hinweisen.

Sie sind beide Mitte 20 und arbeiten Vollzeit als Flugbegleiter für dieselbe Schweizer Airline. Dennoch verdient Celine pro Monat 150 Franken weniger als ihr Kollege Christian - und ist damit noch gut dran. Während die Lohnlücke von ihren 3450 Franken zu seinen 3600 mit 4 Prozent noch vergleichsweise klein ist, verdienen Frauen laut einer Lohnstrukturerhebung des Bundesamt für Statistik von 2014 durchschnittlich 18,1 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

«Auf der Lohnabrechnung der Frauen sind im Durchschnitt jeden Monat 1412 Franken weniger als bei den Männern», präzisierte damals das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann. «Davon können 58 Prozent durch objektive Faktoren wie berufliche Stellung, Dienstjahre oder Ausbildungsniveau erklärt werden. 42 Prozent der Lohndifferenz können nicht mit objektiven Faktoren erklärt werden und enthalten eine potentielle Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts.»

Begründbare Lohnlücke oder Diskriminierung? Christian und Celine arbeiten beide Vollzeit für dieselbe Airline, sie jedoch erhält 4 Prozent weniger Gehalt.
Begründbare Lohnlücke oder Diskriminierung? Christian und Celine arbeiten beide Vollzeit für dieselbe Airline, sie jedoch erhält 4 Prozent weniger Gehalt.
Screenshot Zeigdeinenlohn.ch

Offenheit gegen Lohndiskriminierung

Genau dagegen wollen die Gewerkschaften aus Zürich und Schaffhausen mit der Initiative «Zeig deinen Lohn!» etwas tun: Sie rufen dazu auf, ganz offen über Arbeitseinkünfte zu reden. «In der Schweiz ist der Lohn immer noch ein riesiges Tabu. Dieses Tabu ist ein Problem, denn es fördert Lohndiskriminierung», erklären sie auf ihrer Seite zeigdeinenlohn.ch.

Dort können Arbeitnehmer mit wenigen Klicks die Karten auf den Tisch legen, so wie es etwa Celine und Christian getan haben: Namen, Alter, Geschlecht, Beruf, Branche, Arbeitgeber, Arbeitspensum und natürlich den Bruttolohn angeben, Foto dazu und fertig ist das Lohnprofil. Mitgemacht haben schon über 300 Männer und Frauen, vom Halbtags-Postautofahrer (2860 Franken) bis zur Führungskraft im Digital Marketing (9500 Franken). Tendenz: steigend - aufgrund der vielen Aufrufe war die Seite zuletzt nur eingeschränkt erreichbar.

Der Mut zur Lohnoffenheit ist erste Schritt in die richtige Richtung, finden die Macher der Seite: «Wenn wir nicht offen über unseren Lohn reden, wissen wir nicht, ob unser Lohn im Vergleich zu dem unserer KollegInnen fair und angemessen ist. ArbeitgeberInnen, die diskriminierende Löhne bezahlen, profitieren davon, wenn wir nicht über Geld reden».

Mehr als 300 Arbeitnehmer haben bereits ihren Lohn offengelegt.
Mehr als 300 Arbeitnehmer haben bereits ihren Lohn offengelegt.
Screenshot Zeigdeinenlohn.ch

Arbeitgeberverband ist skeptisch

Nach dem Ständerat scheint inzwischen auch die Nationalratskammer zu einer ähnlichen Ansicht gekommen zu sein: Mitte des Monats sprach sie sich für regelmässige Lohngleichheitsanalysen in Unternehmen ab 100 Mitarbeitern aus, um die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern zu reduzieren.

Der Arbeitgeberverband hält das hingegen für den falschen Weg. «Die geschlechtsspezifische ‹Lohndiskriminierung›, mit der dieser staatliche Eingriff in die Lohnpolitik der Unternehmen begründet wird, ist statistisch nicht zweifelsfrei nachgewiesen», hiess es erst vor wenigen Tagen in einem offiziellen Statement. «Wenn es dem Rat wirklich darum geht, Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern zu reduzieren, setzt er – statt unwirksame Lohnanalysen zu beschliessen – vielmehr bei Massnahmen an, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit auch die Chancengleichheit der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt fördern.»

Bilder aus der Schweiz
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