Rahmenabkommen Kommen EU-Bürger leichter zu Schweizer Sozialhilfe?

jfk

7.2.2019

Bei Übernahme der Unionsbürgerrichtlinie könnten in der Schweiz mehr EU-Bürger Sozialhilfe beziehen. (Archiv)
Bei Übernahme der Unionsbürgerrichtlinie könnten in der Schweiz mehr EU-Bürger Sozialhilfe beziehen. (Archiv)
Bild: Keystone

Deutlich mehr EU-Bürger würden in der Schweiz Anspruch auf Sozialhilfe haben – wenn es nach der EU geht und deren Unionsbürgerrichtlinie übernommen wird.

In der Europäischen Union wurde Klarheit geschaffen: Die Mitgliedsstaaten müssen in sozialen Angelegenheiten allen EU-Bürger die gleichen Rechte gewähren. Näheres regelt die Unionsbürgerrichtlinie, in der die Details zur Personenfreizügigkeit festgeschrieben sind. Die EU hegt die Erwartung, dass die Schweiz diese Richtlinie übernimmt. Doch der Bundesrat ist damit nicht einverstanden.

Da beide Seiten in Verhandlungen laut Tages-Anzeiger keine Einigung erzielen konnten, taucht die Richtlinie im Entwurf des Rahmenabkommens gar nicht auf. Falls dieses jedoch angenommen werden sollte, besteht das Risiko, dass die Schweiz von einem Schiedsgericht zur Übernahme der Regelung gezwungen werden könnte. Diese Befürchtung äussert der Bundesrat in seinen Erläuterung zum Rahmenabkommen.



Dort wird dem «Tages-Anzeiger» zufolge auch beschrieben, welche EU-Bürger im Falle einer Übernahme der Direktive in der Schweiz zusätzlich in den Genuss von Sozialhilfe kommen würden. So hätten Personen, die in der Schweiz arbeitslos werden, bereits im ersten Aufenthaltsjahr Anspruch auf Sozialhilfe, anders als bisher. Oder erwerbslose Rentner, die aus der EU in die Schweiz umgesiedelt sind: Sie könnten nach drei Monaten Sozialhilfe beziehen, was ihnen bisher verwehrt war.

Die Ausweitung des Sozialhilfeanspruchs würde auch Studenten und Daueraufenthalter betreffen. Ausserdem würden Regelungen wegfallen, wonach mit dem Bezug von Sozialhilfe automatisch das Aufenthaltsrecht erlischt. Welche tatsächlichen finanziellen Auswirkungen die Annahme der Unionsbürgerrichtlinie hätte und wie viele EU-Bürger in der Schweiz besser gestellt wären, ist unklar. Allerdings schreibt der Bundesrat laut «Tages-Anzeiger» in seinen Erläuterungen von «besonders problematischen Aspekten».

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