Nach Ja zur «Ehe für alle» «Vaterschaftsurlaub» auch für lesbische Paare gefordert

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29.9.2021

Soll auch die Ehefrau der Mutter eines Kindes künftig «Vaterschaftsurlaub» erhalten? 
Soll auch die Ehefrau der Mutter eines Kindes künftig «Vaterschaftsurlaub» erhalten? 
KEYSTONE/Gaetan Bally

Nach dem «Ja» bei der Abstimmung zur «Ehe für alle» fordern LGBQT-Vertreter*innen nun, dass auch lesbische Paare Anrecht auf Vaterschaftsurlaub haben sollten.

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Das Abstimmungs-Ja zur «Ehe für alle» bringt so einige Veränderungen mit sich. Ab kommendem Sommer dürfen homosexuelle Paare in der Schweiz heiraten. Doch nicht nur das. Auch lesbische Paare haben nun Zugang zur Fortpflanzungsmedizin. Per Samenspende zum Kind – das ist nun möglich. Übersehen wurde bei der neuen Regelung aber die Partnerin, die das Baby nicht austrägt: Die Ehefrau der Mutter darf bislang keinen Vaterschaftsurlaub nehmen. Dass dieser nur für Männer vorgesehen ist, wollen LGBTQ-Verbände und Politiker*innen nun ändern.



Allen voran Kathrin Bertschy, die Initiantin der «Ehe für alle»: Die GLP-Nationalrätin will noch in der laufenden Herbstsession eine Motion einreichen, wie unter anderem «20 Minuten» berichtet. Einem Teil der Eltern den Vaterschaftsurlaub zu verweigern, «kann nicht im Sinne der Stimmbürger gewesen sein», zitiert die Zeitung die Berner Politikerin. Gegenüber «watson.ch» fordert Bertschy: «Der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub soll auch bei Frauenpaaren gelten.»

Forderung nach anderer Formulierung

Die momentane Gesetzesformulierung hält die Nationalrätin für «unzulänglich». Der Mutter des Kindes, gemeint ist die Frau, die das Kind gebärt, stehen 14 Wochen Urlaub zu. Seit diesem Jahr darf auch der Vater zwei Wochen Urlaub nehmen. Dies ist automatisch der Mann: «Der Bezüger der Vaterschaftsentschädigung muss der rechtliche Vater des Kindes sein», schreibt das Bundesamt für Sozialversicherung

«Der Vaterschaftsurlaub kann nicht sinngemäss auf die Co-Mutter angewandt werden», kritisiert Bertschy gegenüber «watson.ch». Laut «20 Minuten» erwartet sie, dass der Bundesrat das Anliegen entgegennehmen und die Gesetzesänderung vorbereiten würde. Auch einen anderen Begriff als «Vaterschaftsurlaub» hält die Nationalrätin für sinnvoll. Möglich sei etwa «Elternschaftsurlaub».

Unterstützung und Kritik

Der Dachverband Regenbogenfamilien unterstützt die Forderungen, strebt allerdings sogar einen gleich langen Anspruch für alle Elternteile an, wie «20 Minuten» Geschäftsführerin Maria von Känel zitiert. Bis dies so weit sei, müsse «aber schleunigst der Vaterschaftsurlaub zumindest auch für Mütter gelten».



Kritisiert wird der Vorstoss derweil von SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr, die im vergangenen Jahr im Nein-Komitee gegen den Vaterschaftsurlaub sass. Schon bei der damaligen Abstimmung habe sie laut «20 Minuten» gewarnt, dass die Thematik bald für gleichgeschlechtliche Paare aktuell sein werde: «Man wusste, dass diese Forderung kommen wird. Das hätte man sich allerdings während der Gesetzesdebatte überlegen sollen. Nun ist es, wie es ist.» Die Politikerin sprach sich dagegen aus, Gesetze weiter auszuweiten.