Katastrophen-ManagementVBS bemängelt ausländische Beteiligung an Alertswiss-App
uri
8.7.2022
Die Alertswiss-App für das Smartphone soll Bürger*innen im Katastrophenfall schnell vor Gefahren warnen. Ein Prüfbericht warnt: Die Funktionalität könne aufgrund einer Abhängigkeit vom Ausland gestört werden.
uri
08.07.2022, 20:09
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Erst am letzten Montag meldete sich die Katastrophenwarn-App Alertswiss auf vielen Smartphones, nachdem die Emme wegen heftiger Gewitter innerhalb kürzester Zeit stark angeschwollen war. «Verlassen Sie das betroffene Gebiet sofort, gehen Sie nicht in das betroffene Gebiet», meldete Alertswiss als Verhaltensempfehlung.
Die App hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz in Zusammenarbeit mit den Kantonen im Jahr 2018 lanciert, um das bestehende Alarmierungssystem, etwa die Sirenen ergänzen. Sie informiert etwa über gefährliche Naturereignisse, Terroranschläge oder auch atomare Unfälle und soll «die betroffene Bevölkerung schnell und möglichst direkt» erreichen, wie es auf der Alertswiss-Website heisst.
Entwickelt wurde die App seit dem Jahr 2016 von einer in Zürich ansässigen Firma, berichtet das SRF. Ihr Betrieb werde dabei durch Unterverträge mit weiteren Unternehmen sichergestellt. Darunter befinde sich auch ein Unternehmen im deutschen Frankfurt, dessen technische Lösungen die rasche und massenhafte Verbreitung der Meldungen ermöglichen.
Systeme aus dem Ausland können unterbrochen werden
Ein Prüfbericht der internen Revision im Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS sieht die Beteiligung des Unternehmens indes als problematisch an.
Da sich in einer Krisensituation Bedürfnissse und Interessen im Ausland rasch verändern könnten, sei es in einer «ausserordentlichen Lage» möglich, dass die Alertswiss-App «benötigten Systeme im Ausland unterbrochen würden». Das wiederum könne dazu führen, «dass auf den Smartphones vorübergehend keine Meldungen mehr empfangen werden könnten», heisst es im Bericht.
Da man auf ausländische Vertragspartner in einer ausserordentlichen Lage nur eingeschränkt Einfluss nehmen könne, berge das ein «gewisses Risiko». Als Fazit wird festgehalten: «Mit inländischen CDN-Dienstleistern könnte das Verfügbarkeitsrisiko teilweise minimiert werden.»
Eine Schweizer Lösung wäre teuer
Von dieser Beurteilung hält die Kommunikationschefin des Babs, Sandra Walker, indessen wenig. Es gebe momentan gar keine Anbieter für die infrage stehende Dienstleistung, die auch den Anforderungen genügten, sagte sie dem SRF. «Eine solche Lösung in der Schweiz zu bauen, welche die gleichen Leistungen, aber auch die gleiche Sicherheit bietet, ist aus finanziellen Gründen kaum möglich», ergänzte sie.
Eine App sei zudem schon per Definition nicht als krisensichere Lösung angelegt und basiere auf internationalen Diensten wie Google und Apple. Man bleibe also auch im Falle einer inländischen Lösung für die rasche Verbreitung von Warnmeldungen weiterhin auf Unternehmen im Ausland angewiesen.