Viel Leerstand Velostation am Hauptbahnhof Zürich entpuppt sich als teurer Flopp

uri

25.11.2019

Blick in die Velostation Europaplatz anlässlich ihrer Eröffnung im September 2017. Heute ist die Station bedeutend voller – aber es bleiben noch immer zu viele Plätze leer. (Archiv)
Blick in die Velostation Europaplatz anlässlich ihrer Eröffnung im September 2017. Heute ist die Station bedeutend voller – aber es bleiben noch immer zu viele Plätze leer. (Archiv)
Bild: Keystone

Fast 14 Millionen Franken kostete die unterirdische Velostation am Hauptbahnhof Zürich. Allerdings wird sie nicht angenommen, wie erhofft. Ein Grossteil der insgesamt 1600 Stellplätze bleibt leer.

Vor zwei Jahren wurde die Velostation Europaplatz am Hauptbahnhof Zürich eröffnet. Die Stadt liess sie das einiges kosten. Wie der «Tages-Anzeiger» damals schrieb, schlug der unterirdische Bau für 1600 Velos mit 13,51 Millionen Franken zu Buche. Bezahlt wurde der Betrag zu zwei Drittel von der Stadt Zürich und zu einem Drittel vom Bund.

Die Nachfrage für die unterirdischen Stellplätze – ein 24-Stunden-Einzelticket kostet zwei Franken, ein Monatsabo 20 Franken und ein Jahresabo 180 Franken – bleibt bis heute allerdings tief, berichtet die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ). Anfangs sei der Verkauf der Abos zwar gut angelaufen, seither aber stagniert. Laut Tiefbaudepartement liege die Auslastung durch Monats- und Jahresabos noch immer bei lediglich rund 55 Prozent.

Oberirdisch sind die Plätze gratis

Auf Anfrage der NZZ hiess es von Seiten der Behörde: «Wir haben mit einer stetigen Zunahme der Auslastung der Velostation gerechnet, die bisher nicht eingetreten ist». Das Ziel, den Betrieb der Velostation nach fünf Jahren kostenneutral zu führen, werde man wohl nicht mehr erreichen. Man prüfe deshalb auch eine Preissenkung, über die in den nächsten Wochen entschieden werde.

Ein triftiger Grund dafür, dass die Velostation so schlecht angenommen wird, liegt laut der NZZ nicht zuletzt an den 1500 oberirdischen Gratisplätzen bei der Sihlpost und der Postbrücke. Hier stelle sich die Lage nämlich gänzlich anders dar: «Die Veloständer sind meist übervoll, Mountainbikes quetschen sich zwischen Stadtflitzer, schicke Rennräder zwischen klapprige Bahnhofsvelos.» Das zeige, «dass den meisten Velofahrern die unterirdische Station zu teuer» sei. Auch würden viele Radler eine schnelle und unkomplizierte oberirdische Anbringung ihrer Drahtesel an den kostenfreien Bügeln der Fahrt in den Untergrund bevorzugen.

Hunderte überdachte Plätze in Planung

Dass es trotz der Velostation an der Stelle überhaupt noch oberirdische Plätze für Fahrräder gebe, sei auf die Einflussnahme des Grünen Gemeinderats Markus Knauss zurückzuführen, berichtet die NZZ. Politische Gegner aus dem bürgerlichen Lager würden diesem deshalb «Klientelpolitik» vorwerfen. Knauss ficht das jedoch nicht an: «Wenn Zürich eine Velostadt werden und das Netto-Null-Ziel bis 2030 erreichen will, dann müssen wir froh sein um jeden Velofahrer», erklärte der Co-Geschäftsführer des VCS Zürich der Zeitung.

Auch die Stadt Zürich bleibt bei ihrem eingeschlagenen Kurs. Das Tiefbaudepartement erklärte zur Situation am Europaplatz: «Wir möchten, dass die Kombination von Velo und ÖV attraktiv bleibt, und halten bis auf Weiteres an den oberirdischen Abstellplätzen fest.» Zudem sind Hunderte weitere überdachte Abstellplätze beim Bahnhof Stadelhofen, beim Bahnhof Altstetten und im Velotunnel unter dem Hauptbahnhof in Planung, berichtet die NZZ.

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