Zürich Versteckte Technik und Vorzug fürs Tram: So funktioniert der Verkehr in Zürich

Nicolai Morawitz

15.10.2018

Zu Stosszeiten kommen die Strassen in Zürich regelmässig an ihre Belastungsgrenzen. Um möglichst viele Menschen auf kleinem Raum zu transportieren, wird deshalb der ÖV bevorzugt.
Zu Stosszeiten kommen die Strassen in Zürich regelmässig an ihre Belastungsgrenzen. Um möglichst viele Menschen auf kleinem Raum zu transportieren, wird deshalb der ÖV bevorzugt.
Bluewin/mn

«Bluewin» hat in der Stadt Zürich nachgeforscht, warum trotz hunderttausender Autos täglich der Verkehr nicht komplett zusammenbricht. Und es gilt, mit einigen Legenden aufzuräumen.

Joos Bernhard ist der Leiter des Verkehrsmanagments in Zürich. Im Video erklärt er, wie für die Trams eine «grüne Welle» erzeugt wird. Bernhard stellt klar: «Unsere Philosophie ist, Trams und Busse zu bevorzugen.»

«Trams und Busse sollen keine Wartezeit haben»

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01.10.2018

Die «urbanen Legenden» des Stadtverkehrs

Darüber hinaus beantwortet Bernhard im Gespräch Fragen, die sich der eine oder andere schon gestellt haben mag.

Wird das Ampellicht schneller grün, wenn der Knopf gedrückt wird?

Zürich ist in dieser Hinsicht ein Sonderfall: «Nur ganz wenige Ampeln sind dort überhaupt mit Drücker ausgerüstet», so Bernhard. Die Fussgänger bekämen «zyklisch grün», das heisst, sie können keinen Einfluss darauf nehmen. An jenen Stellen, wo die Anlagen allerdings mit Drückern ausgerüstet sind, etwa an Schulen, dürfen die Fussgänger nach dem Drücken schneller gehen.

Bernhard räumt ausserdem mit einem anderen Irrtum auf: Längere Grünphasen an der Ampel seien nicht unbedingt zum Vorteil für alle Fussgänger. Denn staue sich der Autoverkehr deshalb an einer Stelle, müssten sich andere Menschen, die zu Fuss unterwegs sind, wiederum an anderer Stelle länger gedulden. 

Was können Kreisel?

In Frankreich sind sie aus dem Stadtbild nicht wegzudenken: die Kreisel. Warum sind sie nicht auch in Grossstädten wie Zürich häufiger anzutreffen?

Um ein sicheres Zusammenleben von Autos, dem öffentlichen Verkehr, Fussgängern und Velos auf kleinem Raum zu ermöglichen, seien Kreisel nicht die beste Lösung, sagt Bernhard. 

Die Stadt Zürich hat sich ausserdem auf die Fahnen geschrieben, den öffentlichen Verkehr zu bevorzugen. Kreisel eigneten sich dafür nur schlecht, so der Experte. Auch Fussgänger könnten an Übergängen in Kreiselnähe nur unzureichend geschützt werden.

Gibt es eine Verkehrsleitzentrale?

Menschen, die auf viele grosse Bildschirme starren und den gesamten Verkehr im Blick haben – so stellen sich viele Menschen eine Verkehrsleitzentrale vor. In Zürich gebe es eine solche Einrichtung mit dieser Funktion jedoch nicht, erklärt Bernhard.  

Überwacht werde einzig, ob die Lichtsignalanlagen auch alle funktionierten. Der Verkehr werde dagegen vollautomatisch über Sensoren oder Ampeln gesteuert. Sie stehen auch untereinander in Kontakt und erkennen zum Beispiel, wie viele Autos in einen bestimmten Strassenabschnitt eingefahren sind. Wenn die Gefahr besteht, dass zu viele Fahrzeuge Kreuzungen blockieren, wird die Zufahrt automatisch gestoppt: durch eine rote Ampel.

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