Corona-Demo in Bern Video von Verhaftung hat juristisches Nachspiel

phi

8.10.2021

Schläge von der Polizei: Ein Video-Screenshot vom donnerstäglichen Einsatz.
Schläge von der Polizei: Ein Video-Screenshot vom donnerstäglichen Einsatz.
Screenshot: Twitter

Das Video ist in der Tat heftig: Uniformierte schlagen in Bern nach der Demonstration der Massnahmen-Kritiker einem an Boden Liegenden. Der virale Clip sorgt für Kritik, die Polizei wehrt sich.

phi

8.10.2021

Immer wieder demonstrieren Massnahmen-Kritiker donnerstags in Bern – unbeeindruckt davon, ob der Protest bewilligt ist oder nicht. Die Stimmung wird dabei zunehmend aggressiver, was auch ein Video nahelegt, das gerade in den sozialen Medien kursiert.

Der Clip ist nichts für Zartbesaitete: Er zeigt, wie mehrere Uniformierte einen am Boden Liegenden traktieren. Sie schlagen den Mann und ziehen ihn über den Boden. Andere Demonstranten sind dabei nicht zu sehen.

Die Szene sorgt im Internet für Wut und Kritik. Der Mittfünfziger, der in dem Clip zu sehen ist, soll ein Medizinal-Unternehmer aus Bülach ZH und Bekannter des Zürcher SVP-Kantonsrats Claudio Schmid sein, der den Mann nun «ehrenamtlich» berät.

«Mein Bekannter ist Massnahmen-Kritiker und extra mit dem Auto nach Bern an die Demo gefahren», bekundet Schmid im «Blick». Er habe nicht die Absicht gehabt, jemanden anzugreifen, und «wollte einfach durchgehen». Eine Anzeige des Mannes werde folgen, so Schmid: «Das Verhalten der Polizei ist unschweizerisch.»

«Grobe Technik»

Die Berner Polizei stellt den Vorgang vollkommen anders dar. Der Mann sei mit einer Schiessschutzbrille und mit den Händen in der Tasche auf die Polizisten zugegangen, schildert Sprecher Christoph Gnägi den Fall. Nachdem er die Aufforderung ignoriert hat, stehenzubleiben, hätten die Polizisten zugegriffen.

Der «Sonntagsblick»-Journalist Fabian Eberhard stellte heute ein Video auf Twitter online, das die «Vorgeschichte» der Verhaftung zeigen soll:

Am Boden habe der Mann seine Hände nicht aus den Hosentaschen nehmen wollen. Die Schläge, die er dann kassiert hat, seien gezielt gewesen, um «Schmerzreize» zu setzen, die die Muskelspannung lösen sollen. «Das sieht rau aus, es ist in der Tat eine grobe Technik», sagt Gnägi dem Tages-Anzeiger. «Sie soll zielführend und verhältnismässig angewendet werden.»

Gnägi sieht den Vorgang im Zusammenhang mit einer «zunehmend gereizten Stimmung» unter den Massnahmen-Gegnern, aber auch die Polizisten dürften ob der dauernden Einsätze weniger Geduld haben. Ob der Vorgang nun legal war oder nicht, muss die Justiz entscheiden, nachdem Anzeige gestellt worden ist.