ÜbersichtBerset will Grossveranstaltungen wieder zulassen +++ Jugendliche müssen am längsten auf Impf-Privilegien warten
Agenturen/red.
28.2.2021
Alain Berset macht Fussball- und Festivalfans Hoffnung, im Kanton Bern stagnieren die Infektionszahlen, und die USA lassen ein drittes Corona-Vakzin zu: Die wichtigsten Nachrichten zur Corona-Pandemie in der Übersicht.
In den Kampf gegen das Coronavirus greifen jetzt auch Hunde ein. Das Universitätsspital Genf hat zusammen mit der Schweizer Armee und dem Sicherheitsdienst der Uno ein Projekt für die Ausbildung von Corona-Spürhunden lanciert.
Gesundheitsminister Alain Berset stellt derweil weitere Lockerungen der Corona-Massnahmen für die kommenden Monate in Aussicht. Kultur- und Sportveranstaltungen könnten rasch wieder zugelassen und im Sommer sogar Grossveranstaltungen erlaubt werden.
Sollte es zu Lockerungen kommen, fordert die Kulturbranche klare Richtlinien hinsichtlich der Öffnungen, die praxistauglich gestaltet werden sollen. Einen Zwang zur Wiedereröffnung sollte es nicht geben. Stattdessen mahnt die Branche, Lücken bei den Unterstützungs- und Entschädigungsgeldern zu schliessen.
Während hierzulande bereits über Lockerungen diskutiert wird, verschärft Deutschland im Kampf gegen die Ausbreitung gefährlicher Mutationen die Einreise aus der französischen Grenzregion Moselle drastisch.
Das Wichtigste in Kürze
In einem Pilotversuch bildet das Universitätsspital Genf mit zwei Partnern Spürhunde aus, die das Coronavirus erschnüffeln können.
Der Bundesrat verzichtet vorerst auf einen Gedenkakt für die knapp 10'000 Todesopfer der Corona-Pandemie.
Der Kultursektor verlangt vom Bund klare Richtlinien im Hinblick auf eine mögliche Lockerung der Massnahmen gegen die Covid-19-Pandemie. Zwangsweise Wiederöffnungen solle es aber nicht geben.
Grossveranstaltungen könnten ab Sommer in der Schweiz wieder erlaubt sein. Gesundheitsminister Alain Berset will gemäss seines Sprechers entsprechende Vorschläge im Bundesrat zur Diskussion stellen.
Die USA erteilen einem dritten Impfstoff die Freigabe. Die US-Arzneimittelbehörde FDA bestätigte am Samstag (Ortszeit) die Notfallzulassung für das Präparat des US-Konzerns Johnson & Johnson.
18 Uhr: Wir beenden den heutigen Nachrichten-Ticker.
17.30 Uhr: Corona-Lockerungen in Dänemark – viele Geschäfte wieder offen
In Dänemark dürfen die meisten Einzelhändler ab Montag wieder Kunden in ihren Geschäften begrüssen. Nach mehr als zwei Monaten der Schliessung im Kampf gegen die Coronavirus-Ausbreitung dürfen Läden mit einer Fläche von weniger als 5000 Quadratmetern wieder öffnen, sofern sie nicht in einem Einkaufszentrum liegen. Auch grössere Läden dürfen ihre Türen wieder öffnen, allerdings streng begrenzt. Kunden müssen hier vorab eine Zeit zum Einkaufen buchen.
Auch Kultureinrichtungen unter freiem Himmel wie zum Beispiel Zoos dürfen nun wieder Besucher empfangen, wenn die Gäste einen maximal 72 Stunden alten negativen Corona-Test vorweisen können. Die Versammlungsbeschränkung wird für im Freien stattfindende und organisierte Sport- und Vereinsaktivitäten von fünf auf maximal 25 Teilnehmer angehoben.
In Nord- und Westjütland dürfen die Abschlussklassen teils in ihre Schulen zurück, auf der Ostsee-Insel Bornholm sogar alle Schüler. Landesweit durften im Februar lediglich die Schulkinder bis zur vierten Klasse zurückkehren.
16.50 Uhr: Mehr als 20 Millionen Menschen in Grossbritannien haben Erstimpfung
Mehr als 20 Millionen Menschen haben in Grossbritannien eine erste Impfdosis gegen das Coronavirus erhalten. Das teilte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag mit. Das entspricht etwa 30 Prozent der Gesamtbevölkerung.
In Grossbritannien wird anders als in der Schweiz sowohl der Astrazeneca-Impfstoff als auch das Präparat von Biontech und Pfizer im Abstand von bis zu zwölf Wochen verabreicht, damit so viele Menschen wie möglich schnell eine Erstimpfung erhalten können. Die Zahl der für den vollen Impfschutz notwendigen Zweitimpfungen lag in dem Land zuletzt noch bei unter einer Million.
Nach Berechnungen der «Financial Times» wirkt sich der rapide Fortschritt des britischen Impfprogramms bereits auf Neuinfektionen, Krankenhauseinweisungen und Todesfällen aus. Demnach sinken die Zahlen bei den bereits zu grossen Teilen geimpften über 80-Jährigen deutlich schneller als bei jüngeren Altersgruppen.
16.15 Uhr: Jeder dritte Geringverdiener verdient in der Pandemie noch weniger
Die Corona-Pandemie verschärft die soziale Ungleichheit. Das zeigt eine Studie der Konjunkturforschungsstelle (KOF) an der ETH Zürich. Demnach müssen Haushalte mit einem Einkommen von unter 4000 Franken wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit mit 20 Prozent weniger Lohn auskommen, wie der «SonntagsBlick» berichtet.
Ein Drittel der Angestellten im Tieflohnsektor seien in der Pandemie mit weniger Einkommen konfrontiert. Jeder zweite Geringverdiener müsse seine Ersparnisse plündern. Jede neunte Person habe sich verschuldet. Besonders stark von Lohneinbussen betroffen seien einmal mehr Migrantinnen und Migranten. Frauen litten stärker als Männer unter der Pandemie. Denn zwei Drittel der Tieflohnbezüger seien weiblich.
15.20 Uhr: Färöer-Inseln erstmals seit Juli 2020 ohne aktiven Corona-Fall
Die Färöer-Inseln haben erstmals seit Juli 2020 keinen aktiven Corona-Fall mehr. Am Wochenende prangte eine blaue Null in der entsprechenden Auflistung auf der Corona-Webseite der Inselgruppe, nachdem dort bereits am späten Freitagabend zu lesen gewesen war: «Covid-free – for now» (deutsch: Covid-frei – vorerst). Die vorerst letzte infizierte Person ist demnach am Freitag als gesund erklärt und aus der Quarantäne entlassen worden.
«Das sind ermutigende Nachrichten», wurde Regierungschef Bárður á Steig Nielsen in einer Mitteilung auf der Webseite zitiert. Vieles sei richtig gemacht worden auf den Färöern. «Unsere beste Entscheidung ist gewesen, uns an unseren ursprünglichen Plan zum Testen, Verfolgen und Isolieren zu halten.» Gleichzeitig wurde in der Mitteilung darauf verwiesen, dass Covid-19 bereits mehrere Male gezeigt habe, dass es zurückkehren und sich schnell verbreiten könne.
Die Färöer-Inseln mit ihren rund 50'000 Einwohnern zählen offiziell zum dänischen Königreich, sind aber weitgehend autonom. Sie liegen abgeschieden im Nordatlantik etwa auf halber Strecke zwischen Schottland und Island. Bislang sind auf den Inseln 658 Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen worden – bei mehr als 230'000 Tests. Eine Person ist gestorben.
15.05 Uhr: Tschechien soll russischen Impfstoff Sputnik V bekommen
Tschechien rechnet mit einer Lieferung des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V. Er habe sich mit einer entsprechenden Anfrage an seinen russischen Kollegen Wladimir Putin gewandt, erläuterte der tschechische Präsident Milos Zeman am Samstag im Fernsehsender CNN Prima News. «Wenn ich richtig informiert bin, wird diesem Wunsch nachgekommen», sagte der 76-Jährige.
Man brauche indes noch eine Zulassung für den Impfstoff, räumte Zeman ein. Ihm selbst würde nach eigener Aussage eine Genehmigung durch die tschechische Arzneimittelbehörde SUKL «vollauf genügen».
Dem schloss sich am Sonntag in einem Interview der Zeitung «MF Dnes» auch Ministerpräsident Andrej Babis an. Dabei hatte der Regierungschef noch vor kurzem betont, er wolle erst die Freigabe durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) abwarten.
14.20 Uhr: Impf-Privilegien – Jugendliche müssen wohl am längsten auf Lockerungen warten
Jugendliche und junge Erwachsene leiden besonders stark unter den Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Nun drohen sie laut «NZZ am Sonntag» auch als Letzte von den Lockerungen zu profitieren, weil zunächst Risikogruppen und ältere Menschen geimpft werden sollen.
Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich etwa sieht eine Abstufung nach Alter vor. Die Eidgenössische Kommission für Impffragen diskutiert derzeit mit dem Bund über eine Anpassung der Empfehlungen, wie deren Präsident, Christoph Berger, sagte.
Eine Abstufung bei den unter 65-Jährigen könnte die Impfzentren entlasten. Die Jungparteien haben dafür kein Verständnis. Es wäre prekär, wenn die Jungen als Letzte wieder Festivals besuchen und in die Ferien reisen dürften, so Sarah Bünter von der Jungen Mitte.
13.40 Uhr: Deutschland verschärft Einreiseregeln für französische Grenzregion Moselle
Im Kampf gegen die Ausbreitung gefährlicher Mutationen des Coronavirus wird die Einreise aus der französischen Grenzregion Moselle nach Deutschland erschwert. Mit Wirkung ab Dienstag stufte die deutsche Bundesregierung die an die Bundesländer Saarland und Rheinland-Pfalz grenzende Region am Sonntag als sogenanntes Virusvariantengebiet ein, wie das Robert Koch-Institut im Internet bekannt gab.
Einreisende aus dem Départment mit seinen etwa einer Million Einwohnern müssen künftig bei Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Ein Schnelltest ist dabei ausreichend. Fluggesellschaften sowie Bus und Bahnunternehmen dürfen keine Passagiere mehr aus Moselle nach Deutschland befördern. Ausgenommen davon sind aber unter anderem deutsche Staatsbürger und in Deutschland lebende Ausländer. Auch der Warenverkehr soll nicht beeinträchtigt werden.
Stationäre Grenzkontrollen wie an den Grenzen zu Tschechien und zum österreichischen Bundesland Tirol soll es an der Grenze zu Frankreich nach dpa-Informationen nicht geben.
13 Uhr: Kulturbranche verlangt praxistaugliche Öffnungen ohne Zwang
Der Kultursektor verlangt vom Bund klare Richtlinien im Hinblick auf eine mögliche Lockerung der Massnahmen gegen die Covid-19-Pandemie. Zudem müssten die Lücken bei den Unterstützungs- und Entschädigungsgeldern für das weitgehende Berufsverbot geschlossen werden.
Durch den Produktionsstau, die vielen Verschiebungen und die lange Vorlaufzeit für grössere Anlässe werde es selbst im Idealfall viele Monate bis zum Normalzustand dauern, schrieb die von der Kulturszene ins Leben gerufene Taskforce Culture am Sonntag.
Die Abläufe für die Auszahlung der Unterstützungsgelder müssten vereinfacht werden, damit das Geld rechtzeitig bei notleidenden Kulturschaffenden ankomme. Mehrere europäische Studien würden belegen, dass Kulturanlässe keine Infektionsherde seien.
Die Landesregierung müsse das Mögliche zulassen. Die Kriterien dafür müssten in den nächsten Tagen bekannt werden. Nur so gebe es Planungssicherheit. Die Öffnungen sollten darüber hinaus praxistauglich gestaltet werden. Ein Zwang zur Wiedereröffnung dürfe dabei nicht vorgegeben werden. Viele Kulturunternehmen könnten unter relativ restriktiven Bedingungen nicht kostendeckend wirtschaften.
12.35 Uhr: Bundesrat verzichtet vorerst auf Gedenkakt für Todesopfer
Der Bundesrat verzichtet vorerst auf einen Gedenkakt für die knapp 10'000 Todesopfer der Corona-Pandemie. Die Landesregierung habe sich mit der Frage eines Gedenkanlasses befasst, sagte Ursula Eggenberger, Sprecherin der Bundeskanzlei, gegenüber dem «SonntagsBlick». Die Bewältigung der andauernden Pandemie habe für den Bundesrat Priorität.
In die Bresche springen wollen die Landeskirchen. Sie bereiten derzeit hinter den Kulissen Traueranlässe für die Ostertage vor. Details stehen noch aus. Die katholische Kirche will am 29. März in allen Bistümern Gedenken für die Opfer der Pandemie abhalten, wie eine Sprecherin der Schweizer Bischofskonferenz sagte.
12.15 Uhr: Frankreich hofft, neuen Lockdown noch verhindern zu können
Frankreichs Direktor der nationalen Gesundheitsbehörde geht davon aus, dass das Land trotz angespannter Corona-Situationen einen landesweiten Lockdown verhindern kann. «Ein Lockdown kann immer noch vermieden werden, wenn sich alle mobilisieren, wenn sich alle anstrengen», sagte Jérôme Salomon der Sonntagszeitung «Journal du Dimanche». Frankreich befinde sich in der «kritischen Phase eines Wettlaufs». Bisher habe man Zeit gewinnen können – etwa durch die abendliche Ausgangssperre.
Am meisten bereite derzeit die Verbreitung der Varianten Sorge. «Ihre Anwesenheit bedeutet, dass wir eine höhere Stufe der kollektiven Immunität erreichen müssen, nämlich 80 Prozent. Heute sind zwischen 15 und 20 Prozent der französischen Bevölkerung immun und 5 Prozent sind geimpft.»
Frankreichs Premier Jean Castex hatte für 20 Départements im Land eine erhöhte Corona-Warnstufe ausgerufen und die örtlichen Behörden aufgefordert, verstärkte Corona-Massnahmen zu prüfen. Dazu zählt auch die Hauptstadt Paris.
11.30 Uhr: Schweizer Spürhunde sollen das Coronavirus erschnüffeln
Hunde sind in der Lage, das Coronavirus mit ihrem feinen Geruchssinn aufzuspüren. Nun hat das Universitätsspital Genf zusammen mit der Schweizer Armee und dem Sicherheitsdienst der Uno ein Projekt für die Ausbildung von Corona-Spürhunden lanciert, wie unter anderem die «SonntagsZeitung» berichtet.
In den nächsten Tagen treten im Rahmen einer Machbarkeitsstudie drei Hunde ihre Corona-Ausbildung an. Es geht darum, zu testen, ob die Spürhunde ein verlässliches Resultat erzielen. Sollten die Genfer Spürhunde Erkenntnisse aus dem Ausland bestätigen, könnten die Hunde auch in der Schweiz überall dort eingesetzt werden, wo ein Infektionsherd vermutet werde – so etwa in Schulen, Unternehmen oder bei Grossanlässen wie Sportveranstaltungen.
11 Uhr: Familien mit Schulkindern in England erhalten kostenlose Tests
Alle Familien mit schulpflichtigen Kindern in England sollen von März an kostenlose Corona-Selbsttests erhalten. Das teilte die Regierung in London am Sonntag mit. Demnach sollen Kinder und ihre Eltern sowie Beschäftigte im Umfeld von Schulen wie beispielsweise Fahrer von Schulbussen zwei Tests pro Woche und Person zur Verfügung gestellt bekommen.
Kinder in weiterführenden Schulen sollen zudem zum Schulbeginn drei Mal in der Schule getestet werden. Anschliessend sollen auch sie zuhause testen. Verpflichtend sind die Tests allerdings nicht.
Die Regierung will damit die Gefahr durch asymptomatische Infektionen besser in den Griff bekommen, wenn die Schulen am 8. März wieder öffnen. Die sogenannten Lateral Flow Tests zeigen innerhalb von 30 Minuten ein Ergebnis an, gelten aber nicht als sehr zuverlässig. Wer ein positives Ergebnis erhält, ist nach Angaben der Regierung zu einem zweiten Test im PCR-Verfahren verpflichtet.
10.20 Uhr: 110 Neuansteckungen am Sonntag –Infektionszahlen im Kanton Bern stagnieren
Im Kanton Bern sind am Sonntag 109 Covid-Neuansteckungen innert eines Tages registriert worden, am Samstag waren es 110 gewesen. Seit mehreren Tagen ist kein deutlicher Rückgang der positiven Tests zu verzeichnen.
Das Testvolumen lag am Sonntag bei 1610 durchgeführten Tests, am Samstag waren 2198 Tests registriert worden, wie aus den im Internet publizierten Zahlen des Kantons Bern hervorgeht. Die positiven Fälle sind in den letzten fünf Tagen nicht mehr unter die Zahl von 100 gesunken – ausser am Freitag mit 95 Fällen.
Am Sonntag wurde hingegen kein neuer Todesfall vermeldet. Seit Beginn der Pandemie sind im Kanton Bern 993 Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben. Nicht aktualisiert werden am Wochenende die Zahlen zu Hospitalisierungen.
9.50 Uhr: Berset will Grossveranstaltungen wieder zulassen
Gesundheitsminister Alain Berset stellt weitere Lockerungen der Corona-Massnahmen für die kommenden Monate in Aussicht. Kultur- und Sportveranstaltungen könnten rasch wieder zugelassen und im Sommer sogar Grossveranstaltungen erlaubt werden. Das bestätigte Bersets Kommunikationschef Peter Lauener gegenüber der «SonntagsZeitung».
Das Innendepartement werde diese Vorschläge dem Bundesrat demnächst zur Diskussion stellen. Der Entscheid dürfte in den nächsten Wochen, frühestens jedoch am 17. März, fallen. Musikfans können somit auf einen Festivalsommer hoffen. Und Profisportligen könnten ab Sommer wieder vor einem grösseren Publikum spielen. Dies aber unter strengen Auflagen. Die Organisatoren bleiben vorerst skeptisch, ob sich die Anlässe auch bei solch hohen Hürden noch rechnen.
9.15 Uhr: Proteste nach «VIP-Impfungen» in Argentinien
Nach einem Skandal um vorgezogene Impfungen wichtiger Persönlichkeiten (VIP) sind in Argentinien tausende Menschen auf die Strasse gegangen. In der Hauptstadt Buenos Aires versammelten sich die Demonstranten vor dem Regierungssitz und forderten eine gerechte Verteilung des Corona-Impfstoffs.
Der Skandal war ans Tageslicht gekommen, nachdem ein Journalist im Radio berichtet worden, er sei dank seiner persönlichen Freundschaft mit Gesundheitsminister Ginés Gonzalez García bereits ausser der Reihe geimpft worden.
Der Minister musste daraufhin zurücktreten. Die Regierung veröffentlichte inzwischen eine Liste mit 70 Personen, die in einem Verstoss gegen die Impfreihenfolge bei der Immunisierung vorgezogen wurden, darunter der 38 Jahre alte Gesundheitsminister sowie Ex-Präsident Eduardo Duhalde, dessen Frau und Kinder.
«Sie haben damit begonnen, die Freunde der Macht zu impfen», sagte die Demonstrantin Irene Marcet. «Damit stehlen sie das Leben von jemand anderem.» Am Zaun des Regierungssitzes Casa Rosada befestigten die Demonstranten Attrappen von Leichensäcke mit den Namen der Geimpften aus dem Umfeld der Regierung. Präsident Alberto Fernández verurteilte dies als barbarischen Akt.
8.45 Uhr: Notfallzulassung für Impfstoff von Johnson & Johnson in USA
Mit dem Impfstoff des US-Konzerns Johnson & Johnson kann in den USA künftig ein drittes Corona-Vakzin eingesetzt werden. Die US-Arzneimittelbehörde FDA erteilte am Samstag (Ortszeit) eine Notfallzulassung für das Präparat. Es entfaltet seine volle Wirkung schon nach Verabreichung einer Dosis und muss – anders als die übrigen genutzten Impfstoffe – nicht zweimal gespritzt werden. US-Präsident Joe Biden sprach von «begeisternden Nachrichten für alle Amerikaner und einer ermutigenden Entwicklung in unserem Bemühen, die Krise zu beenden».
Für eine Notfallzulassung der FDA gelten vergleichsweise niedrige Hürden. Vereinfacht gesagt muss dafür sichergestellt sein, dass ein Medikament oder Impfstoff nachweisbar mehr hilft als schadet. Eine reguläre Zulassung ist ein wesentlich langwierigerer Prozess.
Die vorliegenden Daten zum Johnson & Johnson-Impfstoff zeigten, «dass die bekannten und potenziellen Vorteile des Vakzins seine bekannten und potenziellen Risiken überwiegen», hiess es in der FDA-Mitteilung. Basis dafür seien Tests mit Zehntausenden Probanden in mehreren Ländern. Die Notfallzulassung gilt für den Einsatz des Wirkstoffs bei Menschen ab 18 Jahren. Daten zur Dauer des Impfschutzes lägen noch nicht vor, erklärte die FDA. Auch gebe es keine belastbaren Erkenntnisse dazu, ob Geimpfte das Virus SARS-CoV-2 übertragen.