Viele Wechsel in der Taskforce «Verschiebungen und Turbulenzen sind völlig normal»

SDA/jka

22.1.2021 - 19:19

Martin Ackermann nimmt Stellung zu den vielen meist unbemerkten Wechseln, die es in der Covid-Taskforce zuletzt gab. 
Martin Ackermann nimmt Stellung zu den vielen meist unbemerkten Wechseln, die es in der Covid-Taskforce zuletzt gab. 
Bild: Keystone

In der Corona-Taskforce des Bundes hat es in den vergangenen Wochen weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit prominente Wechsel gegeben. 

Erst Epidemiologe Christian Althaus, danach Public-Health-Spezialist Marcel Tanner und nun auch Ökonomin Monika Bütler: In der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes hat es in den letzten Tagen einige Wechsel gegeben. 

Während Althaus beklagte, die Politik müsse lernen, der Wissenschaft auf Augenhöhe zu begegnen, ist der Abgang von Bütler rein persönlicher Natur, wie sie auf Twitter schrieb. Bütler wird per Ende Januar durch den ETH-Ökonomen Jan-Egbert Sturm abgelöst. 

Seit dem Bestehen der Taskforce Ende März des vergangenen Jahres gab es, wie Taskforce-Leiter Martin Ackermann der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte, rund ein Dutzend Rücktritte aus dem Gremium. Bei diesen Wechseln seien aber die wichtigsten Fachbereiche immer abgedeckt und die Kontinuität gewährleistet gewesen. Insgesamt besteht die Taskforce aus rund 70 Mitgliedern. 

Ohne Entschädigung, aber mit hoher Belastung

Alle Mitglieder der Taskforce erhalten für ihre Arbeit weder eine Entlöhnung noch eine Entschädigung. Sie arbeiten unentgeltlich zusätzlich zu ihrer regulären beruflichen Tätigkeit.

Ackermann betont denn auch, dass die Mitglieder Ausserordentliches für die Schweiz und die Bekämpfung der Pandemie leisteten. Daher sei es nicht erstaunlich, dass einzelne Mitglieder austreten würden, um sich wieder ganz den eigenen Forschungsprojekten zu widmen.

Dass diese Wechsel nicht aktiv kommuniziert würden, begründet Ackermann damit, dass die Taskforce sich auf die Bekämpfung der Pandemie fokussiere – und sich als Gremium nicht ins Zentrum stellen wolle. Und: «Turbulenzen und Verschiebungen sind in der Taskforce – nicht zuletzt auch aufgrund der hohen Arbeitsbelastung – völlig normal.»

Braucht die Taskforce so viele Mitglieder?

Das Präsidium der Taskforce ist laut Ackermann derzeit ein Fulltime-Job. Aber auch die anderen Mitglieder würden – neben ihrem sonstigen Arbeitspensum – mehrere Stunden bis Tage pro Woche für die Konsolidierung von Forschungsergebnissen, die Erarbeitung von Mitteilungen der Taskforce oder Situationsanalysen aufwenden.

Nicht unumstritten ist, ob die Taskforce so viele Mitglieder haben sollte oder nicht. Für ein derart grosses Gremium spricht laut Ackermann, dass die Pandemie eine hochkomplexe Situation ist, die viele verschiedene Aspekte beinhaltet. Es brauche unterschiedliche Expertisen. 

Die Grösse der Taskforce mache es jedoch manchmal «etwas schwieriger und zeitintensiver, einen Konsens zu finden». Als Beispiel nennt Ackermann die Interpretation von einzelnen Punkten oder Formulierungen. Er betont, dass dieser Prozess aus wissenschaftlicher Sicht aber durchaus sinnvoll sei.

Ein Drittel Frauen in der Taskforce

Rund ein Drittel der Taskforce-Mitglieder sind Frauen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sind doch vor allem naturwissenschaftliche Forschungsgebiete gefragt. Allerdings liegt der Frauenanteil in den verschiedenen ETH-Bereichen laut ETH-Sprecherin Franziska Schmid auch bei 32 Prozent.

Nach dem Abgang des Epidemiologen und Public-Health-Spezialisten Marcel Tanner in den vergangenen Tagen leiten mit Nicola Low (Universität Bern) und Suzanne Suggs (Università della Svizzera italiana) zwei Frauen gemeinsam eine Untergruppe des Expertengremiums.

Kein wissenschaftlicher Ritterschlag

Der Einsitz in der Taskforce bedeutet allerdings laut Ackermann für den Wissenschaftler oder die Wissenschaftlerin kein «Ritterschlag». Die Forschenden der Taskforce seien schon zuvor auf ihren Fachgebieten anerkannte Expertinnen und Experten gewesen und es gebe viele hervorragende Forschende in der Schweiz, die nicht Mitglied der Taskforce seien. 

Einzelne Mitglieder würden aufgrund des grossen Interesses der Bevölkerung und der Medien an mehr Visibilität gewinnen. Die Kehrseite der Medaille ist für Ackermann die hohe Arbeitsbelastung und der Druck der Öffentlichkeit.

Zusammensetzung der Corona-Taskforce

Die Covid-19-Taskforce des Bundes besteht aktuell aus gut 70 Expertinnen und Experten. Im vierköpfigen Leitungsteam mit Martin Ackermann (Mikrobiologe, ETH Zürich) an der Spitze sind Manuel E. Battegay (Biomediziner, Universität Basel), Samia Hurst-Majno (Bioethikerin, Universität Genf) und bis vor Kurzem Monika Bütler (Ökonomin, Universität St. Gallen).

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