Crypto AG Weg frei für Strafverfahren in Geheimdienst-Affäre

SDA/dor

24.6.2020

Der Hauptsitz von Crypto International AG in Zug – sie ist eine von zwei Nachfolgefirmen der früheren Crypto AG.
Der Hauptsitz von Crypto International AG in Zug – sie ist eine von zwei Nachfolgefirmen der früheren Crypto AG.
Bild: Keystone/Alexandra Wey

Die amerikanischen und deutschen Geheimdienste hörten mit manipulierten Chiffriergeräten der Zuger Firma Crypto AG jahrzehntelang weltweit mit. Jetzt hat die Bundesanwaltschaft grünes Licht für ein Strafverfahren gegen die Crypto AG. 

Die Bundesanwaltschaft hat grünes Licht für ein Strafverfahren gegen die Zuger Firma Crypto AG. Der Hersteller von Chiffriermaschinen zur Verschlüsselung von Kommunikation hatte jahrelang über hundert Länder ausspioniert im Dienste des US-Geheimdienstes CIA und des deutschen BND.

Der Bundesrat habe am vergangenen Freitag der Bundesanwaltschaft die Ermächtigung zu einem Strafverfahren erteilt, berichtete die Sendung «Heute Morgen» des Deutschschweizer Radios SRF vom Mittwochmorgen. Allerdings gehe es nicht um Spionage-Tätigkeiten, sondern um den Verdacht, dass bei Export-Gesuchen falsche oder unvollständige Angaben gemacht wurden. Die Bestätigung der Behörden liegt der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hatte im Fall Crypto wegen möglicher Widerhandlungen gegen das Exportkontrollrecht bereits Ende Februar bei der Bundesanwaltschaft Anzeige gegen Unbekannt eingereicht.

Die Geheimdienst-Affäre war Anfang Februar ins Rollen gekommen. Recherchen des Schweizer Fernsehens (SRF), des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) und der «Washington Post» ergaben, dass das Unternehmen, jahrelang an verschiedene ausländische Regierungen und Armeen Chiffriergeräte verkauft hat, die manipuliert worden waren, damit die Geheimdienste der USA und Deutschlands, CIA und BND, die darüber laufende Kommunikation ohne grossen Aufwand entschlüsseln konnten.



Wer wusste in der Schweiz wann was?

Die Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) von National- und Ständerat hatte wenige Tage nach Bekanntwerden dieser Aktivitäten ihre Untersuchung aufgenommen. Mit ihrer Inspektion will sie als Oberaufsicht über die Nachrichtendienste und die Geheimbereiche des Bundes klären, wer in der Schweiz wann was wusste.

Die Crypto AG wurde 2018 in die zwei Unternehmen CyOne Security AG und Crypto International AG aufgespalten. Beide Firmen sind bemüht, sich von den Geschäftspraktiken der Crypto AG zu distanzieren.

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