Hägglingen AG«Weil wir uns nicht alles unterjubeln lassen» – beliebtes Resti schliesst
Samuel Walder
14.10.2025
Das Restaurant Maiengrün in Hägglingen AG schliesst die Tore.
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Zehn Jahre lang war das Restaurant Maiengrün ein Ort der Begegnung – nun steht es still. Nach einem Streit mit der Gemeinde Hägglingen zieht Wirt Roland Lämmli die Reissleine und verkauft. Der Grund: ein Parkplatz und verletzter Stolz.
Das beliebte Ausflugsziel Restaurant Maiengrün in Hägglingen bleibt nach einem Streit mit der Gemeinde geschlossen; Wirt Roland Lämmli will den Betrieb endgültig verkaufen.
Auslöser war ein Konflikt um einen Wohnmobilparkplatz, den Lämmli während der Pandemie errichtet hatte und trotz Aufforderungen der Gemeinde nicht entfernte.
Nach zehn Jahren erfolgreicher Führung und grossem Engagement – etwa beim Bau eines Spielplatzes – zieht sich der Wirt nun im Pensionsalter zurück. Die Zukunft des Restaurants ist ungewiss
Was einst als lauschiges Gastro-Paradies für Wanderer, Familien und Velofahrer galt, ist verstummt: Das beliebte Ausflugsziel Restaurant Maiengrün hat seit über zwei Monaten die Türen verriegelt. Und das nicht etwa wegen fehlender Gäste – sondern wegen eines handfesten Streits mit der Gemeinde, berichtet die «Aargauer Zeitung».
Schon die Botschaft auf der Tafel vor dem Haus lässt aufhorchen: «Geschlossen! Weil wir uns nicht alles unterjubeln lassen.» Eine Ansage mit Nachhall. Wirt Roland Lämmli sagt gegenüber der «Aargauer Zeitung»: «Ich werde das Restaurant nicht mehr öffnen, sondern verkaufen.»
Zehn Jahre Leidenschaft – ein abruptes Ende
Ein Paukenschlag, denn Lämmli hat sich in den letzten zehn Jahren eine treue Stammkundschaft aufgebaut. 2015 übernahm er das Restaurant auf dem Hägglinger Hausberg – zunächst als Pächter, seit 2019 als Eigentümer. Seine Gastfreundschaft wurde sogar von der renommierten Gilde etablierter Schweizer Gastronomen gewürdigt. Doch nun ist Schluss.
Der Grund: Ein schwelender Konflikt rund um einen Wohnmobilparkplatz, den Lämmli während der Corona-Pandemie eingerichtet hatte – direkt vor dem Restaurant, nahe dem Maiengrünturm. Die Bauten blieben auch nach der Pandemie stehen. Das passte weder dem Turmverein noch der Gemeinde.
Gemeinde stellte sich quer
Gemeindeammann Franz Schaad betont in der «Aargauer Zeitung»: «Wir haben Roland Lämmli mehrmals aufgefordert, den Parkplatz für die Besucher des Turmes wieder freizugeben. Es besteht eine Dienstbarkeit.» Doch statt Einlenken ging der Streit weiter. Die Fronten verhärteten sich, der Fall landete vor dem Friedensrichter. Für Lämmli offenbar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
«Ich lasse mich nicht gängeln», so der Wirt. Obwohl er eigentlich über das Pensionsalter hinaus weiterarbeiten wollte, zieht er jetzt einen Schlussstrich. Die letzten Bankette wurden noch durchgeführt – dann war endgültig Schluss. «Ich habe letzte Woche das Pensionsalter erreicht, deshalb höre ich nun auf und verkaufe die Liegenschaft», sagt er.
Ein Mann mit Herz für Kinder
Nicht nur kulinarisch hat sich Lämmli verdient gemacht: Auch den Spielplatz vor dem Restaurant sanierte er in Eigeninitiative. Das marode Gelände verwandelte er gemeinsam mit regionalen Unterstützern in einen Ort zum Toben und Verweilen – ein weiteres Beispiel für sein Engagement fernab des Kochtopfs.
Wie geht es weiter?
Was aus dem traditionsreichen Gasthaus wird, ist derzeit offen. Lämmli bestätigt: «Es gibt einige Interessenten.» Ob das Maiengrün jedoch weiterhin als Restaurant geführt wird, steht in den Sternen.
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