Kehrtwende nicht in Sicht Wohnungsnot treibt immer mehr Schweizer*innen in WGs

SDA, mmi

27.10.2023

2022 hat in der Schweiz die Anzahl neu gebildeter Haushalte mit mindestens drei Personen so stark zugenommen wie seit 2016 nicht mehr. (Symbolbild)
2022 hat in der Schweiz die Anzahl neu gebildeter Haushalte mit mindestens drei Personen so stark zugenommen wie seit 2016 nicht mehr. (Symbolbild)
Christin Klose/dpa-tmn

Kaum freie Wohnungen und hohe Mieten: Das neue Immo-Monitoring von Wüest Partner zeigt, dass sich MieterInnen an die angespannte Situation auf dem Immobilienmarkt anpassen. Sie wohnen zunehmend in WGs.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Herbstausgabe des «Immo-Monitorings» von Wüest Partner zeigt: Der Anteil an Wohngemeinschaften hat zugenommen.
  • Wegen hoher Baupreise wird weniger gebaut. Die Folge ist, dass das Angebot an Wohnungen knapp bleibt und dadurch die Mietpreise steigen.
  • Dadurch sehen sich die MieterInnen zum WG-Leben «gezwungen».
  • Gemäss Studie habe die Anzahl neu gebildeter Haushalte mit mindestens drei Personen im 2022 so stark zugenommen wie seit 2016 nicht mehr (+29'000).
  • Wüest Partner erwartet nicht, dass isch die Situation entschärfen werde. Gemäss Monitoring sollen die Mietpreise im kommenden Jahr um 3,8 Prozent ansteigen.

Die Aussichten in der Schweizer Bauwirtschaft sind laut dem neusten «Immo-Monitoring» des Beratungsunternehmens Wüest Partner  weiterhin trübe. Wegen hoher Baupreise wird weniger gebaut. Das Angebot an Wohnungen in der Schweiz bleibt damit sehr knapp.

Also müssen sich die Menschen anpassen. So seien Leute hierzulande aktuell eher bereit, in Wohngemeinschaften zu wohnen, schreibt Wüest Partner am Donnerstag in der Herbstausgabe ihres «Immo-Monitoring».

Konkret habe die Anzahl neu gebildeter Haushalte mit mindestens drei Personen letztes Jahr so stark zugenommen wie seit 2016 nicht mehr (+29'000). Laut der Studie sehen sich viele Menschen durch das knappe Wohnungsangebot sowie die steigenden Mieten zum WG-Leben «gezwungen».

Und die Preise dürften auch weiterhin zulegen: So erwartet Wüest Partner bei den inserierten Mietpreisen 2024 einen Anstieg von 3,8 Prozent.

Eigentum kaufen bleibt weiterhin teuer

Teurer geworden ist auch der Kauf von Immobilien: Für 58 Prozent der Schweizer Haushalte mit zwei erwerbstätigen Personen sei eine Eigentumswohnung nicht bezahlbar. Der Erwerb von Einfamilienhäusern seien sogar für 79 Prozent nicht möglich, so die Studie.

Durch das knappe Angebot seien die Kaufpreise im zweiten Quartal 2023 weiter gestiegen. Eigentumswohnungen sind 3,4 Prozent und Einfamilienhäuser 1,2 Prozent teurer als in der Vorjahresperiode.

Die Lage variiere aber regional: In der West- und der Südschweiz ist Wohneigentum beispielsweise erschwinglicher, wie die Experten schreiben.

Dank der gestiegenen Zinsen schwächt sich der Anstieg gemäss Wüest Partner allerdings ab. So sollen die Kaufpreise 2024 nur noch leicht anziehen: bei Eigentumswohnungen um 1,2 Prozent und bei Einfamilienhäusern um 0,3 Prozent, so die Prognose.

Geschäftsflächen weiterhin gefragt

Nicht nur bei privaten Objekten, sondern auch bei gewerblich genutzten Flächen zeigt sich die Knappheit. Im zweiten Quartal 2023 habe das Angebot im Vorjahresvergleich um 2,8 Prozent abgenommen. Demnach steigen wiederum die Mietpreise.

Dieser Trend dürfte laut Wüest Partner auch im Jahr 2024 anhalten, mit einem leichten Anstieg von Büromieten von 0,2 Prozent. Mittel- und langfristig dürfte die Nachfrage nach Büroräumen jedoch gemäss der Vorhersage durch Trends wie Homeoffice, Desksharing und Coworking nachlassen.

Durch die abnehmende Kaufkraft der Bevölkerung wegen der Inflation dürften zudem Verkaufsflächen im Detail- und Onlinehandel weniger rentabel werden. Daher gehen die Studienautoren im nächsten Jahr von einem Mietpreisrückgang solcher Gewerbeflächen um 1,4 Prozent aus.

Trübe Aussichten für Neubautätigkeit

Es bräuchte also mehr Bautätigkeit. Trotz der starken Nachfrage scheint der Studie zufolge aber keine Kehrtwende in Sicht. Denn die Baupreise würden weiter steigen: 2024 dürften diese gemäss Wüest Partner um 1,5 Prozent zulegen.

Weil sich Investitionen damit noch weniger rentieren, dürften die Neubauaktivitäten um 0,8 Prozent zurückgehen, so die Studie. Und dies, obwohl die Bevölkerung wächst.

Die Zahl der neubaubewilligten Mietwohnungen im zweiten Quartal 2023 lag schweizweit laut «Immo-Monitoring» um 9,5 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. «Die Hochbauinvestitionen könnten damit 2024, real betrachtet, unter das Niveau von 2013 zu liegen kommen», hiess es.

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